Online lernen – aber richtig!
Die Pandemie bring es mit sich, dass sich viele von uns plötzlich in Online-Trainings wiederfinden. Aber wie macht man das richtig? Anerkannte externe Experten haben dazu wertvolle Erkenntnisse gesammelt - wir im Raiffeisen Campus auch. Diese wollen wir hier weitergeben, damit Sie für sich und für Ihre Raiffeisenbank das Optimum aus Online-Trainings herausholen können - mit dem richtigen Lernverhalten.
Vorweg, wenn es um die Effektivität des Präsenzunterrichts im Vergleich zu Online-Lernen geht, dann haben etliche Studien in den letzten Jahrzehnten immer wieder bestätigt, dass die „Schüler“ in online Trainings grundsätzlich genauso viel und genauso effektiv lernen können wie im traditionellen Präsenzunterricht. Das Medium selbst ist nämlich nur ein Vehikel, um Lerninhalte zu transportieren. Es beeinflusst das Lernergebnis genauso wenig, wie ein LKW, der unsere Lebensmittel anliefert unseren Vitaminspiegel verbessern kann.
Gleichzeitig aber ist Ihnen und uns bewusst, dass die Raiffeisen-Bildung immer mehr als reine Wissensvermittlung ist. Und das wird auch so bleiben! Es ist für die Kompetenzentwicklung von unschätzbarem Wert, Kolleginnen und Kollegen zu treffen, die zwar in anderen Firmen (Raiffeisenbanken) tätig sind, aber sehr vergleichbare Herausforderungen und Aufgaben haben. Und die einen auch wirklich in die Karten blicken lassen. Diese Form des Praxislernens und des direkten Austausches wird auch weiterhin den persönlichen Kontakt brauchen.
Die Rückmeldungen, die wir nach zwei Wochen voll digitalem Raiffeisen Campus von vielen Raiffeisen Kolleginnen und Kollegen bekommen, bestätigen beides:
· Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unseren online Training-Sessions bewerten die Wissensvermittlung als „überraschend positiv“. „Das digitale Seminar ist für mich besser als erwartet gelaufen. Danke für die Durchführung.“, so ein Spitzenfunktionär in einem Kompetenz plus Modul.
· Aber man vermisst den sozialen Kontakt. „Der Spaß am Abend und die Diskussion mit Kollegen sowie der Smalltalk in den Pausen geht damit verloren“, so eine typische Rückmeldung eines Teilnehmers am Expertenforum für D.KB und CMC.
Die wirklich positive Erkenntnis für uns alle: Digitale Trainings funktionieren. Auch bei uns. Und für alle Zielgruppen - vom Kundenbetreuer bis zur Spitzenfunktionärin. Wir sind deshalb sehr froh, dass es uns gelungen ist, den Raiffeisen Campus im Vorfeld des Lock down #2 ganz kurzfristig in eine „TV-Anstalt“ mit mehreren Studios zu verwandeln. Von dort streamen wir seit Anfang November bis zu sechs Lehrgänge und Konferenzen parallel. Wir haben damit einen Modus gefunden, wie wir den Kern der Raiffeisen-Bildung durch diese Pandemie bringen, komme was wolle.
Als Bildungsexperten sind wir aber schon jetzt der festen Meinung, dass das Online-Lernen auch nach dem Ende der Pandemie einen hohen Stellenwert beibehalten wird. Vor allem dort, wo die Veranstaltungen vergleichsweise kurz sind und der Wissensaufbau im Fokus steht, werden wir weniger bereit sein, den Aufwand an Zeit und Geld – und nicht zu vergessen den negativen ökologischen Beigeschmack in Kauf zu nehmen. Kurz gesagt: Online-Learning ist gekommen, um zu bleiben!
Daher macht es für uns alle Sinn, sich das optimale Lernverhalten für das online-Lernen anzueignen. Hier nun die wichtigsten Tipps:
1. Kein Multitasking: Viele schauen, während sie sich einen online-Vortrag anhören, bei ihren social media accounts vorbei oder öffnen am Laptop parallel Websites, die mit dem Vortrag nichts zu tun haben. Das ist der sicherste Weg, um den Wissenszugewinn stark zu beeinträchtigen. Lernpsychologen habe seit fast hundert Jahren immer wieder bestätigt, dass der Mensch schlecht ist im Multitasking, gerade auch wenn es um komplexe Aufgaben wie das Lernen geht. Das gilt übrigens für Frauen und Männer gleichermaßen. Schon die Unterbrechung einer Aufgabe führt in der Regel dazu, dass sie mit schlechterem Ergebnis abgeschlossen wird.
2. Notizen machen: Wissen verfestigt sich dadurch, dass Sie das für Sie wesentliche festhalten und Kernaussagen notieren, die sie weiterverfolgen wollen. Natürlich: wenn man schon am Computer sitzt, kann man seine Anmerkungen gleich eintippen. Das sollten Sie aber nicht tun! Nehmen Sie besser E-Pen und Screen oder Stift und Papier und halten Sie Ihre Gedanken handschriftlich fest. Warum? Die renommierten Forscher Pam Müller (Princeton) und Daniel Oppenheimer (Carnegie Mellon) haben herausgefunden, dass Studenten, die handschriftlich ihre Notizen machen, besser lernen, weil sie so angehalten sind, das Gehörte geistig noch einmal zu ‚übersetzen‘ und mit eigenen Worten festzuhalten. Man prägt sich die Informationen und Konzepte dadurch besser ein. In den Computer tippen die meisten den gehörten Inhalt eins zu eins ein. Manche nutzen bereits digitale Möglichkeiten, um ganz „analog“ zu schreiben. Das ist gut so. Es ist aber aus Sicht des Lernerfolgs jedenfalls gleich gut und voll legitim, sich Unterlagen auszudrucken, um sich dort Notizen zu machen. Wir brauchen keinen digitalen Purismus, wir brauchen effektives Lernen!
