Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz
Mein Rückblick auf das Webinar mit Job Cloud AG

Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz

Diese Woche hatte ich das Vergnügen, als Speaker an einem Webinar teilzunehmen, welches sich intensiv mit dem Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz beschäftigte. Organisiert wurde es von JobCloud und Ajten Asipi, und ich hatte die Gelegenheit, meine Erfahrungen und Einsichten zu diesem wichtigen Thema zu teilen. 

Danke Ajten Asipi 🙏🏼

Das Webinar begann mit einer Einführung durch Ajten, Marketing-Eventmanagerin bei JobCloud. Sie betonte die Bedeutung des Themas und stellte den aussagekräftigen Satz: "Gesunde Mitarbeiter = Erfolgreiches Unternehmen" in den Raum. Ajten gab mir die Möglichkeit, mich kurz vorzustellen und dabei erzählte ich von meiner persönlichen Geschichte, meiner eigenen Erfahrung mit Burnout und Depression und warum ich mich der Förderung der mentalen Gesundheit verschrieben habe.

Vor mittlerweile fast vier Jahren erlebte ich nämlich selbst ein Burnout, das zu einer schweren Depression führte. Diese Erfahrung motivierte mich, ein kompetentes Team zusammenzustellen, das Unternehmen dabei unterstützt, die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. Unsere Vision ist es, 1000 Burnout-Fälle zu verhindern

Was bedeutet eigentlich mentale Gesundheit?

Zu Beginn des Webinars erklärte ich, dass mentale Gesundheit weit mehr umfasst als die Abwesenheit von psychischen Erkrankungen. Meine eigene Überzeugung ist, dass mentale Gesundheit ALLES ist, den ohne sie, ist alles NICHTS. Mentale Gesundheit bedeutet, Freude am Leben zu haben, Emotionen wie Glück und Traurigkeit angemessen zu erleben, und Selbstakzeptanz und persönliches Wachstum zu fördern. Sie ermöglicht es uns, produktiv zu arbeiten, positive Beziehungen zu pflegen und einen Sinn im Leben zu finden.

Ich betonte auch, dass mentale Gesundheit ein Kontinuum ist, auf dem sich jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens bewegt. Es geht uns manchmal hervorragend, manchmal gut und manchmal auch weniger gut. Wichtig ist, sich tendenziell in Richtung des positiven Endes dieses Kontinuums zu bewegen und dabei auch Unterstützung zu erhalten.

Was bedeutet denn Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz?

Ajten fragte mich, was mentale Gesundheit konkret am Arbeitsplatz bedeutet. Ich erklärte, dass ein Arbeitgeber die vollständige mentale Gesundheit eines Mitarbeiters nicht kontrollieren kann, dass er aber durch die Gestaltung der täglichen Arbeitserfahrungen einen erheblichen Einfluss darauf hat. Engagement ist dabei ein wichtiger Parameter. Mitarbeitende, die engagiert sind, verfügen über Energie und Motivation, pflegen eine enge Verbindung zu ihrer Arbeit, ihren Vorgesetzten sowie Kollegen und verspüren ein Gefühl von persönlicher Wirksamkeit und eigener Leistungsfähigkeit. Dieser Zustand steht im genauen Gegensatz zu Burnout, das durch Erschöpfung, Zynismus und einem Verlust der Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist.

Laut der WHO ist eine Person dann mental gesund, wenn sie:

·       seine Fähigkeiten voll ausschöpfen kann

·       mit den normalen Belastungen des Lebens umgehen kann

·       produktiv arbeiten kann

·       einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann

·       sich selbst verwirklichen und ihr persönliches sowie emotionales Wohlbefinden pflegen kann

Engagement am Arbeitsplatz bedeutet, dass Mitarbeitende:

·       voller Energie und Motivation sind

·       eine enge Verbindung zu ihrer Arbeit, dem Unternehmen, der Führungskraft und den Kollegen pflegen,

·       und, ein ausgeprägtes Gefühl von Leistungsfähigkeit und persönlicher Wirksamkeit verspüren

Der Zusammenhang zwischen Engagement im Arbeitsumfeld und mentaler Gesundheit ist vielschichtig und beginnt beispielsweise damit, dass nur Menschen, die sich optimal von ihrer Arbeit erholen können, auch ihr volles Potenzial entfalten werden können. Dies wird vor allem unterstützt durch das Vorleben eines gesunden Lebensstils, aber auch durch individuelle Präventivmassnahmen, wie sportliche Aktivitäten, die wirklich auch zu der jeweiligen Person passen. Eine effektive Balance sollte nicht nur ausserhalb, also im Work-Life, sondern auch während der Arbeitszeit, on-the-job, praktiziert und sichergestellt werden, wobei klare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben wichtig sind. Gerade auch in diesem Bereich braucht es Unterstützung, da für viele Menschen die Möglichkeit, von überall her (und deswegen auch ständig) arbeiten zu können neu ist und die Risiken über potenzielle Auswirkungen auf die mentale Gesundheit gerne vernachlässigt werden.

