Kultur messen? Geht´s noch? Ja, geht!

Kultur messen? Geht´s noch? Ja, geht!

What gets measured gets done!

Das Prinzip des „Management by Objectives“ lebt davon, messbare Ziele (möglichst nach S.M.A.R.T.) zu definieren und deren Fortschritte zu messen.
Unternehmenskultur hält sich erfahrungsgemäß jedoch nicht in diesen „messbaren“ Dimensionen auf. Fluktuation, Krankenstand, Arbeitsqualität sind eben erst nach einer Weile messbar und oft mehr als nur einer Ursache zuzuordnen. Die Elemente der Unternehmenskultur wie z.B. Teamgeist, Mitverantwortung, offene Kommunikation, usw. entziehen sich regelmäßig geschickt dem Versuch der konkreten Messung.

There´s an App for that.
Erste Anbieter haben diese Lücke bereits zielsicher erkannt und bieten z.B. onlinebasierte Kulturmessung an. Mit Hilfe standardisierter Befragungen soll der Organisation auf den Zahn gefühlt werden. Dadurch ließen sich auch Zeitreihen abbilden, um z.B. einen Trend zu erkennen. Gute Idee. Gleichzeitig tritt auch hier der Nachteil aller Beurteilungssysteme zu Tage, weil sie immer nur eine „Steuerung aus dem Rückspiegel“ sind. Die Messung bildet immer nur die Vergangenheit ab. Eine standardisierte Umfrage ist das, was das Wort aussagt. Fest, stabil, definiert. Eben das Gegenteil von individuell, flexibel, anpassungsfähig. Damit ist es leider für eine Kulturmessung nur scheinbar hilfreich, in der praktischen Anwendung sogar kontraproduktiv. Besonders der Hinweis, die Umfrage könne auch anonym erfolgen lässt mich schmunzeln; welche ein wunderbarer Start zu einer Soll-Kultur des Vertrauens …

3 Zutaten für den Erfolg
Drei Zutaten unterstützen die aktive Gestaltung von Kultur:
- Eine klare Orientierung. Was wird von den Mitarbeitern erwartet?
- Der fortlaufende Dialog über die Umsetzung, damit die Erhebung am Ende keine Überraschung mehr ist.
- Aufbau eines Messsystems, das den Mitarbeitern kontinuierliches Feedback gibt und so die Selbstkontrolle ermöglicht.
Die Chance, sich selber kontrollieren zu können gibt den Mitarbeitern Autonomie zurück und erspart peinliche Dialoge wie z.B. „ … und was werden Sie morgen unternehmen, um sicherzustellen, dass …“ (vgl. W. Berner, Culture Change).
Eine quantifizierende Messung deckt die Unternehmenskultur jedoch nur in Teilen ab.

Qualitative Dialoge - Der Kulturdialog
Was ist einer der stärksten Treiber einer Sollkultur? Die konstante Präsenz der Kultur und der regelmäßige Austausch über deren Status und Fortschritt in der Umsetzung.
Lassen Sie ihr Team regelmäßig, „aus dem Bauch heraus“ den Zustand der aktuellen Umsetzung diskutieren. Jede Dimension Ihrer Unternehmenskultur wird zum Start z.B. durch die Mitarbeiter mit Hilfe von Klebepunkten auf einer Skala von 0-100% (Erfüllungsgrad) bewertet. Anschließend schildert jeder Mitarbeiter seine Sichtweise, wie die eigene Einschätzung zustande kommt. So entsteht ein Verständnis der Sichtweisen untereinander, und es kann ein Schwerpunkt der folgenden Diskussion beschlossen werden, welches Element der Kultur als Nächstes in seiner Entwicklung vorangetrieben werden soll. So bleiben die Mitarbeiter in der Verantwortung, sind ständig gut informiert, Strömungen sind allen transparent, ein zielorientierter Dialog wird etabliert usw..
Das Wichtigste dabei: Alle sind über das Thema Unternehmenskultur dauerhaft im Dialog.

Fazit:
Nur weil etwas nicht „klassisch“ messbar ist, heisst es noch lange nicht, dass ein Austausch über den Fortgang der Entwicklung sinnlos ist. Es geht bei der Kulturentwicklung um Dialog und den bewussten Umgang mit der Veränderung. Beides ist durch moderierte Treffen hervorragend zu lösen. Unternehmenskultur ist eben ein „lebendes“ System, dem man mit standardisierten Umfragen nicht auf die Schliche kommen kann.

Und nun?
Wissen Sie auch noch nicht, wie Sie das Thema anpacken sollen? Lassen Sie uns gemeinsam anpacken, Ihre Ziele formulieren und festlegen, welche ersten Schritte sinnvoll und clever sind. Je früher wir beginnen, desto eher können Sie die Früchte vor Ihrer Konkurrenz genießen…

Ihr Thomas Frühwein

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