Monster-Bonde
Indem sie sich für die Muppet Show entschieden hat, ist die Berliner Verkehrspolitik zu sich selbst gekommen: Sehr lustiges und gut gemachtes Puppentheater, das vom Chaos hinter der Bühne lebt. Das Gravitationszentrum der Truppe bildet die Romanze zwischen Kermit dem Frosch (gespielt von Kai Wegner) und Miss Piggy (gespielt von Ute Bonde).
Unter Berücksichtigung von einhundert Jahren Verkehrssicherheitsforschung sowie dem Konzept der Mobilitätsbildung, wäre die Wahl freilich auf die intellektuell anspruchsvollere Alternative der Sesamstraße gefallen und die Berliner Verkehrspolitik hätte sich ihr Motto zu eigen gemacht: „Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? – Wer nicht fragt bleibt dumm!“
Die Frage nach den Gründen für ihr regelwidriges Verhalten, hätte bei den Bürger:innen erfahrungsgemäß Antworten provoziert wie: „Ich bin überzeugter Falschparker, weil es in Berlin zu wenig Autoparkplätze gibt!“; oder „Ich fahre auf dem Bürgersteig, weil es in Berlin keine sichere Fahrradinfrastruktur gibt!“; wahrscheinlich auch „Ich gehe bei Rot über die Straße, weil hier mehr Fußgänger als Autos unterwegs sind!“; schließlich ganz fatal „Ich spiele auf der Straße, weil ich ein Kind bin!“
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Jede Antwort beinhaltet eine Aufforderung an die Berliner Verkehrspolitik zu handeln und wie unschwer zu erkennen ist, es gibt hier kein ‚Miteinander‘. Vielmehr stehen sich widersprechende Interessen gegenüber, zwischen denen die Berliner Verkehrspolitik entscheiden muss. Sie muss sich entscheiden, ob sie den Autofahrenden entspricht und für die stetig wachsenden Pkw hinreichend Stellplätze zur Verfügung stellt, oder ob sie auf Kosten von Parkplätzen eine sichere Radinfrastruktur schafft. Sie muss sich entscheiden, ob sie das Überqueren von Straßen für zu Fuß Gehende attraktiv gestalten oder den motorisierten Verkehrsfluss aufrechterhalten möchte. Sie muss sich entscheiden, ob sie von Kindern erwartet, dass sie sich sicher im unsicheren Verkehr bewegen, oder ob sie im Sinne der von ihr im Munde geführten Vision Zero ein sicheres Verkehrssystem gewährleisten möchte, indem sie für den Autoverkehr weitreichende Geschwindigkeitsbegrenzungen einführt.
Dass die aktuelle Berliner Verkehrspolitik diese Entscheidungen nicht treffen kann bzw. ihren Job nicht macht, liegt daran, dass sie keine programmatische Vorstellung davon hat, wohin die Reise gehen soll. Deshalb kein Bildungsfernsehen mit der Sesamstraße sondern das lustige Chaos der Muppet Show. Im realen Leben mündet das allerdings im unheimlichen Zynismus wachsender Unfallzahlen. Vor diesem Hintergrund erscheinen Frau Bonde und ihre Monster plötzlich nicht mehr so lustig.
PR & Communication - Mobility | Logistics
2 MonateOhne zentrale Erkenntnisse und Ideen, ohne einen großen Bogen zu schlagen, ohne eine Vision von einer Zukunft verbleibt alles Handeln und Tun relativ und unbedeutend. Dabei sind langfristig wirksame Veränderungen dringend nötig. Für uns, unsere Kinder und Enkel und auch für uns selbst in 15 oder 20 Jahren, wenn wir nicht mehr topfit in 7 Sek. zur anderen Straßenseite gehen können, wenn die Sommer glühend heiß werden in der Stadt, wenn der ÖPNV immer teurer und die Fahrpläne ausgedünnt werden. Paris und andere Städte in Europa und weltweit zeigen längst, wie es geht und was alles geht. Berlin? Tja ...
CEO bei Zukunft Fahrrad
2 MonateDanke für den treffenden Text. Das ist so viel besser, also einfach zu sagen: "Diese Kampagne ist einfach bodenlos."
Robb &, Tobbi würden das Fliewatüüt für ein Lastenrad eintauschen. ROB 344-66/IIIa, genannt Robbi, leitet inzwischen erfolgreich die Robotschule und freut sich jedesmal wenn Tobias Findteisen, genannt Tobbi, zu ihm radelt.
🌎 Geospatial Evangelist, IT, Business, DevSecOps, Architect, agile Coach | Senior GIS IT Operations Manager @ Toll Collect
2 MonateSehr gut zusammengefasst. Ich sehe diese Senatsverwaltung auch nur gelähmt zwischen wissenschaftlichen "what you should do!", politischem "but we can not do!" und bezirklichem/förderalistischen "but who should do?"