Part 2 of Progress driven by Pride – Menschen aus der LGBT*IQ Community, die mir für 2020 Mut machen

Part 2 of Progress driven by Pride – Menschen aus der LGBT*IQ Community, die mir für 2020 Mut machen

Für das neue Jahr wünsche ich mir, dass es noch diverser wird als das vergangene. Deshalb führe ich hier meine Liste fort, denn die Geschichten dieser Menschen haben mich nicht nur in der Vergangenheit inspiriert, sie machen mir auch Mut für 2020. 

Und so geht es weiter: 

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Daniela Kobel ist eine bayerische Macherin mit unglaublich sympathischem Humor und, wie ich, passionierte IT’lerin. Wahrscheinlich waren das die besten Voraussetzungen, als ich auf meiner Suche nach Unterstützern innerhalb des Volkswagen-Konzerns über ihren Namen gestolpert bin. Im Oktober haben wir uns auf der „Prout at Work“-Konferenz persönlich kennengelernt. Auf der Konferenz treffen sich die Vertreter*innen der LGBT*IQ-Communities verschiedener Unternehmen.

Ohne Daniela gäbe es queer@audi nicht, das LGBT*IQ-Netzwerk für Audi-Mitarbeiter*innen. Die Community wurde im Dezember 2017 gegründet und wird vom Diversity-Management stark unterstützt, etwa durch Topmanager und Schirmherr Stephan Meier. Über 100 Männer und Frauen sind in dem Netzwerk organisiert, bei den Paraden zum Christopher Street Day in München und Ingolstadt sind sie dabei. Noch wichtiger ist aber die Arbeit nach innen, etwa die Unterstützung der Diversity-Tage bei Audi, Netzwerktreffen und Aktivitäten in Ingolstadt und Neckarsulm sowie die Zusammenarbeit mit „Prout at Work” und der Charta der Vielfalt. Vor kurzem hat Daniela den 2. Platz beim PANDA-Automotive & IT-Leadership-Contest gewonnen. Daniela zeigt mir, dass Veränderung selbst in einem vermeintlich schwierigen Umfeld wie der Automobilbranche möglich ist.

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Nikita Baranov bezeichnet sich selbst als Innovationsenthusiast und LGBT+-Prediger. Seine Arbeit für die METRO-Pride-Gruppe hat ihn im vergangenen Jahr zum Zweitplatzierten beim Award „Germany’s Top 20 Future Leaders 2019“ gemacht. Dieser Award wird jedes Jahr von der „Prout at Work“-Stiftung an herausragende Nachwuchskräfte vergeben, die sich besonders für LGBT*IQ-Themen stark machen. Nikita denkt über seine eigene Community hinaus und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Unternehmensnetzwerke überregional zu vernetzen. Mit dem LGBT+-Netzwerk Rhein-Ruhr bringt er die Communities von Unternehmen wie Bayer, Bertelsmann, Commerzbank, Metro, Henkel, Thyssenkrupp, Vodafone und vielen weiteren zusammen. Seine Idee hat mich inspiriert, einen ähnlichen Verbund im Südwesten ins Leben zu rufen.

Mit seiner Aktion „Too gay to donate blood“ macht er zudem auf die in Deutschland gelebte Praxis aufmerksam, dass offen schwule Männer, oder alle Männer, die zwölf Monate vor der Blutspende Sex mit einem Mann hatten, ausgeschlossen werden. Nikita inspiriert mich, weil er sich nie einfach mit dem Status Quo abfindet.

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Er ist für mich als Informatikerin eine besonders inspirierende Persönlichkeit. Der 1912 geborene Brite Alan Turing war seiner Zeit voraus, in gewisser Weise zu weit. Turing wurde zu einem tragischen Pionier des digitalen Fortschritts. Im Zweiten Weltkrieg half der geniale Mathematiker den Enigma-Code zu knacken, im Grunde wurde er damals zum Vorreiter der modernen Informatik. Noch heute unterscheidet man im Internet mit dem Turing-Test zwischen Bots und Menschen.

1952 wurde Turing wegen seiner sexuellen Orientierung von einem britischen Gericht zur chemischen Kastration verurteilt. Zwei Jahre später nahm er sich das Leben. Königin Elisabeth II begnadete ihn erst 2013. Als Würdigung für seine Arbeit setzt ihm die britische Regierung bald ein Denkmal. Alan Turing wird ab 2021 zum Gesicht der britischen 50-Pfund-Note. Meine persönliche Lieblingsanekdote: Er schrieb ein Schachprogramm, für das die Hardware erst lange nach seinem Tod leistungsstark genug war. Turing hatte die Fantasie, über das Mögliche und Bekannte hinauszudenken.

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Etwa 60 Jahre nachdem britische Richter das Urteil gegen Turing sprachen, wählten die Isländerinnen und Isländer 2009 Jóhanna Sigurðardóttir zur Premierministerin ihres Landes. Ein Land, das die größte Krise seiner Geschichte erlebte – die Finanzkrise – vertraute sich ihr an. Sigurðardóttir, heute 77 Jahre alt, wurde zur ersten Staatschefin der LGBT*IQ-Community in der westlichen Welt gewählt, das Forbes-Magazin setzte sie auf die Liste der 100 mächtigsten Frauen der Welt.

Auch privat ging Sigurðardóttir voran: 2010 heiratete sie die Autorin Jónína Leósdóttir, ihre langjährige Lebensgefährtin. Sie gingen die erste gleichgeschlechtliche Ehe Islands ein, sieben Jahre bevor in Deutschland die Ehe für alle möglich wurde – #LoveIsLove

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Die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel ist politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich engagiert. 2016 heiratete sie Anne Will. Die beiden hatten ihre Beziehung lange geheim gehalten und ihre eingetragenen Lebenspartnerschaft war im Deutschland von damals ein öffentliches Thema. Meckels Buch „Brief an mein Leben“ half, einen offenen Dialog über Burn-Out in unserer Gesellschaft anzustoßen.

Von März 2017 an war sie zweieinhalb Jahre lang Chefredakteurin der Wirtschaftswoche, als erste Frau überhaupt. Sie nutzte ihre prominente Position unter anderem, um sich für gesetzliche Frauenquoten in Führungspositionen einzusetzen. Seit Januar 2019 ist sie Gründungsverlegerin des vierteljährlich erscheinenden Magazins ada. Dort setzen die Autor*innen in allen Beiträgen und Artikeln konsequent auf gendersensible Formulierungen und verwenden die Silbe „*innen“; sie sensibilisieren damit für die Macht der Sprache. Was mich an Miriam Meckel inspiriert, ist ihre Energie und ihr Engagement für die Themen unserer Zeit, etwa die Frage der gesellschaftlichen Konsequenzen von künstlicher Intelligenz.

Warum ich dieses und den letzten Artikel hier auf LinkedIn geschrieben habe? Ich möchte zeigen, wie komplex und vielfältig die LGBT*IQ-Community ist! Nicht alle der hier genannten Menschen sind weltbekannte Persönlichkeiten, aber sie alle sind für ihre Sache eingetreten. Sie sind alle ein Risiko eingegangen, haben sich verletzlich und angreifbar gemacht, um etwas zu verändern. Sie inspirieren mich mit ihrem Mut und sie haben alle dafür gesorgt, diese Welt ein bisschen besser zu machen. 

Und das ist auch mein Vorsatz für das neue Jahr: Lasst uns das Leben bunter, offener und vielfältiger gestalten. Ich freue mich auf euer Feedback – wer aus der LGBT*IQ-Community inspiriert euch? Wen habe ich in meiner Liste vergessen? 


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