Späterkennung von ADHS: Geschlecht, IQ und soziale Faktoren im Fokus

Späterkennung von ADHS: Geschlecht, IQ und soziale Faktoren im Fokus


Eine neue Studie, veröffentlicht im British Journal of Clinical Psychology (2024), beleuchtet spannende Erkenntnisse zur Diagnostik von ADHS. Insbesondere zeigt sie, wie Geschlecht, kognitive Fähigkeiten und soziale Faktoren das Alter beeinflussen, in dem ADHS erkannt wird. Dies sind die wichtigsten Punkte:

Warum Mädchen und Kinder mit hohem IQ oft später diagnostiziert werden

  • Geschlechtsunterschiede: Mädchen mit ADHS zeigen oft unauffälligere Symptome wie Inattentivität oder Angst, die seltener als ADHS erkannt werden. Gleichzeitig werden Jungen durch hyperaktiv-impulsive Verhaltensweisen häufiger und früher diagnostiziert.
  • IQ und Kompensation: Kinder mit höherem IQ entwickeln oft Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu kompensieren. Dies kann dazu führen, dass ADHS erst später sichtbar wird, oft erst, wenn die Anforderungen steigen.

Einfluss von sozioökonomischem Status und Ethnizität

  • Kinder aus Familien mit höherem Einkommen oder besserer Bildung werden später diagnostiziert. In Kanada, wo die Studie durchgeführt wurde, könnte das mit dem öffentlichen Gesundheitssystem zusammenhängen, das weniger finanzielle Barrieren hat.
  • Kinder nicht-weißer Mütter wurden ebenfalls später diagnostiziert. Hier spielen kulturelle Faktoren und mögliche Vorurteile eine Rolle, die die Erkennung von ADHS beeinflussen können.

Warum diese Ergebnisse wichtig sind

Spätdiagnosen können gravierende Folgen haben: unbehandelte ADHS-Symptome führen oft zu schulischen, beruflichen und sozialen Problemen. Die Studie betont, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Unterschiede und kognitive Fähigkeiten in der Diagnostik zu berücksichtigen. Außerdem fordert sie eine stärkere Sensibilisierung für soziale und kulturelle Unterschiede.

Handlungsempfehlungen

  • Frühzeitige Diagnostik: Insbesondere bei Mädchen und Kindern mit hohem IQ ist mehr Aufmerksamkeit erforderlich.
  • Individualisierte Ansätze: Diagnostische Kriterien sollten diverser werden, um unterschiedliche ADHS-Profile besser zu erfassen.
  • Kulturelle Kompetenz stärken: Fachkräfte sollten besser geschult werden, um auch Kinder aus verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten rechtzeitig zu unterstützen.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, ADHS in all seiner Vielfalt zu verstehen und zu diagnostizieren. Nur so können betroffene Kinder rechtzeitig unterstützt und langfristige Nachteile vermieden werden.


Hast du in deinem Umfeld ähnliche Erfahrungen gemacht? Teile gerne deine Gedanken oder lass uns darüber sprechen!

📚 Zur Studie: Sex and intelligence quotient differences in age of diagnosis among youth with ADHD

LG Martin 🧠💡🌈👥🗣️✨🔗🎨💬🚀 Mehr Infos und Community-Austausch auf ADHS-Spektrum

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Halime Kuruscu

Personalreferentin bei tandem BTL gGmbH

1 Woche

Ein großartiger Beitrag! Erst vor Kurzem, Mitte zwanzig, habe ich die Diagnose ADHS und Autismus erhalten. In der Therapie war ich so erstaunt darüber, wie viele meiner 'Macken' eigentlich klare Symptome sind. Diese Erkenntnis hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf die eigenen Herausforderungen zu achten und sich Unterstützung zu holen, vor allem dann, wenn Außenstehende/Engste keine Hilfe darstellen!

Tatjana Peinthor

ME/CFS expert, make differents therapie for recovery ME/CFS own research since 2022 (multisystemic->cellbased, neurobased and mental) Therapie Advice ME/CFS Free Advice for muslims: islamic marriage, life difficults

1 Woche

Das Masken ist so der Grund 😁 und die Intelligenz dazu sich besser anzupassen um Konflikte zu meiden, diese ein Meltdown auslösen könnten. 🧠 Oft wird ein Meltdown mit viel Verachtung und Ächtung auch negativ stark abgewertet und ist eine Schikane für uns Betroffene. Das prägt sich ein..

Conny Döring

Unternehmerin "Die Schwimmschule"

2 Wochen

Ich wäre nie diagnostiziert worden, hätten die Coronamaßnahmen nicht meine Existenz zerstört. • 8. Klasse wiederholt („Cornelia, das wäre nicht nötig gewesen!“, vorherige Klassenlehrerin). • Abitur abgelegt („Die kleine Döring, wer hätte das gedacht!“ (ehem. Biologie- / Chemielehrerin). • 1. Staatsexamen (nach 6 Jahren statt 6 Semestern), Lehramtsstudium Sek. I Sport / Geschichte • 2. Staatsexamen (aber so mittelprächtig, dass ich keine Stelle bekam). Statt dessen glücklicherweise Mutter geworden, überstürzt selbstständig gemacht, sofort sehr erfolgreich gewesen & durch glückliche Umstände expandiert. Großartige Mitarbeitende gefunden, die mir u.a. die Dinge abgenommen haben, die mir überhaupt nicht liegen (Büro). Ich hätte bis 80 im Wasser gestanden, jetzt hadere ich seit fast 5 Jahren mit all den Verlusten, die mich durch & während Corona getroffen haben … Diagnose erst Anfang 2024 (Reha), aber bisher kaum weiterführende Maßnahmen, da dies in der PKV nicht abgedeckt war / ist & ich aufgrund meines Alters nicht mehr in die GKV wechseln konnte. Meine unbewusst entwickelten ADHS Strategien ziehen nicht mehr. Im „Pippi Langstrumpf“ Cartoon von Gerhard Haderer erkenne ich mich wieder, allerdings nicht mehr so glücklich …

Anke Kidan

Selbstbestimmung für jede*n durch Empowerment und Coaching

1 Monat

Danke für den wichtigen Beitrag. Hoffen wir das in Zukunft auch bei Mädchen und Frauen frühzeitig die Probleme auffallen und sie diagnostiziert werden, damit sie die erforderlichen Hilfen erhalten können.

Gabriele Steeb

Spezialistin Interne Unternehmenskommunikation

1 Monat

„Die Befragungen und Tests sagen etwas anderes, aber Sie haben ja Abitur und studiert, Sie können kein ADHS haben.“, so die Aussage einer Ärztin vor einem Jahr. 🤷🏻♀️ Eine Frage habe ich Martin Winkler: Was bedeutet Inattentivität?

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