3. Zeichnen: Mindmaps und andere Grafiken, die Worte und wichtige Zusammenhänge bildlich verbinden, verstärken die Merkfähigkeit des Gelernten enorm. Doppelläufiges Lernen heißt das in der Fachsprache der Lernpsychologen – Wort und Bild verknüpfen. Unser Gehirn speichert Informationen in Zusammenhängen, wenn Sie diese schon selbst zu Papier oder auf den Screen bringen, sind Sie im Lern-Vorteil!
4. Fragen stellen: In der Zoom-Konferenz Fragen stellen ist für die meisten von uns ungewohnt, im Seminarraum fällt das leichter. Aber, es ist klar erwiesen, dass Studenten die Fragen stellen, sich bei der Prüfung leichter an die hinterfragten Fakten erinnern und auch das Verständnis für die Zusammenhänge wird dadurch erhöht. Stellt man die Fragen – gleich ob via Chat-Funktion oder persönlich im virtuellen Klassenzimmer, schafft man zusätzlich auch Verbindungen zu den anderen Teilnehmern. Fragen stellen hilft doppelt: Es ist gut für die Dynamik in der Lerngruppe und gut für den eigenen Lernerfolg.
5. Aktiv erholen: Gerade bei intensiven Lerntagen ist es wichtig, die Pausen aktiv zu nutzen, um beispielsweise kurz an die frische Luft zu gehen oder sich einfach in der Wohnung die Füße zu vertreten. Keinesfalls soll man in der Pause einfach mit den täglichen Arbeiten beginnen, schließlich ist man in einer Weiterbildung und braucht die Pause zur aktiven Erholung für die nächste Etappe. Diese Disziplin ist nicht immer einfach, sie steigert den Lernerfolg aber enorm.
6. Keine Ablenkungen: Je mehr es Ihnen gelingt, bei der Sache zu sein, umso mehr werden Sie profitieren. Im Seminarraum ergibt sich das oft fast von selbst, wenn Sie aber vom Büro oder von zu Hause aus einen Weiterbildungstag machen, müssen Sie sich diesen Fokus ganz bewusst organisieren. So könnte es z.B. auf den ersten Blick schlau sein, kurze Abstimmungen mit Kollegen oder Mitarbeitern einfach nebenbei zu machen oder gar den Handwerker zu bestellen, während man von zu Hause aus am virtuellen Training teilnimmt. In Wahrheit aber wären das ideale Wege, das Lernergebnis zu „verhauen“. Nur wenn Sie sich ganz Ihrer Weiterbildung widmen können, holen Sie das Beste aus Ihrem Training raus.
7. Früh anfangen und dem Lernpfad folgen: Zunehmend werden wir im Raiffeisen Campus neben den Trainings im virtuellen Klassenzimmer auch kombinierte online-Lernangebote entwickeln, die Selbstlernphasen und virtuelles Live-Training kombinieren. Das wird Ihnen als Lerner noch mehr Flexibilität geben, den eigenen Zeitplan zu wählen. Analysen zeigen aber, dass jene Teilnehmer, die früh anfangen und dem empfohlenen Lernpfad folgen, besser abschneiden. Ein „Lernpfad“ ist eine Anleitung, die sagt, zu welchen Zeiten welche Aufgaben am besten zu erledigen sind. Warum ist das sinnvoll? Weil man sich so Zeiträume schafft, um Stoff zu wiederholen, Praxisübungen mehrfach auszuprobieren und auch einmal eine Atempause bekommt, wenn man einen mental durchatmen muss.
Zusammengefasst: Das virtuelle Lernen ist derzeit alternativlos. Vieles davon wird auch nach Corona bleiben. Mit dem richtigen Lernverhalten holen wir das Optimum heraus. Nutzen wir miteinander die Lern-Chancen, die uns diese Krise bietet!
Mag. (FH) Markus Eisl, MBA CMC verantwortet die Angebote des Raiffeisen Campus zur Führungskräfte- und Funktionärsentwicklung.
Mag. Thomas Stumbauer, LL.M ist für die Bildungsformate in der Bankausbildung verantwortlich.
Gemeinsam mit einem Team von Bildungsmanagerinnen und Bildungsmanagern organisieren sie die Raiffeisen Campus Bildung – jetzt 100% virtuell, bald auch wieder ganz persönlich.
Founder and Managing Partner at Banking Education and Examination Centre - BEC GesmbH
4 JahreHervorragende Tips die alle, die online lernen, beherzigen sollten. Wunderbar, dass dies nun so weit gestreut wird, um möglichst viele zu erreichen!
Erfahrener Trainer & Berater | Spezialisiert auf ALM, Treasury, Finanzmanagement & Digitale Transformation im Bankwesen | Innovation & Exzellenz in Finanzmärkten und Risikomanagement vorantreiben
4 JahreSehr gute Zusammenfassung. Ich glaube ebenfalls, dass es auch nach der Krise weiter mit der Online-bildung geht. Ich würde dazu vielleicht noch 2 meine Kenntnisse ergänzen: (1) wir machen Online-Bankbildung interaktiv mit live Quizzen und Bewerben, wo die Teilnehmer gleich online die Ergebnisse sehen. (2) wir machen Bank Simulationen mit Excel Online. Beides zieht die Teilnehmer in die Geschichte hinein und gleichzeitig sie begreifen viel. Wir haben damit sehr gute Feedbacks und Ergebnisse.
Bereichsleiter Personal bei RWA Raiffeisen Ware Austria
4 JahreNachdenken. Vordenken! Super konkrete Tipps für alle online LernerInnen!