Selbstherrlichkeit oder Souveränität. Stures Beharren oder Fehlerkultur.

Vielleicht liegt es ja an den Umständen, mit denen wir seit wenigen Jahren konfrontiert sind:

Selbstherrliche, narzisstische, bis zur Lächerlichkeit selbstverliebte Führungskräfte auf der internationalen politischen und wirtschaftlichen Bühne (meist Männer!). Oder ist es eine gewisse Ernüchterung, die den Glauben an den „guten Menschen“ durch ungezählte konkrete Erfahrungen des glatten Gegenteils unterminiert hat. Die Kraft der Selbstreflexion, des wohlwollend-kritischen Umgangs mit den eigenen Weichenstellungen scheint keine besonders hohe Konjunktur zu haben.

Das Beharren auf sogar als objektiv falsch erwiesenen Sachverhalten siegt über das Eingeständnis des Irrtums. Fake News triumphieren über die schwer verdauliche Tatsache. Im Führungsalltag in der Wirtschaft kann so eine Verhärtung der Perspektiven schreckliche Konsequenzen haben.

Ich habe einmal einen Teamleiter gecoacht, der in der Analyse des Coaching-Gesprächs feststellen musste, dass er in einer sehr wichtigen geschäftlichen Angelegenheit falsch entschieden hatte. Die Konsequenz waren viele leere Kilometer, die sein Team gelaufen war. Und: Kein Eingeständnis dem Team gegenüber, dass nun einmal eine Fehlentscheidung des Chefs passiert war.

Ich schlug vor, dem Team kooperativ gegenüberzutreten und die falsche Entscheidung zuzugeben. Und das Team um seine weitere Loyalität zu bitten, man werde alles gemeinsam wieder reparieren, schließlich ging es ja nicht um eine Operation am offenen Herzen und die Lage ließe sich ja auch wieder sanieren. Große Entrüstung seitens meines Kunden. Das ginge wohl gar nicht, wo käme man da hin, da würde doch die Achtung des Teams verloren gehen. Später rief mich sogar der Chef des Teamleiters an und beschwerte sich bei mir, welchen halsbrecherischen Schwachsinn ich seiner Führungskraft da einrede.

Wochen später: Alarm! Ich soll sofort anrücken, das gesamte Team hätte die Arbeit niedergelegt und dem Teamleiter die Gefolgschaft versagt. In einem Dutzend Einzelgespräche hat mir jedes Teammitglied die gleiche Botschaft vermittelt: Wenn unser Chef bloß 1 Mal zugeben könnte, dass auch er Fehler macht – wir würden ihn auf den Schultern um den Häuserblock tragen. Souveränität.

Zugeben können, dass man Mensch ist. Und nicht Gott. Offen reflektieren, was falsch läuft und was der eigene Anteil daran ist. Den Lösungsmodus ankicken und beherzt nach vorne gehen. Vom toten Pferd absteigen und sich bewegen. Selbstbewusst. Selbstbestimmt.

 

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