Volatile Zeiten

Volatile Zeiten

Substanz ist jetzt der wichtigste Wegweiser

Liebe Investoren und Anteilseigner,

Die Covid-19-Epidemie ist eine unfassbare Tragödie. Auch die globale Wirtschaft wurde durch die Virenseuche schwer beschädigt. Viele Börsen haben sich im abgelaufenen Quartal dank riesiger Hilfsprogramme zwar wieder erholt. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Virenseuche vielerorts noch nicht eingedämmt ist, und dass das Ausmaß des Schadens bisher kaum beziffert werden kann.

Fast alle professionellen Investoren sehen das auch so. Laut der letzten Umfrage der Bank of America unter institutionellen Anlegern waren 87 Prozent der Befragten der Meinung, dass zumindest die US-Börsen überbewertet seien. Die maßgeblichen Großinvestoren waren damit so skeptisch wie noch nie, seit die Bank of America 1998 mit ihren monatlichen Erhebungen begonnen hat.


Käufe trotz besseren Wissens

Bemerkenswert ist aber, dass die befragten Portfolio-Manager trotzdem massiv Aktien gekauft haben. Die „Flucht aus der Liquidität“ sei im Mai sogar so stark gewesen wie seit 2009 nicht mehr. Die Großanleger sind also entweder nicht besonders konsequent. Oder aber, sie sahen sich einfach dazu gezwungen, ihre Überzeugungen über Bord zu werfen.

Man kann sich lebhaft vorstellen, was in den Verwaltern großvolumiger Fonds vorging, als die Börsen plötzlich drehten. Je leergeräumter das Portfolio war, umso hastiger mussten sie kauften, bevor ihnen der Markt endgültig davon lief. Wenn sich so viele Anlageprofis gewissenhaft eine Markteinschätzung erarbeiten, um dann genau das Gegenteil davon zu tun, hat das etwas Groteskes. Noch grotesker ist aber, dass genau diese Investoren das Marktgeschehen letztlich ja dominierten – Großanleger, die ihrer eigenen Überzeugung komplett zuwiderhandeln!


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Strategie statt Meinungen

Es gibt keine Anlagestrategie, die jederzeit erfolgreich ist. Die Coronakrise setzt die Märkte extrem widersprüchlichen Impulsen aus, so dass man den Anlegern kaum vorwerfen kann, dass sie zurzeit sehr hektisch agieren. Gerade jetzt ist es aber wichtig, Grundüberzeugungen zu haben und sie möglichst konsequent umzusetzen. Auf lange Sicht ist es sicherlich vorteilhaft, Strategien zu verfolgen, die auch undurchsichtigen Marktlagen wie der jetzigen Rechnung tragen.

Beim AvH Emerging Markets Fonds orientieren wir uns bekanntlich an den Grundsätzen der Value-Anlage. Wir konzentrieren uns auf Investments, die stabil und substanzstark sind; und wir versuchen außerdem, sie so günstig wie möglich zu kaufen. Ein wesentlicher Vorteil eines solchen Vorgehens ist, dass Unsicherheit und Marktschwankungen damit letztlich für den Anleger arbeiten – und nicht gegen ihn.

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Es erscheint mir manchmal etwas hochtrabend, vom „Value-Ansatz“ zu sprechen – so als hätten wir mit ihm eine „magische Formel“ zur Hand, die uns in jeder Lage die richtigen Entscheidungen treffen lässt. Hinzu kommt, dass Value-Anleger oft im Verdacht stehen, alle möglichen Aktien zusammenzukaufen, sofern sie nur optisch günstig sind. Es muss aber immer darum gehen, ein werthaltiges Portfolio aufzubauen, und keine mit billigem Trödel vollgestopfte Rumpelkammer.

Aktie? - Mietshaus? - egal!

Ich plädiere stattdessen für eine Anlagestrategie des gesunden Menschenverstands. Meines Erachtens sollte man beim Aktienkauf genauso vorgehen wie bei der Anschaffung eines Mietshauses. Erwägungen hinsichtlich des künftigen Marktumfelds spielen dabei zweifellos eine Rolle. Viel entscheidender ist am Ende aber die Frage: Erhalte ich für mein Geld eine langfristig gute Rendite?

Aktien sind Kursschwankungen unterworfen. Sieht man davon aber einmal ab, dann gibt es nicht wenige Papiere, an die wir ebenso realistische Renditeerwartungen haben können wie bei soliden Immobilien. Meist sind diese Renditen auch deutlich höher – in der Regel wird wegen der Marktschwankungen ja schon ein gewisser Risikoabschlag vorgenommen.

Eine große Rolle spielt natürlich auch der Einstiegspreis, denn oft liegt im Einkauf der Gewinn. Hat man dann letztlich ein Investment mit guten Renditeaussichten vorgenommen, dann hält man daran natürlich auch gerne fest. Wer etwas Werthaltiges zu einem guten Preis bekommen hat, gibt es schließlich nicht gerne wieder her.


