Rote Rosen und ein Porzellan-Service: An überholten Rollenbildern rütteln
Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als zum Internationalen Frauentag der Chef durch die Büros lief und rote Rosen an die versammelten Damen verteilte? Ich habe gar nichts gegen Blumengrüße, aber: Frauen brauchen keine Blumen als Anerkennung, genauso wenig wie ein 41-teiliges Porzellan-Service, wie es noch 1989 die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen für ihren EM-Sieg bekam.
Was wir brauchen und wofür wir auch in diesem Jahr den Internationalen Frauentag begehen, ist die „Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen“, das ist der Kampf gegen „tief verwurzelte und vielfältige geschlechtsspezifische Diskriminierung“. Das sind nicht meine Worte. Das ist der offizielle Erläuterungstext für das fünfte globale Ziel für die nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen: das Ziel „Gleichheit der Geschlechter“. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN sollen bis 2030 verwirklicht sein. Die internationale Staatengemeinschaft hat dies so beschlossen. Diese Ziele bilden den Fahrplan für internationales, für staatliches, wirtschaftliches und privates Handeln in diesem Jahrzehnt. Die Dringlichkeit des Ziels Nummer 5 wird von den UN unterstrichen: „Die Stärkung und Beteiligung von Frauen und Mädchen hat eine Hebelwirkung auf Wirtschaftswachstum und Entwicklung und ist nicht nur gerecht, sondern zugleich in ökonomischer und sozialer Hinsicht unverzichtbar.“
Wenn Unternehmen ihre internen Strukturen und Prozesse umstellen, um Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung zu verbessern, dann tun sie das nicht aus Solidarität mit einer „benachteiligten Minderheit“ – ein ansonsten ehrenhaftes Motiv, aber an dieser Stelle vollkommen unangebracht und aus der Zeit gefallen –, sondern aus Eigeninteresse. Es sollte zu den Binsenweisheiten moderner Unternehmensführung gehören, dass Geschlechtergleichheit wirtschaftlichen Erfolg befördert, sich entsprechende Initiativen also auszahlen. Die Boston Consulting Group (BCG) hat erst kürzlich wieder aufgezeigt, dass Unternehmen mit diversen Führungsteams eine neun Prozent höhere Gewinnmarge und einen 20 Prozent höheren Umsatz als die Wettbewerber verzeichnen, die „männerlastig“ geführt werden.
Es geht nicht um „Frauenförderung“ – ein Begriff, den ich seit langem als unpassend empfinde. Es geht um harte wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Ziele. Es geht darüber hinaus um eine elementare Frage von wirtschaftlichem Erfolg und von Erfolg unserer Gesellschaft als Ganzes.
Umso ärgerlicher, dass wir 2021 immer noch darüber diskutieren müssen, wie wir als Gesellschaft die ungeheuren Potenziale entfalten können, die Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft darstellen.
Frauen, die 45 Jahre oder jünger sind, verfügen über ein höheres Qualifikationsniveau als gleichaltrige Männer. Einen Hochschulabschluss haben beispielsweise 31 Prozent der 30- bis 35-jährigen Frauen, aber nur 28 Prozent der Männer. Im Prüfungsjahr 2019 waren von den 512.000 Hochschul-Absolventinnen und -Absolventen 52 Prozent weiblich. Zugleich sind immer noch nur 30 Prozent aller Führungspositionen in Deutschland mit Frauen besetzt. (Stand 2019; Quelle: destatis)
Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres nach jahrelangen Debatten einen Gesetzentwurf über eine Frauenquote für Vorstände in großen Unternehmen gebilligt. Ich begrüße das ausdrücklich. Eine verbindliche Frauenquote ist ein starkes Signal und ein Schritt in die richtige Richtung.
Und ich gebe offen zu: In dieser Frage müssen wir auch vor unseren eigenen Werkstoren kehren. Auch bei uns sind zu wenige der Führungspositionen mit Frauen besetzt.
Wir müssen das ändern. Wir werden das ändern. Mit einem Diversity-Zielbild hat Westenergie das Thema Vielfalt strategisch in der gesamten Unternehmens-Gruppe verankert. Seit kurzem gibt es zudem die FEMpower-Akademie von Westenergie. Ihr Ziel ist, Frauen in unserem Unternehmen strukturiert voranzubringen und sie auf dem Weg zu Führungspositionen zu begleiten. Strukturelle Nachteile wachsen sich nicht aus, sondern wir müssen sie aktiv ausräumen.