Menschen, die durch Vertrauen, Autonomie und Flexibilität gestärkt werden, können besser mit anderen Belastungen in ihrem Leben umgehen. Produktivität entsteht beispielsweise dann, wenn Entscheidungsfreiheit gewährt, Höflichkeit gepflegt und soziale Unterstützung angeboten wird. Ein respektvolles Umfeld, in dem persönliche Werte geachtet und Fairness praktiziert wird, ermöglicht es Mitarbeitern, einen bedeutungsvollen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten und eine enge Bindung zum Unternehmen sowie zum sozialen Umfeld aufzubauen.

Die persönliche Verwirklichung eines Mitarbeiters wird dann gefördert, wenn Menschen sich wirksam fühlen, weil sie aktiv Veränderungen herbeiführen, Entscheidungen treffen und Einfluss nehmen können. Eine Atmosphäre, die frei von der Angst ist, Fehler zu machen und in der sich jeder respektiert und wohl fühlt, ist essenziell für das Erreichen dieses Ziels.

 Wenn diese grundlegenden Dinge nicht gegeben sind, dann muss gar nicht erst über Burnout Prävention, Yoga Kurse und Meditations Apps gesprochen werden.

Die Burnout-Rate hat sich bereits zwischen 2005 und 2014 versiebenfacht - lange vor Corona. Besonders betroffen sind Frauen, die ein doppelt so hohes Risiko haben, Burnouts zu erleiden Vielleicht weil Burnout viel mehr mit Emotionen als mit dem Faktor "viel Arbeit" zu tun hat, als gerne angenommen wird? (Reine These von mir). Auch aktuelle Untersuchungen in der Schweiz zeigen, dass ein Drittel der befragten ein leichtes bis hochgradiges Burnout aufwies - Burnout ist keine Krankheit, die diagnostiziert werden muss, sondern ein Zustand auf einem Kontinuum zwischen vollem Engagement und schwerem Burnout. Jeder von uns befindet sich zu jedem Zeitpunkt irgendwo auf diesem Kontinuum, und kann ausbrennen - ohne dass er oder sie psychisch krank ist. 💡

Was waren meine Praktische Tipps zur Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz?

Im Webinar gab ich mehrere praktische Tipps zur Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz:

Bewältigbare Arbeitsbelastung: Unternehmen sollten eine ausgewogene Arbeitsbelastung sicherstellen, klare Prioritäten setzen und die individuelle Erholungsfähigkeiten der Mitarbeitenden fördern. Dies kann zu einer Reduktion von stressbedingten Ausfällen führen, die in der Schweiz jährlich Produktivitätsverluste in Milliardenhöhe verursachen.

Autonomie und Kontrolle: Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, eigenständig Entscheidungen zu treffen, was ihre Zufriedenheit und Effizienz fördert. Studien zeigen, dass fehlende Kontrolle über die eigene Arbeit das Risiko für Depressionen um 70% erhöht.

Anerkennung und Belohnung: Ein transparentes Belohnungssystem, das sowohl finanzielle als auch soziale Anerkennung umfasst, stärkt das Selbstwertgefühl der Mitarbeitenden. Bereits eine um 20% intensivere Unterstützung seitens der Führungskräfte kann zu 10% weniger Burnout-bedingten Erkrankungen führen.

Soziales Umfeld: Unterstützung und Zusammenarbeit sollten aktiv gefördert werden, um ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Ein starkes Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung sind entscheidend für unsere mentale Gesundheit. Alles was andere Menschen um uns herum tun beeinflusst sämtliche biologischen Prozesse in unserem Körper - ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.

