Update Systematische Trendfolge vom 20.07.2018

Update Systematische Trendfolge vom 20.07.2018

Obwohl Trump heute Nachmittag schon wieder zum verbalen Rundumschlag gegen China und Europa ausholt, bleiben die Märkte immer noch relativ gelassen. Inzwischen sind auch so viele Drohungen im Markt, daß die Ernsthaftigkeit der wahren Absichten dahinter kaum noch zu erkennen ist.

Die Erholungsbewegung an den Aktienmärkten hat sich in der vergangenen Woche fortgesetzt. Die freundliche Tendenz war dabei nicht auf den deutschen Leitindex beschränkt, sondern kennzeichnete auch die Entwicklung anderer Börsenbarometer. Insbesondere am US-Aktienmarkt ging es wieder kräftig nach oben, der dortige Technologieindex Nasdaq Composite schaffte ein neues Rekordhoch.

Die Kurserholung vollzog sich dabei vor dem Hintergrund einer anhaltenden politischen Unsicherheit. Weder hat US-Präsident Trump auf seiner jüngsten Europareise, unter anderem zum NATO-Gipfel in Brüssel, auf neue Provokationen verzichtet, noch zeichnet sich eine Entspannung bei den zahlreichen Handelsstreitigkeiten ab. Die Antwort der Europäer auf neue US-Schutzzölle hat Trump mit möglichen weiteren Zöllen, zum Beispiel auf europäische Autoimporte in die USA, gekontert. Kompromissvorschläge wie bilaterale Zollschranken bei Autos ganz zu streichen, scheitern bislang an Interessengegensätzen der Europäer. Noch stärker eskaliert ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Dort sind bereits Zölle auf wechselseitige Warenwerte von 34 Mrd. US-Dollar in Kraft, was die chinesische Regierung vom„größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte“ sprechen ließ. Auch hier wollen die USA nachlegen, Zölle auf chinesische Importe von 200 Mrd. US-Dollar und mehr stehen im Raum. Heute sprach Trump davon, "er könne bis 500 Mrd. gehen". Peking müsste in diesem Fall nach anderen Druckmitteln Ausschau halten, denn für eine adäquate Reaktion sind die US-Importe nach China nicht groß genug.

Beruhigend an den Aktienmärkten wirkt allerdings, dass sich der Handelsstreit zumindest bislang noch nicht belastend auf die Wirtschaftsdaten der beiden Kontrahenten ausgewirkt hat. Dies gilt vor allem für die US-Wirtschaft, die mit zunehmender Dynamik auf die Impulse der Steuerreform und eineden Konsum stützende Arbeitsmarktbelebung reagiert. Aber auch in China zeigten sich die realen Daten wenig beeindruckt, die Wirtschaft ist im zweien Quartal 2018 mit 6,7% kaum schwächer als im Vorquartal (6,8%) gewachsen.

Der wichtigere Grund für die wieder gestiegene Zuversicht an den Aktienmärkten dürfte allerdings die Hoffnung auf gute Unternehmenszahlen im Rahmen der Berichtssaison sein. Bereits zum Ende der Vorwoche konnten einige US-Großbanken die Anleger überzeugen. Insgesamt wird für die S&P-500-Gewinne im zurückliegenden Quartal ein Anstieg um 20% gegenüber dem Vorjahreszeitraum erwartet.

Dabei sind die Chancen gut, dass die Analystenschätzungen übertroffen werden. Im ersten Quartal gelang dies immerhin 55% der US Unternehmen, sodass die Quartalsgewinne am Ende um knapp 25% höher lagen im Vergleich zu den ursprünglich geschätzten 17%. Auch im zweiten Quartal dürften die S&P-500-Gewinne stark von der Steuerreform profitiert haben, selbst bereinigt um Steuereffekte rechnet die Analysten aber noch mit einem Gewinnplus von gut 10%. Überproportionale Gewinnzuwächse werden in den drei Branchen Finanzen, Technologie und Erdöl erwartet.

Europäische Aktien sollten von guten US-Berichten profitieren, selbst wenn sie beim Gewinnwachstum wohl nicht mithalten können. In Europa erwartet man im Durchschnitt ein Gewinnplus von gut 8%. Im DAX, dem ein starker Energiesektor als Gewinntreiber fehlt, dürften die Gewinne wohl nur zwischen 2 und 8% wachsen.

Im Wikifolio habe ich eine 50% Long Position auf den S&P aufgebaut, um von der Berichtssaison zu profitieren. Der Dax schwächelt heute aufgrund der Berichtslage aus USA bedenklich, ich erwäge aber eine Long-Position bei weiterer Schwäche auf Basis von 12100 Punkten.



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