Verantwortung in Familie und Beruf – Betrachtungen eines Vaters
Am 08. März stand der Weltfrauentag im Kalender. Insbesondere auf Social-Media konnte man ihm nicht entgehen. In den beruflichen Netzwerken wie LinkedIn lag der Fokus auf der Rolle der Frau im Beruf. Die immer noch bestehenden Ungleichheiten wurden genannt und Erfolge, diesen zu begegnen, vermittelt. Die statistischen Fakten in Deutschland sind glasklar: Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Frauen im Durchschnitt 21 % weniger verdienen als Männer. Eine Studie des DIW Berlin von 2021 ergab, dass Frauen in Führungspositionen nur einen Anteil von 30 % ausmachen. Eine Umfrage des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen aus dem Jahr 2019 ergab, dass 59 % der Frauen angeben, schon einmal Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts am Arbeitsplatz erfahren zu haben. Ein nach wie vor wichtiges Thema, welches weiterhin große Beachtung finden sollte. Auch die Laacher Buch- und Kunsthandlung präsentierte ein Kartenspiel mit erfolgreichen Frauen. Ohne den Tatbestand der Ungleichheit schmälern zu wollen, möchte ich in meinem heutigen Beitrag auf einen wenig kommunizierten Punkt zu sprechen kommen: die Herausforderungen des „neuen“ Role Models für Männer, Männer in Führungspositionen, Männer als Kollegen, Männer als berufstätige Väter.
Eines vorweggenommen: In meiner gesamten Berufstätigkeit habe ich nie einen Fall erlebt, in dem eine Frau bei gleicher Tätigkeit ein anderes Gehalt erhielt als ein männlicher Kollege. Auch als Führungskraft ist es für mich undenkbar, Frauen anders zu begegnen als Männern. Für mich fand und findet eine Zusammenarbeit grundsätzlich auf Augenhöhe statt. Die Würde jedes einzelnen gilt es zu achten und ein wert- und respektvoller Umgang miteinander ist nicht diskutabel. Vielleicht hat dies mit meiner Sozialisation zu tun, aber für mich war und ist die Betrachtung eines Menschen als Individuum und die Fokussierung auf Qualifikation immer selbstverständlich. Dies bedeutet für mich Führung und die damit einhergehende Verantwortung.
Verantwortung als Familienvater
Genauso wichtig ist es mir, in meiner Familie und vor allem für meine Kinder als Vater präsent zu sein. Meine Frau und ich sind beide Vollzeit in verantwortlichen Positionen aktiv und teilen uns die familiären Aufgaben. Sie fährt sehr früh zur Arbeit und ist nach der Ganztagsschule meist zu Hause, kontrolliert die Hausaufgaben und ist „da“. Ich mache die Kinder morgens fertig, frühstücke mit ihnen, bringe sie zum Bus und fahre ins Büro, wenn der Bus sicher abgefahren ist. Dafür komme ich in der Regel etwas später nach Hause, achte aber darauf, zum Abendessen nach Möglichkeit wieder bei meiner Familie zu sein. Mit einer entsprechenden Disziplin funktioniert das sehr gut – wenn auch nicht immer – Ausnahmen bestätigen die Regel. Manchmal hat meine Frau einen längeren Tag, dann komme ich etwas früher nach Hause, in der Regel einmal in der Woche. Insbesondere bei Veranstaltungen in Maria Laach komme ich zuweilen erst nach Hause, wenn die Kinder bereits im Bett liegen. Dies sind aber immer Ausnahmen und das ist mir wichtig. Diese Disziplin hat jedoch Konsequenzen, die ich als Kompromisse annehme:
Empfohlen von LinkedIn
Hierzu muss ich natürlich konstatieren, dass mir dies in meinem Job so möglich ist. Ich versuche solche Disziplin – die natürlich immer individuell zur eigenen Lebenssituation passen muss – auch meinen Mitarbeitern zu ermöglichen, ob Führungskraft oder nicht. Das geht natürlich nicht immer. In solchen Berufen, in denen Präsenz notwendig ist, wie beispielsweise in der Gastronomie oder auch im Einzelhandel, ist das Geschilderte nicht ohne weiteres möglich, aber dafür einiges andere. So ist es mir beispielsweise wichtig, in Bewerbungsgesprächen etwas über die jeweiligen Lebensumstände zu erfahren. So handhabt dies ebenfalls unsere Personalabteilung. Auch wenn nicht immer alle Lebensumstände unter einen Hut zu bekommen sind, sind es doch immer wichtige Anhaltspunkte für ein wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe. Dies kann sich dann u.a. in einer umsichtigen Dienstplangestaltung niederschlagen. Natürlich muss man sich dabei an den betrieblichen Erfordernissen und oftmals auch an den Präferenzen der Kunden orientieren. So ist in diesen Berufen nicht immer alles möglich – man darf aber den Anspruch haben, das Mögliche für eine bessere Vereinbarkeit zu tun.
