Spuren der Eiszeitjäger
Die Steinzeit ist die früheste Epoche der Menschheitsgeschichte. Diese begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete erst ungefähr 2200 v. Chr. Und eine ganze Reihe archäologischer Funde legt nahe, dass den Menschen in der späten Steinzeit schon sehr viel mehr möglich war, als Wissenschaftler lange vermuteten.
Einen kleinen Einblick in die Fertigkeiten der Menschen der späten Steinzeit liefert nun ein Fund in der Mecklenburger Bucht. Dabei handelt es sich um einen vor mehr als 10.000 Jahren von Jägern und Sammlern angelegten Steinwall, der 971 Meter lang, bis zu zwei Meter breit und meist unter einem Meter hoch ist. Der Wall befindet sich heute in etwa 21 Metern Tiefe der Ostsee, welche die Anlage vor etwa 8.500 Jahren überflutete. Als sogenannter Blinkerwall diente er wohl dazu, Rentiere oder andere Beute zu erlegen.
Dafür hatten die Steinzeitmenschen der Ostseeküste eine Menge Arbeit investiert. Denn es wurden fast 1.700 Steine dafür bewegt, häufig schwere Brocken unter 100 Kilo. Auch ohne nähere Hintergründe zu kennen, so ist es doch naheliegend zu vermuten, dass die Konstrukteure des Walls zum einen über einen erhebliche manpower sowie Hilfsmittel verfügen mussten. Das ganze Werk hatte gewiss einige Jahre Arbeit in Anspruch genommen - und ohne Hub- und Ziehmittel kann das schwerlich funktioniert haben.
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Heute liegt der Wall in 21 Meter Tiefe der Ostsee. Damit ist er für Taucher erreichbar, sodass hoffentlich Forschungsmittel zur Verfügung stehen, um nähere Erkundungen vorzunehmen, die detaillierte Erkenntnisse liefern.
Fun fact: Vor etwa 10.000 Jahren ging die letzte Eiszeit, die 11.000 Jahre andauerte, zu Ende. Der Wall wurde also zu einem Zeitpunkt errichtet, als zum einen die Umweltbedingungen noch extrem schwer waren und zum anderen die Ostsee sich wohl am weitesten zurückgezogen hatte. Deshalb sind Funde aus dieser Zeit auch selten, da sie mit dem Beginn der Warmzeit unter dem Wasser verschwanden. Entdeckt wurde der Blinkerwall zufällig im September 2021 bei Kartierungen - wahrscheinlich aus der Luft. Mitunter wird die sogenannte Lidar-Technologie eingesetzt, die verborgene Oberflächenstrukturen darstellen kann.
Es lauern also noch viele weitere archäologische Funde da draußen. Es gibt unter anderem einen, der nahelegt, dass schon die Menschen der Steinzeit große Entfernungen über das Eis zurücklegen konnten - was zum Beispiel ein Erreichen von Nordamerikas Südküste ermöglichen könnte noch bevor die Beringstraße frei wurde. Für die Reise über das Eis hatten die Steinzeitmenschen ein Hilfsmittel. Sobald ich mehr darüber weiß (welches es ist, ist schon gesichert), werde ich darüber berichten. Auch ein zweites Hilfsmittel wäre möglich: Denn dass der Wind Unterstützung liefern kann, dass hatten ganz gewiss auch die Menschen der Steinzeit schon begriffen.