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Kritik an Regierungskommunikation

Ich verstehe wirklich NICHTS von der Materie, Prof. Hutter zweifelsfrei VIEL. Hier eines seiner Statements vom 13. November 2020, also noch vor offizieller Bekanntgabe des ab morgen, 17. November 2020 gültigen Lockdowns.

Was ich NICHT verstehe: Wo werden die Dialoge ZWISCHEN den Experten geführt und medial erklärt? Wo wird erklärt, warum man sich DIESER und nicht JENER wissenschaftlichen Einschätzung anschließt und gesundheitspolitische Maßnahmen beschließt, die wirtschaftliche, psychische und da und dort zweifelsfrei auch physische Todesopfer erfordern?

Was mich persönlich interessiert, wäre etwa der Unterschied zwischen der hohen Übersterblichkeit 2017 und der heutigen Situation. Diese beiden Situationen sind vergleichbar, deren Unterschiede werden da und dort auch erklärt. Eine Frage blieb bis dato für mich allerdings bestehen: Zähl(t)en Tote 2017 anders als heute?

Mich irritieren - zunächst - weniger die Maßnahmen, als die mangelhaften Hintergrundinformationen: Die Bevölkerung hat MINDESTENS das Recht, diese Entscheidungen PENIBEL erklärt zu bekommen und die zugrunde liegenden Entscheidungskriterien zu wissen. Ich lese und höre davon - z.b. im ORF - praktisch nichts.

Diskurs wandert in obskure Zirkel ab

Es scheint, als fürchten sich viele vor diesem Diskurs, auch die Experten, vor einer Debatte. Ich nehme das in meinem beruflichen Umfeld aus erster Reihe wahr. DAS beunruhigt mich tief. Es gibt kaum Räume, geschweige denn einen strukturierten Rahmen für diesen Diskurs. Doch gehört dieser dringend geführt. Von Fachleuten und Spezialisten mit unterschiedlichen Zugängen und Einschätzungen - mit dem Ziel einer Konsensfindung. So, wie es zum Beispiel bei Behandlungsleitlinien international und national gepflogen wird und gut funktioniert. Doch scheint an einer solchen transparenten Spezialistendebatte politisch kein wirkliches Interesse zu bestehen.

Intransparente Entscheidungen mit relevanten, gesellschaftlichen Auswirkungen bilden stets einen Nährboden für Vertrauensverlust, irre Mutmaßungen und Gerüchte. Denn der Wissenswille aller Interessierten bleibt ungestillt. Der Diskurs wird so in geschlossene, inkompetente und zum Teil höchst obskure Kommunikationsblasen gelenkt. Dort geben Scheinexperten und Verschwörungstheoretiker die wildesten Theorien und Erklärungen von sich und richten damit nochmals viel zusätzliches Unheil an.

Liebe Verantwortliche, Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, Herr Bundesminister Rudolf Anschober et al., - wollen wir das?

Johannes Martschin

Kommunikation schafft Vertrauen.

4 Jahre

Ebenfalls am Punkt, deine Erklärung: Den "Ausschluss von Falsifizierbarkeit aus Angst vor Gesichtsverlust"! Sehr weise, von dir, lieber Ernst Jauernik! Und nicht klug von den handelnden Personen, denn das wird sich rächen - und tut es bereits.

Damit triffst Du den wunden Punkt in der ganzen Chose ganz genau. Das Wesen eines Diskurses ist es, aus (manchmal scheinbaren) Gegensätzen eine Synthese zu bilden, um damit das Erkenntnisniveau zu steigern. Was nicht heisst, dass das dann endgültig und unverrückbar bleiben muss. Frei nach Popper: eine Theorie ist solange gültig, bis sie falsifiziert wird. Schließt man aus Angst vor Gesichtsverlust die Falisifizierbarkeit aber aus, kann das verheerende Wirkungen haben.

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