Wo wir zukauften

So haben wir es in den letzten Monaten auch beim AvH Emerging Markets Fonds gehalten. Die Kursrisiken sind durch die Coronavirenkrise zwar gestiegen. Die hohen Ausschüttungen, die wir von unseren Positionen in Zukunft erwarten können, brachten uns aber dazu, an ihnen größtenteils festzuhalten. Schon im ersten Quartal senkten wir die Aktienquote im Portfolio nur leicht von 84 auf 82 Prozent ab. Im zweiten Quartal stieg der Aktienanteil dank einiger Zukäufe dann wieder auf knapp 85 Prozent an.

Wir sind also weiterhin stark in Aktien investiert, weil wir auf lange Sicht auch keine anderen Anlagen mit ähnlich guten Renditechancen sehen.

Kräftig zugekauft haben wir wieder einmal im Konsumgütersektor.

Hier wurden im zweiten Quartal insgesamt rund 15 Prozent des Fondsvolumens neu investiert. Anbieter von Produkten des alltäglichen Bedarfs erwirtschaften auch in schwierigen Zeiten relativ stetige Erträge – und kommen damit unserer Vorstellung von soliden Investments mit gut planbaren Renditen besonders entgegen.

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Am wichtigsten war aber, dass wir diese soliden Aktien im Zuge der Coronakrise auch noch günstig bekommen haben. So wird für Papiere wie British American Tobacco Kenya oder Eastern Tobacco aus Ägypten wegen ihres defensiven Charakters normalerweise mindestens das Fünfzehnfache eines Jahresgewinns bezahlt.

Aktuell werden diese Aktien dagegen mit einem KGV von jeweils rund 8 gehandelt. Die prognostizierte Dividendenrendite liegt bei BAT Kenya zurzeit bei rund 10 Prozent und bei Eastern Tobacco sogar bei 16 Prozent!

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Seltene Chancen im Konsumsektor 

Eine ähnliche Konstellation lag bei Nigerian Breweries und bei Nestle Foods Nigeria vor, die zu Afrikas größten Lebensmittelkonzernen gehören. Auch hier gingen wir im zweiten Quartal dieses Jahres erste Positionen ein, da die Aktien erstmals seit langem wieder zu attraktiven Kursen zu haben waren. Der Verbrauchernachfrage wird wegen der Coronakrise zwar auch in Nigeria etwas zurückgehen. Dennoch sollten die beiden Konzerne in den kommenden Jahren üppige Gewinne und Ausschüttungen abliefern.

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Außerdem nutzten wir die Marktschwankungen zum Wiedereinstieg bei der Aktie von Fraser & Neave. Der in Singapur ansässige Mischkonzern ist vor allem auf Softdrinks und Milchgetränke spezialisiert, die er in ganz Südostasien vertreibt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15 bekommt man die Aktie zurzeit zwar immer noch nicht nachgeworfen. Der Konzern hält aber Beteiligungen am Molkereigiganten Vinamilk und an der Großbrauerei Sabeco, die beide in Vietnam ansässig sind. Allein der Wert dieser beiden Firmenanteile ist schon höher als der Börsenwert von Fraser & Neave insgesamt.

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Eine weitere Aktie, in die wir nach früheren Gewinnmitnahmen wieder zurückgekehrt sind, ist die der schnell wachsenden russischen Spielwarenkette Detsky Mir. Wir sind uns zwar dessen bewusst, dass der Lockdown in vielen russischen Städten kurzfristig zu einem empfindlichen Gewinnrückgang führen dürfte. Die Gesellschaft hat allerdings ihre Online-Aktivitäten erfolgreich ausgeweitet, was den Umsatzeinbruch in den Ladengeschäften teils abfedern sollte.

Auf mittlere Sicht wird das Unternehmen sicher wieder zur alten Ertragskraft und Ausschüttungspolitik zurückkehren, was uns auf absehbare Zeit – und bezogen auf den aktuellen Kurs – wieder eine Dividendenrendite von etwa 11% erwarten lässt.

Banks, Beer & Cigarettes


„Banks, Beer & Cigarettes“ war jahrelang fast schon ein inoffizielles „Anlage-Motto“ beim AvH Emerging Fonds. Essen und Trinken müssen die Menschen immer; und notorische Raucher verzichten auch in schwierigen Zeiten nur ungern auf ihren Glimmstängel. Unternehmen, die sich in diesen Sektoren etabliert haben, verfügen oft über eine beachtliche Verlässlichkeit. Von den Marktteilnehmern wird diese Stärke aber häufig übersehen – vor allem dann, wenn die entsprechenden Gesellschaften aus den Emerging Markets oder den Frontier Markets stammen.

Bei Bankenwerten mussten wir in der Coronakrise aber Abstriche machen. Wir glauben grundsätzlich zwar, dass die Banken in den Schwellenländern von den meisten Anlegern chronisch unterschätzt werden. Die Finanzhäuser in Afrika und Lateinamerika hätten nicht schon so viele Turbulenzen überstanden, wenn sie ihr Geschäftsgebaren nicht dementsprechend ausgerichtet hätten. Sie wirtschaften in der Regel solide und verfolgen eine konservative Kreditvergabepolitik. Das macht sie stabil und fast durchgehend hoch profitabel.

