LEADERSHIP - Eine Herausforderung

LEADERSHIP - Eine Herausforderung

Warum scheitern viele Unternehmen in Sachen Leadership und verlieren ihre besten Mitarbeitenden? Weshalb sind Manager nicht automatisch gute Führungskräfte und scheitern an den Ansprüchen der Mitarbeiterführung? Leadership ist eine der grosse Herausforderungen, jedoch hat das Thema nicht den Stellenwert im Management, den es brauchen würde. Das gilt auch für die Sicherheitsbranche.

Führung braucht mehr als nur Engagement!

Führung braucht seine eigenen Werte und Normen und liegt somit auch im Bezugsfeld jeder Unternehmenskultur. Führung muss ein tägliches Thema der eigenen Kultur sein und verlangt daher die nötige Präsenz und Wertschätzung auf allen Stufen. Nicht nur der Wert (Erfolg/Gewinn) des Unternehmens ist gefragt, sondern die Wertschätzung gegenüber den eigenen Mitarbeitenden. Diese brauchen den persönlichen Bezug zur Führung für die eigene positive Entwicklung und den angestrebten Verbleib im Unternehmen.

Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmen junge und gut ausgebildete Angestellte/Kaderleute verlieren oder erst gar keine mehr für die zu besetzenden Stellen finden. Auch die Sicherheitsbranche ist davon betroffen und findet nur bedingt das nötige und geeignete Personal für ihr Dienstleistungsangebot. Weshalb ist das so? Und warum verlassen gute Mitarbeitende das Unternehmen und suchen woanders ihr Glück? Hat vielleicht das Management versagt? Wird dem Thema Leadership denn wirklich die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt, wie dem des Managements beziehungsweise des monetären Gewinns?

Leadership – ein Thema mit zuwenig Präsenz

Ja, dem Thema Leadership wird oft in der Praxis zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Führungsqualitäten werden im mittleren und oberen Management einfach vorausgesetzt. Viele Führungskräfte haben nach ihrem Managementstudium oder ihrer Ausbildung das Gefühl, das Thema Leadership bereits im Griff zu haben. Sie fühlen sich nach ein paar Jahren im Beruf schon fast als die geborenen Leader. Eine aktive Auseinandersetzung und kritisches Hinterfragen des eigenen Führungsverhaltens fehlen meistens. Somit fehlt dies auch im Unternehmen und die Führungskultur leidet.

Viele Fragen und kaum Antworten

Mal ganz offen und ehrlich, wie präsent ist das Thema Führung bei Ihnen im Unternehmen? Wie authentisch sind Sie persönlich als Führungskraft und wie offen leben oder zeigen Sie Ihre Leidenschaft zum diesem Thema bei ihrer täglichen Arbeit? Und wie sieht es dabei mit Ihren Managementkolleginnen und -kollegen aus? Können Sie Ihre Mitarbeitenden im Unternehmen begeistern und arbeiten diese wirklich gerne und mit Überzeugung bei Ihnen? Welchen Spirit braucht eine erfolgreiche Führungsperson, besser gesagt ein Unternehmen, nicht nur um gut, sondern um sehr gut und als Arbeitgeber beliebt zu sein? Welchen Herausforderungen müssen sich Unternehmen und das Management stellen, um auch zukünftig die gesetzten Ziele zu erreichen? Denn eines ist klar, nicht jeder Manager ist gleichzeitig ein erfolgreicher Leader!

Veränderung durch Entwicklung

Jede Branche ist mehr oder weniger demWandel der Zeit ausgesetzt. Dies betrifft sowohl die technischen Entwicklungen als auch die kulturellen, persönlichen Ansichten der Arbeitskräfte im beruflichen und privaten Umfeld. Die Technik und der Umgang mit ihr verändern das Zusammenleben, weltweit. Dies verlangt nicht nur nach angepasstem und aktualisiertem technischen Fachwissen und -können, sondern auch nach Anpassungen im Bereich Leadership und zwar auf allen Managementstufen. Sowohl Unternehmensals auch Menschenführung sind zentrale Element für den Erfolg eines Unternehmens. Denn wer in einer vernetzten Welt betrieblich überleben will, muss sich den (technischen) Veränderungen anpassen. Die Sicherheitsbranche kann sich bezüglich des Fortschritts in Sachen Technik relativ einfach den neusten Entwicklungen und Trends anpassen, indem sie diese einfach adaptiert und auf ihr berufliches Umfeld anpasst. Jedoch hinkt hier die Verknüpfung und Anpassung zur Führung (Leadership) der neuen Generationvon Arbeitskräften hinterher. Die Generation Y (zwischen 1980–2000 geboren), die sich auf dem heutigen Arbeitsmarkt orientiert, hat andere Vorstellungen als die Generationen zuvor. Aus unterschiedlichen Studien und Berichten lässt sich herauslesen, dass diese jungen Leute mit dem technischen Fortschritt vertraut sind. Sie sind es gewohnt, in Teams und in Projekten zusammenzuarbeiten und suchen einen guten Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben. Sowohl die Selbstbestimmung als auch der Sinn bei der Arbeit spielt in ihrem Berufsalltageine grosse Rolle. Genau diese Punkte gilt es für das Management zu beachten, damit man die richtigen Menschen für sein Unternehmen gewinnen und vor allem halten kann. Entsprechen nun die bisherigen, gewohnten und verkauften Dienstleistungen der Branche der heutigen Zeit?

