Systematische Trendfolge Marktbericht vom 2.09.2019
Nach langer "Sommerpause" gebe ich auch mal wieder meine "50-Cents" zum Marktgeschehen wieder. Zur aktuellen Lage gibt es nicht viel Gutes zu berichten. In den letzten 12 Monaten hat der ifo-Geschäftsklimaindex 11 Mal nachgegeben. In Deutschland riecht es nach Rezession. Der weiter tobende US-chinesische Handelskrieg und ein immer wahrscheinlicher werdender No Deal-Brexit nehmen deutschen Unternehmen viel Planungssicherheit. Die ifo Geschäftserwartungen fallen im August so pessimistisch aus wie zuletzt im Krisenjahr 2009.Im verarbeitenden Gewerbe als Kernbranche der deutschen Wirtschaft ist das Stimmungstief besonders markant. Der Industrie-Abschwung zieht jetzt auch die deutsche Binnenwirtschaft in Mitleidenschaft. So sind im Handel die Aussichten sogar noch trüber als in der Industrie. Im Dienstleistungssektor wächst der Zukunftspessimismus rasant und selbst im robusten Baugewerbe zeigen sich erste Sorgenfalten.
Während in Deutschland die "schwarze Null" weiterhin Fetisch bleibt und Ausgaben nur für neue soziale Wohltaten und nicht für Investitionen in den Wirtschaftsstandort da sind, werden in China und USA weiterhin Fakten durch Modernisierungen und Infrastrukturinvestments geschaffen. Die Untätigkeiten der Deutschen wird nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen. Dabei stehen bei den "Rekordminuszinsen" die Möglichkeiten sinnvoller Anschubfinanzierungen für die Konjunktur nun wirklich bereit.
Die Politik zieht es aber weiter vor, zu unterlassen, statt zu tun. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten ist Deutschland ein Hochsteuerland für Unternehmen, deren Konkurrenzfähigkeit von innovativen Produkten abhängt. Dabei leistet eine innovative Industriegüterkultur eher der Mittelstand, weniger die Großindustrie. Das gilt neben Unternehmen aus MDAX und SDAX ebenso für Technologiewerte aus dem TecDAX, die vom Megathema Digitalisierung profitieren. Nicht zuletzt laufen Mittelstandsaktien vor allem aus dem Tech-Lager langfristig besser als der DAX. Summa summarum : für Deutschlands Industrie könnten die Rahmenbedingungen deutlich besser sein.
Und für den Anleger ? Mit Finanzminnister Scholz haben deutsche Wertpapiersparer einen erbitterten Feind in der eigenen gewählten Politik. Er tut so, als wären deutsche Aktienanleger generell Turbokapitalisten, die, wie ein vielzitierter SPD-Kartoon zeigt ,im Liegestuhl die Geldbündel zählen. Neue Steuern wie eine Finanztransaktionssteuer (natürlich nur für deutsche Aktien-Anleger) oder nicht die Nichtentlastung durch die Beibehaltung des Solidariätszuschlags sind Selbstverständlichkeiten für die "achso starken Schultern" der deutschen Kleinanleger.
Die Märkte halten sich angesichts der Vielzahl der Belastungsfaktoren immer noch erstaunlich gut. Es halt wohl weniger mit Zuversicht zu tun, als am Mangel attraktiver Investmentalternativen zum Aktienmarkt. Zinsen sind global kaum noch existent, Immobilien sehr teuer oder komplett überbewertet. So gesehen sind globale Aktienmärkte mit KGVs von 13- 20(USA) noch ein Schnäppchen.
Und daher bleibt abzuwarten, ob der September seinem Ruf als besonders schlechter Börsenmonat gerecht wird. Klar ist, das Trump ab Herbst gute Nachrichten für seinen Wahlkampf braucht. Zumindest ein begrenzter Deal mit China würde mich nicht überraschen.
Trendfolgesysteme haben es seit langem in einem Umfeld schwer, wo ein Tweet von Trump mal eben eine Richtungsänderung für einen Tag oder ein paar Stunden bedeutet. Ich habe,um nicht ständig ausgestoppt zu werden, meine Aktivitäten über den Sommer reduziert. Mit neuem Elan und verbessertem Handelssystem gehe ich jetzt den Herbst an.