Vision und Orientierung bieten
Nicht zuletzt durch den alles auf den Kopf stellenden Coronavirus, der die einen plötzlich innehalten ließ, andere wiederum weit über ihre Grenzen hinausbrachte, spüren wir tagtäglich, wie die Welt sich immer schneller dreht. Nichts ist mehr so, wie es mal war – und alles bleibt anders. Diversität, Individualisierung und Digitalisierung, befeuert durch Globalisierung und Technologisierung… all das passiert in einer Welt, die geprägt ist durch die Extreme „Alles ist möglich“ oder „Nichts geht mehr“, durch Unplanbarkeit und durch einen hohen Grad an Komplexität. Gleichzeitig löst die Mehrdeutigkeit die Allgemeingültigkeit ab, tritt an die Stelle von universal. Es bildet sich ein multioptionaler Interpretationsrahmen für einen 360 Grad Handlungsspielraum, jedes Mal – so sieht’s aus.
Hierzu drei Punkte, die jeder vielleicht auch aus seinem Alltag kennt:
1.) Die Anforderungen sind widersprüchlicher und paradoxer denn je, der Erfahrungsschatz von gestern hat im Heute und Morgen keinen Wert mehr bei der Beantwortung von Fragen, bei der Deutung von Vorgängen und bei der Analyse von Ergebnissen.
2.) Entwicklungen sind immer schwerer zu prognostizieren. Daraus resultiert
3.), dass Entscheidungen zu einem kaum steuerbaren aufeinander- und parallellaufenden System von Reaktion und Gegenreaktion werden.
Ohne in Kulturpessimismus zu verfallen… und dennoch: Nichts wird mehr so sein, wie es mal war.
Wie müssen wir unsere Unternehmen nun aufstellen? Eine hohe Anpassungs- und Veränderungsfähigkeit wird unerlässlich sein. Gleichzeitig steigt der Innovationsdruck, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Was bedeutet das für Unternehmen? Für Entscheider? Welche Auswirkungen hat das auf Führung, auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auf das Miteinanderarbeiten ganz konkret?
Vision, Unterstanding, Clarity und Agility können einen neuen Handlungsrahmen für das Führen und Zusammenarbeiten im Team geben. Die Vision dient dabei als Kompass und Orientierung, wirkt Sinn stiftend und motivierend. In Zeiten der Mehrdeutigkeit ist immer der Kontext zu berücksichtigen, meta-strategisch zu denken und zu planen. Dabei ist es ebenso wichtig, Zusammenhänge zu verstehen beziehungsweise verstehbar zu machen. Denn: Verstehen hilft, Angst und Widerstand in produktive Energie umzuwandeln. Dabei alle Kompetenzen im Team zu nutzen, kann unerwartete Potenziale heben.
In aller Einfachheit und Klarheit den Fokus darauf legen, worum es wirklich geht, was wirklich zählt. Um das Ziel zu definieren, stellt sich nicht mehr die Frage nach dem Was, sondern Frage nach dem Warum. Denn das Warum-wir-etwas-tun ist weitaus Sinn stiftender als das Was-wir-tun. Das Warum dient uns genau wie die Vision als Zielbild und zur Orientierung. Die Frage nach dem Wie wirkt durch das Aufzeigen transparenter Zusammenhänge und Prozesse vertrauensbildend.
Wir alle sind uns bewusst, dass klassische hierarchische Führungsmethoden weitestgehend ausgedient haben. Der Leader löst den Chef ab und den Boss sowieso, statt „Go“ heißt es „Let’s go“, vom „Ich“ zum „Wir“, vom „Ansagen machen“ zum „Impulse geben“. Worte, die wir bislang ganz selbstverständlich genutzt haben, fangen wir an, auf ihren Ursprung und ihre Aussage hin zu überprüfen. Und uns fällt auf, dass einer, der einem als Vorgesetzter vorgesetzt wurde, vielleicht allein vom Wortstamm her weniger positive Energie entfalten kann als eine Führungskraft, die mit Kraft führt. So löst auch der Mitarbeiter den Angestellten ab. Und wir möchten doch auch vieler lieber eine Einheit schaffen als etwas abzuteilen in… Ab-teil-ungen, oder? Sprache schafft Wirklichkeit, dessen sollten wir uns bewusst sein.
Ebenso wird reines Disziplinen-Denken zum Auslaufmodell. Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit sind gefordert. Ganz im Sinne von „we hire attitude and we train skills“. Interdisziplinäre Teams, die in der Lage sind, Out-of-the-Box zu denken – oder noch besser: without a box – die mutig und flexibel handeln, werden erfolgreich sein. Die eigene Komfortzone verlassen zu können wird zu einer der Kernkompetenzen neben mentaler Agilität und dem Vermögen, die beschriebene Ungewissheit von Gegenwart und Zukunft auch mal aushalten zu können. Entscheidungsfreude und der Mut, auch Fehler machen zu dürfen und darüber zu reden, sind Soft Skills, die gefragt sein werden.
So wird auch das Experiment das Maß der Dinge sein statt ein bis ins letzte Detail ausdefinierter Masterplan. MACHEN-LERNEN-ENTWICKELN. Und das am besten gemeinsam.
Zuhören, um zu verstehen!
4 JahreSehr guter Artikel! Danke Thomas Fell
President Sesami EMEA I Leadership I Change Management I Driving profitable growth
4 JahreSehr gut auf den Punkt gebracht Thomas!
Werte können wir nicht lehren, nur vorleben!
4 JahrePrima beschrieben, worauf es beim Thema "Führen" in Zukunft ankommt. Doch leider kleben noch viele Manager auf ihren Stühlen fest und versuchen, möglichst lange noch wie bisher über die Runden zu kommen, anstatt sich selber zu überprüfen und sich zu ändern...