Fairness und Konsistenz: Gerechte und konsistente Regeln sowie eine faire Verteilung von Ressourcen sind essenziell für das Vertrauen und den Respekt innerhalb der Organisation. Mitarbeitende, die sich fair behandelt fühlen, zeigen ein höheres Engagement und viel weniger gesundheitliche Beschwerden. (Welch Wunder) 🤓

Übereinstimmung der Werte: Die Werte des Unternehmens sollten mit den persönlichen Werten der Mitarbeitenden übereinstimmen. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle dabei, diese Werte zu verkörpern und zu fördern. Denn es geht nicht um die Werte, die im Leitbild stehen, oder irgendwo auf Plakaten kleben, sondern um die Werte, die Tag für Tag gelebt werden. Ein positives Arbeitsklima fördert die Mitarbeiterbindung und reduziert die Fluktuation.

Welche Auswirkungen sehe ich seit Corona und Homeoffice?

Ajten fragte, ob sich die Faktoren der mentalen Gesundheit seit der Corona-Pandemie und der Einführung von Homeoffice verändert haben. Ich erklärte, dass das Vertrauen in der Zusammenarbeit noch wichtiger geworden sei. Die Pandemie hat das Bedürfnis nach Autonomie und Flexibilität verstärkt, und viele Mitarbeitende wollten die Vorteile des Homeoffice nicht mehr missen. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden wieder ins Büro zwingen, könnten schon sehr bald Probleme haben, da die Strukturen und die Führung möglicherweise angepasst werden müssen, um den neuen Anforderungen, nicht nur von jungen Talenten, gerecht zu werden.

Wie kann man als Unternehmen ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen?

Ein gesundes Arbeitsumfeld basiert auf der Involvierung der Mitarbeitenden und der Anpassung der Lösungen an ihre Bedürfnisse. Ich betonte, dass Yoga- und Meditations-Apps allein nicht ausreichen. Vielmehr müssten die Strukturen im Unternehmen geändert werden, um eine gesunde Kultur zu schaffen. Dies beinhalte auch soziale Aspekte wie Zusammenarbeit, Anerkennung und faire Behandlung sowie moralische Aspekte wie Respekt, Gleichheit und Integrität. Der wichtigste Punkt stellt die Involvierung von Mitarbeitenden und ein sauberes Assessment dar, welches wirklich erhebt, was im Unternehmen zu Stress führt und was verändert werden kann.

Wie kann Prävention von Burnout, Mobbing und Stress unterstützen? 

Ich erläuterte, dass Stress nicht per se schlecht sei, sondern nur dann problematisch werde, wenn er chronisch werde. Burnout und Mobbing könnten durch ein tiefes Verständnis der individuellen Stressoren und der Unterstützung der Mitarbeitenden verhindert werden. Es ist wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende ihre Probleme und Ängste offen äussern können und Unterstützung erhalten. Praktisch alle Betroffenen hätten sich jemanden gewünscht, der wirklich versteht worum es geht.

Was ist die Rolle der Führungskräfte? 

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der mentalen Gesundheit. Sie beeinflussen die Interaktionen innerhalb des Teams und müssen sich aktiv mit dem Thema mentale Gesundheit auseinandersetzen. Ich betonte im Webinar, dass auch Führungskräfte unterstützt werden sollten, um ihre eigene mentale Gesundheit zu pflegen und anderen als Vorbild zu dienen. Denn immer nur mit dem Finger auf Führungskräfte zu zeigen und ihnen auch noch die Verantwortung für die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu übertragen ist ohne Unterstützung nicht nur unfair, sondern auch gefährlich.

Was ist mein Fazit für das Webinar?

Ich hoffe, dass das Webinar umfassende Einblicke und praktische Tipps zur Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz bot, und deutlich wurde, dass Unternehmen, die in die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren, nicht nur das Wohlbefinden ihrer Belegschaft verbessern, sondern auch ihren langfristigen Erfolg sichern können. Die Schaffung eines gesunden Arbeitsumfelds, das auf den Bedürfnissen der Mitarbeitenden basiert, ist entscheidend dafür. Unternehmen sollten gezielt Massnahmen ergreifen, um das Engagement zu fördern und dadurch Burnout zu verhindern.

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Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz? MENTAL HEALTH COMPANY

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Wir von der MENTAL HEALTH COMPANY bringen mentale Gesundheit an deinen Arbeitsplatz - neurowissenschaftlich und medizinisch fundiert sowie massgeschneidert auf die spezifischen Bedürfnisse deines Unternehmens.

Vielen Dank für das Teilen deines Wissens und deiner Erfahrung, Remo Gubler!

Fabian Kraxner, MD

Leitender Facharzt | 1. Schweizer als europäischer Nachwuchspreisträger in Psychiatrie | Keynote Speaker 🎤 | Gemeinderat | Sachpolitik für mehr Lebensqualität 💡

6 Monate

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