Die Unwägbarkeiten der Virenkrise haben den Sektor aber belastet; Bankenwerte entwickelten sich in den letzten Monaten deutlich unterdurchschnittlich. In Teilen ist das auch nachvollziehbar. Die Krise wird schließlich vielerorts zu Firmenpleiten und Kreditausfällen führen, die sich unter Umständen erst in einigen Monaten wirklich in den Bilanzen bemerkbar machen. Aus diesem Grund haben wir unsere Investments im Finanzsektor zugunsten des Konsumsektors zurückgefahren. Das Anteilspaket an der Bank of Saint Petersburg wurde ebenso verkauft wie die Aktien der Faisal Islamic Bank aus Ägypten. Wegen ihrer extrem attraktiven Bewertungen sind Bankaktien im Fondsportfolio trotzdem immer noch mit 31 Prozent gewichtet.

Was besagen unsere Kennzahlen?


Auch Value-Anleger müssen sich darüber klar sein, dass es kurzfristig nicht viele Gewissheiten gibt, an denen man sich festhalten kann. Überall auf der Welt sind die Unternehmensgewinne und die Ausschüttungen in Frage gestellt. Damit bieten auch die klassischen Kennzahlen vorerst nicht die gewohnte Orientierung. Immerhin lässt sich aber sagen, dass das Aktien-Portfolio des AvH Emerging Markets Fonds laut den aktuellen Schätzungen zurzeit mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von nur 4,9 bewertet sind. Die durchschnittliche Dividendenrendite liegt bei rund 9 Prozent und ist damit ebenfalls außerordentlich attraktiv.

Gewinne und Dividenden sind zurzeit aber gar nicht so wichtig. Viel entscheidender ist jetzt die Fähigkeit von Unternehmen, die Krise durchzustehen, ohne nachhaltig Schaden zu nehmen. Wem dies gelingt, der hat gute Chancen, nach der Krise noch besser da zu stehen.

Ein robustes Geschäftsmodell ist dabei selbstredend von Vorteil; fast noch wichtiger sind aber die vorhandenen Reserven. Damit ist Substanz für den Anleger derzeit ein wertvoller Wegweiser. Stellvertretend dafür steht das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das beim Portfolio des AvH Emerging Markets Fonds bei lediglich 0,65 liegt. Die von uns gehaltenen Aktien werden also im Durchschnitt 35 Prozent unterhalb ihres Liquidationswertes gehandelt; die im MSCI Emerging Markets Index dagegen 60 Prozent über ihrem Liquidationswert.

Ein Jahr zum Vergessen?

Wir sollten im Krisenjahr 2020 weder mit üppigen Erträgen noch mit übermäßig guten Nachrichten rechnen. Wer auf lange Sicht plant, der vergisst die für dieses Jahr erwarteten die Gewinne am besten – und denkt dafür an die Gewinne der kommenden Jahre. Tragen wir die Unwägbarkeiten dieses Jahres mit Fassung. Und vergegenwärtigen wir uns die altbekannte – aber wenig beherzigte Tatsache – dass jede Marktlage auch Chancen bietet.

Ich danke Ihnen in diesen volatilen Zeiten für Ihr geschätztes Vertrauen. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihr Axel Krohne

Head of Portfolio Management

AvH Emerging Markets Fonds UI


Risikohinweis

Historische Wertentwicklung lassen keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft zu. Diese ist nicht prognostizierbar. Die Kurs- oder Marktwertentwicklung von Finanzprodukten hängt insbesondere von der Entwicklung der Kapitalmärkte ab, die wiederum von der allgemeinen Lage der Weltwirtschaft sowie dem wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern beeinflusst wird. Auf die allgemeine Kursentwicklung insbesondere an einer Börse können auch irrationale Faktoren wie Stimmungen, Meinungen und Gerüchte einwirken. Die Wertentwicklung des Sondervermögens wird insbesondere von der Entwicklung auf den internationalen Aktienmärkten bzw. Rohstoffmärkten als auch von Renditeveränderungen bzw. Kurs- entwicklungen auf den Rentenmärkten beeinflusst, aus denen sich Chancen und Risiken ergeben.

Das Sondervermögen weist auf Grund seiner Zusammensetzung und seiner Anlagepolitik ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf, d.h. in kurzen Zeiträumen nach oben oder unten stark schwanken der Anteilpreise.

Disclaimer

Dieses Dokument dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlange zum Sondervermögen (Verkaufsprospekt, Wesentliche Anlageinformationen und soweit veröffentlicht, der letzte Jahres- und Halbjahresbericht). Verkaufsunterlangen zu dem Fonds sind kostenlos bei Universal Investment Gesellschaft mbh, Theodor Heuss Allee 70, 60486 Frankfurt erhältlich.

Richard Lutz

Geschäftsführer bei Betz Lutz & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH

4 Jahre

Antizyklische Anleger investieren jetzt in die bewährte Klasse von Axel Krohne.

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