Lockdown: Warum die Flexibilisierung von Arbeitszeiten keine Eintagsfliege bleiben sollte...

Lockdown: Warum die Flexibilisierung von Arbeitszeiten keine Eintagsfliege bleiben sollte...

Jetzt kommt sie doch nochmal – die erneute Belastungsprobe für die Welt der Arbeit. Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern, sofern die Tätigkeit es zulässt, Homeoffice anbieten – so die Vorgabe der Kanzlerin und des Arbeitsministers. Dadurch sollen Kontakte am Arbeitsplatz sowie auf dem Arbeitsweg reduziert werden. Der Arbeitsminister betont, dass es sich um eine befristete, pandemiebedingte Verordnung handelt, die (erstmal?) nur bis zum 15. März gelten wird – und nicht etwa um eine Neuauflage des bereits gescheiterten generellen Rechtsanspruchs auf Homeoffice.  

Es gibt aber diejenigen, die unweigerlich am Arbeitsplatz präsent sein müssen. Auch das räumt der Arbeitsminister in seiner Pressekonferenz ein – dass Homeoffice eben für die meisten Beschäftigten nicht möglich ist, z. B. in der Produktion oder im Einzelhandel. Da war es interessant zu hören, wie die Kanzlerin in ihrer Beschlussvorstellung am Vortag zu versetzten Anfangs- und Endzeiten aufrief, um das erhöhte Verkehrsaufkommen im ÖPNV zu entzerren. Diese Forderung kam bei Herrn Heil am Folgetag nicht mehr vor. 

Flexiblere Arbeitszeiten in der Schichtarbeit

Also eine Eintagsfliege? Ja und nein. Ich denke, dass die Politik hier auch weiß, dass ein Durchsetzen flexibler Arbeitszeiten per Rechtsverordnung nicht funktionieren wird, weil es auf ganz unterschiedliche Realitäten in den Betrieben stoßen wird. Diese werden nicht immer so aussehen, dass sich versetzte Zeiten einfach realisieren lassen. Hätte man hier mit mehr Vorlauf reagiert, hätte man das aber vielleicht schon machen können. Denn wer sagt denn zum Beispiel, dass in der 3-Schicht-Produktion die Schichtübergaben immer alle zusammen um 6 Uhr, 14 Uhr und 22 Uhr erfolgen müssen? Klar, die Alternativen dazu sind in der Abwicklung nicht immer einfach, insbesondere wenn die Prozesse rund um die Schichtarbeit noch nicht digitalisiert sind. 

Dennoch gibt es sie, die Firmen, die hier vorgearbeitet haben. Nicht, weil sie eine Pandemie haben kommen sehen. Sondern weil sie andere Vorteile in einer flexiblen Staffelung von Arbeitszeiten gefunden haben. Weil es besser auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern eingeht, z. B. im Rahmen der Kinderbetreuung. Diese Firmen wären in Schlagdistanz, sowas umsetzen zu können. So wird das Statement von Frau Merkel wohl doch leider verpuffen. Schade, aber vielleicht können Sie Ihre Ideen beim nächsten Mal ein kleines bisschen früher andeuten, Frau Merkel! 

 

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