Nur Teamplayer überleben

Sowohl die Sicherheitsbehörden als auch die privaten Unternehmen müssen sich den nötigen Veränderungen im Bereich Dienstleistungserringung und Leadership bewusst werden. Hierbei liegt der Fokus nicht bei den «Einsätzen an der Front» sondern vielmehr im Berufsalltag. Junge, gut ausgebildete, technisch begeisterte und vernetzte Teamplayer mit dem Drang nach Selbstbestimmung können nicht mit dem alten Hierarchie- und Laufbahndenken vorheriger Generationen verglichen werden. Einsame, sich aufopfernde Helden sind keine Idealbilder mehr der jüngeren Generation und erst recht nicht auf dem Arbeitsmarkt. Somit müssen Manager und Leader ihre eigenen Erfahrungen den neuen Gegebenheiten anpassen, sonst verlieren sie die Führung, Anerkennung und ihre wertvollsten Mitarbeitenden. Das Verbleiben in alten Denkstrukturen aufgrund althergeleiteten Unternehmenskulturen kann unter Umständen zu einer eingeschränkten Sichtweise führen. Das erschwert dieEntwicklung und die Aufnahmefähigkeit für Neues im Unternehmen oder in der ganzen Branche. Der schleichende Untergang und ein falsches Dienstleistungsverständnis sind vorprogrammiert. Viele Führungspersonen neigen oft dazu, sich hauptsächlich in ihrem Berufsumfeld sowohl beruflich (fachlich) als auch privat zu bewegen. Diesen Kreis, diese Grenze gilt es aufzulösen. Es ist zu beobachten, wie verschiedene nationale und internationale Berufsverbände sich in den letzten Jahren zum Glück noch vermehrt mit dem Thema Leadership auseinander gesetzt haben. Sei dies zum Beispiel der Schweizerische Verband für Führungsausbildung oder auch die ASIS International, die global Weiterbildungen und ein professionelles Netzwerk für Unternehmen und Profis der Sicherheitsbranche auf nationaler und internationaler Ebene anbietet. Doch dies alleine reicht bei weitem nicht aus. Unternehmen, und vor allem diejenigen der Sicherheitsbranche müssen sich aktiv mit dem Thema Leadership im eigenen Unternehmen auseinandersetzen, um die guten Mitarbeitenden und Führungskräfte und somit das Know-how auf dem hart umkämpften Markt im Unternehmen behalten zu können.

10 FÜHRUNGSTIPPS

1. Leadership braucht Präsenz und Essenz auf allen Stufen des Managements und der Dienstleistungserbringung! - Besetzen Sie Ihre Kader-/Führungspositionen nur mit Personen, die etwas von Führung verstehen, suchen und wollen.
2. Leadership braucht mehr als Erfahrung, Weiterbildung und Training. Leadership braucht Emotionen und Leidenschaft! - Wecken Sie die Emotionen und Leidenschaft für die Führung bei Ihren Kader. Ist diese nicht vorhanden, besetzen Sie die relevanten Stelle(n) neu.
3. Jeder Tag beginnt mit neuen Chancen! - Fragen Sie sich und Ihr Management-Team täglich, wieso Ihre Mitarbeitenden Ihnen vertrauen und Ihren Visionen und Ideen folgen sollten.
4. Leadership braucht Erfahrung ausserhalb des kontrollierbaren, persönlichen (unternehmerischen) Programms! - Gehen Sie mit Mut und Weitsicht neue Wege für Ihr Team. Wagen Sie den Schritt in das Ungewisse, denn alte, bekannte Wege bringen keine Neuerungen.
5. Leadership bedeutet handeln und nicht nur theoretische Überlegungen über mögliche Auswirkungen! - Führung braucht Persönlichkeiten, die anpacken und den Erfolg mit ihrem Team suchen, lassen Sie die Finger weg von Theoretikern.
6. Management, Leadership und Sicherheit müssen sich dem Wandel der Zeit anpassen. Sorgen Sie für die richtige Grundeinstellung zur Entwicklung Ihrer Führungskräfte und gehen Sie mit sichtbarem und gutem Beispiel voran. Holen Sie sich dabei auch Unterstützung ausserhalb des eigenen Bereichs oder Unternehmens!
7. Leadership und Sicherheit brauchen die Nähe zur Basis, zu den Angestellten vor Ort! Ein regelmässiger Austausch vom Management zu den Angestellten ist Pflicht! Geben Sie Ihren Mitarbeitenden das Gefühl, dass Sie sich für sie interessieren und zeigen Wertschätzung.
8. Technik ersetzt keine persönliche Führung, auch wenn der technische Fortschritt viel ermöglicht. Leadership braucht persönliches Engagement! - Nutzen Sie den technischen Fortschritt, schaffen Sie dadurch Freiräume und verbinden Sie diesen gezielt mit Ihren persönlichen Führungsstärken.
9. Wollen Sie Ihr Führungsverhalten ändern, reden Sie über Ihre Ideen und nutzen Sie Netzwerke. - Suchen Sie Gleichgesinnte in- und ausserhalb des Unternehmens. Teilen Sie Ihre eigenen Ideen und suchen Sie neue in Ihrem Netzwerk. Führungsthemen verbinden Personen und erweitert den Horizont!
10. Leader müssen fokussiert, klar und stark, jedoch einer aus dem Team sein! - Führung braucht Vertrauen aus den eigenen Reihen und das selbe Verständnis für die gleichen Ziele. Geben Sie Ihren Mitarbeitenden den Platz für Individualität und Selbstbestimmung in deren Aufgabenerfüllung. Entwickeln Sie sie bedarfsorientiert weiter und übergeben Sie ihnen zielgerichtete Verantwortung.

(Autor: Anton Dörig Website, erschienen im SICHERHEITSFORUM 5/16, Website)

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