Mit der Akademie und weiteren Maßnahmen wollen wir erreichen, dass Frauen noch erfolgreicher sein können. Dass sie gerne in unserem Konzern arbeiten. Dass sie Sicherheit gewinnen, sich selbst für Führungspositionen in Stellung zu bringen. Dass sie strategische Partnerschaften bilden. Und dass der Konzern infolgedessen noch erfolgreicher wird.
Zur Förderung der Diversität im Unternehmen gehört es für Westenergie auch, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. So gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, zum Mobilen Arbeiten und Home Office sowie Betreuungsangebote für Kinder.
Noch entscheidender aber ist das, was in der Werbung von Opel so schön das „Umparken im Kopf“ genannt worden ist. Gleichberechtigung braucht uns alle, um wirklich gelebt zu werden. Alle Geschlechter.
Vor gar nicht so vielen Jahren führte ich ein Gespräch, in dem es um die Übernahme der Geschäftsführung eines Verbands ging. Ich hatte zuvor sieben Jahre als Parlamentarische Staatssekretärin in zwei Bundesministerien gearbeitet. Einer der Herren in der Runde fragte mich ernsthaft, ob ich den Job denn überhaupt leisten könne, schließlich müsse ich mich doch um meine drei Kinder kümmern. Da konnte ich nur antworten, die Bundeskanzlerin habe mir diese Frage nie gestellt – bevor sie mich dem Bundespräsidenten zur Ernennung als Parlamentarische Staatssekretärin vorgeschlagen hatte.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür streiten und arbeiten, antiquierte Rollenbilder und renitente Klischees über Bord zu werfen. Lassen Sie uns heute am Internationalen Frauentag umso dankbarer an jene Wegbereiterinnen der Emanzipation zurückdenken, die in den vergangenen 110 Jahren für Frauenrechte wie das Frauenwahlrecht zu Beginn des 20. Jahrhunderts gekämpft haben. Und im Übrigen – lassen Sie uns Frauen einfach mal machen.
Statt"untertan", sollten wir die Erde zu unserer Freundin machen!
3 JahreJa, was denn jetzt? "Lassen Sie uns gemeinsam dafür streiten und arbeiten" oder "lassen Sie uns Frauen einfach mal machen"? Obwohl selbst eher ein Einzelgänger, wäre "gemeinsam" m.E. der Königsweg: Frauen und Männer gemeinsam! Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Atheismus, Agnostizismus gemeinsam! Burkaträgerinnen und Nudistinnen gemeinsam! EU inklusive Schweiz, USA, China, Russland, Commonwealth und alle anderen Nationen: ohne Vetorecht der "Großen" in der UNO vereint und gemeinsam! Auch wenn ich John Lennon nie besonders mochte, zitiere ich ihn gerne: "You may say, I'm a dreamer, but I'm not the only one!"
Rentner bei selbstständig
3 JahreMan spürt immer deutlicher, wie wichtig weibliche Impulse, Kreativität und Orchestrierungsfähigkeit gerade im wirtschaftlichem Bereich benötigt werden.
Ja, meine Kinder haben mich auch schon gefragt, warum es eigentlich keine Müllfrauen und Kita-Erzieher in Ihrem Umfeld gibt. Es ist aber oft die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz, die Frauen in vermeintlich typischen Männerberufen ("Mannsweib", "bestimmt lesbisch") als auch der Erzieher ("mein Kind darf DER nicht betreuen, der ist bestimmt pädophil") verhindern. Umgekehrt hat ein Mann in einem "typischen" Frauenberuf es auf dem "Heiratsmarkt" schwerer, eine Frau im Männerberuf manmal sicherlich auch. Bei zwei zur Auswahl stehenden Kandidaten (m/w/d) muss einfach der/die geeignetere eingestellt werden. Fertig.
Älter werden heißt nicht fauler und dümmer werden. Was ich verspreche, halte ich auch!
3 JahreChapeau! und 100%ig dáccord! Endlich mal ein Statement, das nicht nach Quoten und dem Heilsbringer aus der regierung schreit, sondern das vorschlägt, was m.E.´s sinnvoll ist: "Einfach machen!!"