Rückschläge
Auch wenn ich persönlich die Situation wie geschildert einschätze und für mich einen Weg gefunden habe, damit umzugehen, ist dies heute leider noch in vielen Unternehmen und Familien nicht so. Die Ungleichbehandlung der Geschlechter im Beruf ist real und es gibt noch immer viel zu tun. Für mich und meine Familie habe ich mittlerweile eine gute Balance gefunden, dies war jedoch nicht immer so. Ich nahm beispielsweise keine Elternzeit, obwohl ich es gerne getan hätte. In dem Unternehmen, in welchem ich damals arbeitete, war dies aber nicht möglich, wenn ich mir meine Karriere nicht verbauen wollte. So dachte ich zumindest. Einige Monate später wurde ich als junger Vater dennoch gekündigt, da es eine Umstrukturierung gab. Dieser Umstand brachte mir dann doch noch meine Zeit mit meinen Kindern und meine Frau konnte früher in ihren Job zurückkehren. Meine Karriere hat sich trotzdem weiterentwickelt und meine Sicht auf die Dinge auch. Heute würde ich anders handeln. Aber auch aktuell gibt es natürlich Situationen, in denen nicht alles einfach ist – so ist das mit der Verantwortung. Gestern beispielsweise fragte mich meine Tochter während des Vorlesens: „Papa, warum bist du denn heute so gestresst?“ Und ich realisierte, dass es so ist und entschuldigte mich dafür, dass ich kurz angebunden und ungeduldig war. Das passiert. Aber wenn so etwas geschieht, ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, verantwortlich und reflektiert mit der Situation und dem jeweiligen Gegenüber umzugehen. In der Familie wie im Job, gerade wenn man auch dort größere Verantwortung trägt.
Fazit
Als verantwortungsvoller Vater ist es mir wichtig, eine gute Work-Life-Balance zu finden. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, kann eine große Herausforderung sein. Ich bin der Auffassung, dass dies jedoch unerlässlich ist, um langfristig erfolgreich, wirksam und glücklich zu sein. Das bedeutet letztendlich, dass man sich Zeit für die Familie nimmt, um dieser gerecht zu werden, aber auch, im Beruf dahingehend vorzubeugen, sich nicht zu überlasten und/oder ständig unter Stress zu stehen. Dabei wird es immer Situationen geben, in denen man seinen Ansprüchen und/oder den Erwartungen des jeweiligen Gegenübers nicht gerecht wird, oder nicht gerecht werden kann. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Liegt es an einem selbst, ist es aus meiner Sicht wichtig, dies zu realisieren und einzugestehen, dass man nicht perfekt ist und sich vorzunehmen, es beim nächsten Mal einfach besser zu machen. Das bedeutet für mich Verantwortung.
Familiencoach, Beraterin und Fachreferentin für gesunde Kindesentwicklung
1 Jahrwow! großartig, wie du dich aktiv und bewusst entscheidest für ein leben mit familie. du gestaltest im rahmen deiner möglichkeiten und scheinst dich nicht der fremdsteuerung hinzugeben. dein(e) kind(er) werden es dir danken, dass du dir als vater die zeit für sie einräumst. du zeigst ihnen, dass sie so wichtig für dich sind, dass anderes warten muss. ein geschenk für deine kinder, von dem sie ein leben lang etwas haben werden! 🎁
Energie · (Leichtigkeit + Gelassenheit) = Lebensfreude 💛
1 JahrUnterschreibe ich so, Verantwortung übernehmen und dieser gerecht werden. Mit realistischen Vorgaben! :)
Ich berate Steuerberater auf dem Weg zur digitalen Transformation | DATEV-Botschafter | #DanielDATEV 💚🚀
1 JahrVielen Dank für den umfassenden Einblick und das Teilen Deiner persönliche Erfahrungen und Strategien Philipp Lohse. Ich finde es super dass Du und die Personalabteilung auf die persönlichen und individuellen Lebensumstände der Mitarbeiter:innen eingehst und dadurch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich machst.
#Gerneperdu
1 JahrWenn man nicht auf sich achtet, kann man auch nicht für Andere da sein. Ein ausgeglichenes Privatleben ist für die eigene Seele, aber auch für die Vorbildfunktion immens wichtig 🤗