Technologie vs. Menschlichkeit – Wie wollen wir unsere Zukunft gestalten?
Futurist Gerd Leonhard ist digitaler Gestalter und inspiriert mit seinen Gedanken über unsere digitale Zukunft seit Jahren seine Zuhörer in den Chefetagen vieler Unternehmen. Im Laufe seiner zahlreichen Technologie-Weckrufe sind ihm offensichtlich Zweifel gekommen, dass Technologien zu viel Freiraum erhalten könnten. Diese Gedanken hat er in seinem Buch „Technology vs. Humanity: Unsere Zukunft zwischen Mensch und Maschine“ verarbeitet.
Trigger mit Optimismus
Dabei soll der gewählte Titel mehr als Provokation denn als Zukunftsvision verstanden werden, denn in Bezug auf uns und unsere Zukunft ist Gerd Leonhard Optimist. Er ist zuversichtlich, dass wir Menschen die (digitale) Technik zukünftig sinnvoll und zum Wohl der Menschen einsetzen können. Dies aber nur, wenn wir (jetzt) andere Regeln aufstellen und umsetzen.
Sein Vergleich heutiger digitaler Gestalter mit Oppenheimer und Einstein, die sich nach dem von ihnen unterstützten Einsatz der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki klar gegen nukleare Kriegsführung positioniert haben, ist schon ziemlich drastisch.
Menschlichkeit als Maßstab
Leonhard versucht, einen konkreten Ansatz und ein „Pack-An“ zu finden, welche Veränderungen wir als Menschen angehen sollten, damit wir nicht auf der Strecke bleiben, sondern technische Möglichkeiten zu unserem Vorteil einsetzen. Es geht ihm darum, das Menschliche zu bewahren und der Technologie nicht alle Felder zu überlassen, die technisch machbar sind. Er rät uns, Grenzen zu setzen und dabei die Menschlichkeit als Maßstab zu verwenden.
Konkrete Möglichkeiten
Nicht nur am Ende des Buches gibt es strukturierende Einteilungen und Empfehlungen, wie wir dieses Projekt zur Bewahrung der Menschheit konkret angehen können. Man merkt als Leser, dass Gerd Leonhard dieses Buch eine echte Herzensangelegenheit ist und er stellt seine Ideen und Argumente strukturiert dar. Dennoch klingen einige seiner Aspekte aus dem Blickwinkel der immer schneller werdenden Effizienz-Welt manchmal ein wenig banal und ich kann mir vorstellen, dass er dafür kritisiert wird.
Digitale Ethik
Aber auch wenn “Technology vs. Humanity“ keine breite Anhängerschaft hinter sich vereinen wird, so ist es doch wichtig, dass es dieses Buch gibt. Denn es kann den Grundstein für eine Veränderung der Randbedingungen schaffen, damit digitale Technologie ein Ermöglicher bleibt und wir Menschen uns mit neuen ethischen Grundsätzen und unserer eigenen Werteorientierung auch digitale Technologien nutzbar machen, ohne dabei unsere menschlichen Wesenszüge zu verlieren.
Gerd Leonhard
Technology vs. Humanity: Unsere Zukunft zwischen Mensch und Maschine
Verlag Vahlen, 229 Seiten, 19,80 Euro
Kindle-Ausgabe 16,99 Euro
Dieser Artikel erschien zuerst auf stefanfritz.de.