NZZ am Sonntag: Die Bahnhofstrasse sieht rot | Vielen Modeläden droht das Aus | Kommentar von Marc-Christian Riebe
Boutiquen droht die Schliessung
Kommentar von Marc-Christian Riebe
Von Ueli Kneubühler und Franziska Pfister
Diverse Modeläden in Zürich suchen Nachmieter für ihre Lokale. Oft zieht ein Supermarkt oder ein Restaurant ein. Hier geht's zum Original Artikel...
Der Umstand, dass die "Bahnhoftrasse rot sieht", ist nicht nur eine Schweizer Krise, sondern ein globales Phänomen, was nicht nur auf das zurückhaltende Konsumverhalten, das neue Einkaufsverhalten im benachbarten Ausland sowie im Internet zurückzuführen ist. Viele Marken haben den Trend der Zeit schlichtweg verschlafen und sich nicht neu aufgestellt.
In Deutschland hat Gerry Weber trotz grossen Expansionsplänen in 2015 nun angekündigt 100 Stores aufzugeben. Tom Tailor beschloss dies ohne grosse Ankündigung für 80 Filialen. Starbucks hat gleich das ganze Filialnetz an den polnischen Franchisenehmer verkauft. Der französische Vivarte-Konzern musste neben 20 Schweizer Kookai Filialen auch insgesamt 230 Geschäfte von La Halle aufgeben.
Auch Louis Vuitton schliesst in China 25 Geschäfte und Hugo Boss sowie Ralph Lauren jeweils über 50 Läden weltweit. Zudem werden bei den Amerikanern 1'200 Mitarbeiter entlassen. Alleine in New York stehen an der Upper East Side und in Soho über 100 Geschäfte an 1A-Lagen leer. In Zürich sind das zum Vergleich an denselben Top-Lagen nicht einmal 10 Läden.
In der Schweiz mussten bekanntlich neben Bata, auch Bernie's, Companys und viele andere Konkurs anmelden oder dutzende Filialen schliessen. Dies bietet auch neue Chancen, wie beispielsweise für Footlocker die gerade für 950'000 Franken das Glashaus am Löwenplatz angemietet und eröffnet haben oder Denner, die es sich erlauben können den ehemaligen Companys Laden im Niederdorf nahezu ein Jahr lang leer stehen zu lassen. Mode-Unternehmer Sami Bollag-Guggenheim konnte sein altes Guess-Geschäft, was zuletzt von The Gallery genutzt wurde, an der Marktgasse gewinnbringend für einen siebenstelligen Betrag an Lululemon verkaufen und hat gleichzeitig an der Löwenstrasse im ehemaligen Jeans & Co Store mit The Gallery neu eröffnet. An der Münstergasse konnte MyMuesli das Zürcher Debüt feiern. Die Fashion-Queen Trudie Götz konnte noch rechtzeitig rund ein Dutzend Läden für zirka 20 Millionen Franken vor dem 15. Januar 2015 verkaufen, sitzt nun aber auf den ehemaligen Dolce & Gabbana Franchise-Boutiquen, für die niemand bereit ist die aufgerufenen Millionensummen zu berappen.
Diese Neustrukturierung im Detailhandel ist auch eine Chance für Bershka, Oysho, Pull & Bear, Stradivarius, Uterqüe und Zara (Home) aus dem Inditex Konzern, die schon lange auf die passenden Flächenformate warten. Auch bei den H&M Töchtern & Other Stories, COS, Cheap Monday, Monki und Weekday werden weiterhin Stores an den Prime Locations auf der ganzen Welt gesucht. Beide Konzerne wollen weiter in der Schweiz expandieren und buhlen bei den privaten und institutionellen Hauseigentümern um die besten Lagen.
Mittelfristig werden die Konzepte im mittleren Preissegment verschwinden und neue Marken wie Forever 21, Primark, TK Maxx und Uniqlo die grossflächigen Formate wie Globus, Manor, PKZ und Schild von der Bildfläche an den besten Lauflagen vertreiben, ähnlich wie das schon vor einigen Jahren beispielsweise mit ABM, EPA, Oviesse und Spengler geschehen ist.
Gerade Department Stores die auf mehreren tausend Quadratmetern Flächen an den besten Plätzen zur Miete belegen, werden dem Druck der vertikalen Filialisten künftig nicht mehr standhalten können. Das beste Beispiel hierzu ist Apple an der Zürcher Bahnhofstrasse, die auf 430 Quadratmetern mit über 100 Millionen Franken Umsatz weit über zwanzig Mal produktiver sind, als Manor im selben Haus auf 10'000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Denn institutionelle Vermieter wie die Axa, Credit Suisse oder Swiss Life schauen am Ende des Tages im Auftrag ihrer Anleger nur auf die Rendite und es ist Ihnen im Grunde genommen egal, welches Logo über dem Ladeneingang angebracht ist.
Beste Grüsse
Host/Partner bei I Favoriti
8 JahreBald werden die grossflächige Formate in der Schweiz kooperationen mit den internationale Konzerne eingehen müssen um am Ball zu bleiben...Man wird ganze Stockwerke an diese vermieten müssen um von der Frequenz zu profitieren. Oder ein Umdenken ist zu erwarten... Gym/Yoga Studios in der Sportabteilung einrichten um von den Abonnenten zu profitieren und Crossselling zu betreiben, oder Barbershops in der Kosmetikabteilung... Man wird das Produkt mit einer Dienstleistung kombinieren müssen welcher hauptsächlich darin bestehen wird, Kunden zu acquirieren und dafür sorgen wird dass dieser Kunde wöchentlich wieder kommen "muss"...