Track down the virus
Hilft sie oder hilft sie nicht? Eine Tracking-App, die uns informiert, wenn wir Kontakt zu einem nachweislich Infizierten hatten. - Selbstverständlich hilft sie. Etwa jede zweite Infektion erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem der Träger des Virus noch keine Symptome zeigt und sich seiner Infektion nicht bewusst ist. Und also weiterhin seiner Arbeit nachgeht, morgens beim Bäcker Schlange steht, im Supermarkt einkauft und Bus und Bahn fährt. Sobald bei ihm eine Infektion festgestellt wird, erhalten alle Kontaktpersonen eine Nachricht, können sich sofort testen lassen und sich im Bedarfsfall isolieren – die Infektionskette ist unterbrochen. Auf Basis von Bluetooth funktioniert das auf wenige Dezimeter genau. Es müssen keine Bewegungsmuster gespeichert werden, nirgendwo wird hinterlegt, wo jemand war, es werden keine Telefon- oder Imei-Nummern erfasst, nichts von alldem. Erfasst wird nur, mit welchem digitalen Alias jemand Kontakt hatte. Der Ort spielt keine Rolle, es geht nur um die Distanz. Mehr Anonymität geht nicht.
Und so finde ich maximal irritierend, wenn der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Stefan Brinck sich explizit gegen diese App ausspricht und auf netzpolitik.org ausgerechnet die Corona-Krise nutzt, um das "Ende der Digitalisierung" auszurufen. Er hegt u.a. Zweifel an der Anonymität der App und ganz offenkundig würde er diese App wie so viele andere am liebsten verbieten. Das ist sein Job, und so verstehe ich das. Kein Verständnis habe ich hingegen dafür, wenn ein öffentlich bestellter Datenschutzbeauftragter in der aktuellen Situation Phantome jagt, Lösungen blockiert und kein konstruktives Angebot macht. Zur Erinnerung: Auch bei uns sind inzwischen mehr als tausend Menschen an Covid-19 gestorben, 82 Millionen Menschen stehen in ihrer Freizeit seit Wochen faktisch unter Hausarrest, die Wirtschaft läuft in die größte Krise der letzten 70 Jahre, Hunderttausende verlieren ihren Job.
Um den 16. April soll es die App geben. Selbstverständlich ist sie kein Allheilmittel. Aber sie ist ein wichtiges Instrument, um das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben mit viel Augenmaß Schritt für Schritt wieder zu reaktivieren. Damit die App wirkt, muss sie von möglichst vielen genutzt werden, 60-70 Prozent der aktiven Bevölkerung sollten es mindestens sein. Ich werde sie einsetzen, sobald sie da ist. Und ich hoffe, alle machen mit. Bei Phoenix gab es dazu eine Talkrunde, und ich durfte mich aus meinem Homeoffice dazuschalten.
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4 JahreLb Bernd sehr richtig, auch ich werde sie einsetzen,sobald sie da ist - guter Kommentar - du brinckst das auf den Punkt👍