Vom Home-Office in die Welt als ortsunabhängiger Unternehmer
Ich habe lange gezögert, diesen Text zu veröffentlichen. Nicht, weil es nicht der Wahrheit entspricht, sondern weil ich nicht wusste, ob diese Art von Wahrheit gelesen werden will. Und was hat sich geändert? Nichts, nur meine Einstellung. Dieser Text ist sozusagen eine Kurz-Autobiographie, ein Abriss meiner letzten Monate und von meinem Weg, selbstständig, unabhängig & frei zu sein. Meine Kurzgeschichte ist für all jene, die zögern, überlegen, denken - und nicht handeln. Macht einfach!
Story-Modus 1/4: Bevor alles begann
Ich denke, dass grundsätzlich jeder seinen eigenen Weg gehen kann und auch sollte. Auch glaube ich, dass in jedem einzelnen Menschen etwas steckt, was ihn einzigartig macht und mit dem er sich von der Masse abhebt, sozusagen der eigene USP.
Diesem USP war ich mir bewusst, und das deutlich länger als ich angenommen hatte. Doch neben dem Wissen um mein Alleinstellungsmerkmal war es natürlich auch wichtig zu wissen, wie ich eben dies in einen Job ummünze, der ausreichend Erlöse generiert – und wenig Startkapital benötigt.
Als ich die Entscheidung traf, mich selbstständig zu machen, spielten viele Faktoren eine Rolle. Da wäre zum Beispiel der Wunsch nach Unabhängigkeit. Flexibel in Ort und Zeit Leistungen zu erbringen ist für mich ein wichtiger Punkt, um mein Ziel zu verfolgen und letztlich auch umsetzen zu können. Auch war ich häufig mit unternehmerischen Entscheidungen oder Handlungen nicht glücklich, weil sich die grundlegenden Tugenden und Werte von meiner Ansicht unterscheidet haben. Und – das war eine bewusste Entscheidung – ich habe mich gegen Sicherheit entschieden. Doch welches Risiko geht man schon ein, Anfang 30, ledig mit einem ansehnlichen Lebenslauf?
Für mich war die Entscheidung leicht zu treffen. Und mit der Entscheidung kam eine erste Zielsetzung: Selbstständigkeit zum Januar 2019. Auf dem Weg dorthin gab es viel zu erledigen: Geschäftsmodell entwickeln, Website bauen, mögliche skalierbare Produkte angehen und zu alledem noch der Verkauf meines kompletten Hab & Guts. Insgesamt zog sich der Prozess wohl etwa drei bis vier Monate, wobei alles viel Zeit in Anspruch genommen hat und ich somit auch fleißig jedes Wochenende „gearbeitet“ habe. Wie Arbeit hat es sich aber nie angefühlt, sondern wie ein Schritt in Richtung Freiheit.
Es war und ist ein wichtiger Punkt für mich, immer den Fokus zu behalten. Ich bin leicht abzulenken oder für andere Dinge zu begeistern (wenn sie mich denn interessieren), weshalb ich eine Struktur gebraucht habe. Meine Vorgehensweise? Jeden Tag mindestens eine Aufgabe auf meiner To-Do-Liste, die mich meinem Ziel näherbringt. Unabhängig davon, ob 5 Minuten oder 5 Stunden – jeden Tag eine Aufgabe zu haben war enorm wertvoll für mich. Auch heute ist es noch so.
Ich baute also meine erste Idee, den sogenannten „Zeitfreischaufler“. Meine Idee dahinter war, einfach ausgedrückt, meinen Kunden mehr Zeit zu verschaffen. Über diesen Begriff bin ich bei diversen Recherchen im Internet gestolpert. Ich arbeitete verschiedene Dienstleistungs-Angebote aus und arbeitete auf mein erstes skalierbares Produkt hin.
Welches? Ein „Messepaket“. Ich dachte mir, dass es bestimmt interessant und hilfreich für eine Vielzahl an Menschen sei, wenn sie nicht selbst über die Messe gehen müssen, sondern sich online eine komplette Zusammenfassung der relevanten Inhalte kaufen und herunterladen können. Und auch Personen, welche die Messe besucht hätten, könnten sich dieses Paket kaufen, um den Aufwand der Nachbearbeitung zu minimieren. So der Gedanke. Doch die Messe begann erst im Januar, also musste ich mich mit der Umsetzung noch gedulden.
Parallel startete ich meine erste Recherche zum Thema „Buch schreiben“, wie man das denn macht, ob ich das einfach so mit Microsoft Word umsetzen kann und wie man denn bitte ein Buch veröffentlicht? Ich hatte eine Vielzahl an Ideen, und so war ich nur all zu glücklich, als der 01.01.2019 kam. Selbstständig.
Auf dem Weg haben mich drei Bücher extrem begleitet:
- Die-4-Stunden-Woche von Timothy Ferriss
- The Big 5 For Life von John Strelecky
- Das Café am Rande der Welt von John Strelecky
Story-Modus 2/4: Per One-Way-Ticket nach Bali
Das neue Jahr startete und ich war voller Tatendrang. Leider nahm mich meine Silvester-Reise nach Budapest etwas zu sehr mit, so dass ich die erste Woche krank im Bett verbracht habe. Was für ein Einstand!
Anschließend folgte mein erster Messebesuch auf der PSI in Düsseldorf, die europäische Leitmesse für Werbeartikel. Als was? Das konnte ich selbst nicht genau sagen. Ich hatte kein direktes Interesse an den vorgestellten Produkten, viel mehr am netzwerken – und natürlich daran, mein Messepaket zu einem vollen Erfolg zu machen. Drei volle Tage nutzte ich auf der Messe um mir Neuheit um Neuheit anzuschauen. Und um im Anschluss ernüchternd festzustellen, dass hier keiner das Rad neu erfunden hat. Der eine oder andere hat es etwas runder gemacht, mehr aber auch nicht. Zwischen meiner Erwartungshaltung und der Realität klaffte eine Lücke, die ich so nicht erwartet hatte. Demotiviert reiste ich ab und versuchte irgendwie, ein Messepaket als PDF zu erstellen, was man verkaufen kann. All meine Ideen drumherum konnte ich nicht umsetzen, da die Messe selbst einfach nicht das hergegeben hat, was ich für ein gelungenes Produkt gebraucht hätte.
Ich startete den Verkauf über DigiStore24 und binnen 10 Tagen verkaufte ich – Sie ahnen es – nichts. Das Resultat kam sicher nicht unerwartet, zumal ich nicht wirklich die Werbetrommel rührte. Letztlich muss ich festhalten, dass ich von meiner Grundidee (noch immer) überzeugt bin, die Umsetzung aber weitaus schwieriger ist und mehr benötigt, als ein gutes Design und einmal über die Messe zu laufen. Im Anschluss verwendete ich das ursprünglich zum Kauf angebotene Messepaket zur Kontaktaufnahme zu potenziellen Kunden, was sich als hilfreich erwies.
Nachdem ich mein erstes skalierbares Produkt also auf 0 skaliert habe, erledigte ich meine ersten Arbeiten für einen Kunden, den ich schon in der Vorbereitungszeit „gewonnen“ hatte. Ich schrieb meine erste Rechnung, gab mir ein self-high-five und flog OneWay nach Bali (Indonesien).
Die Zeit auf Bali war wundervoll. Eine Auszeit von allem was „Stress“ ist, hin zu einem Leben, bei dem man selbst entscheidet, wann man aufsteht, wann man arbeitet und ob man an den Strand oder an den Pool geht. Genau, das typische Bild eines digitalen Nomaden eben. Gemeinsam mit einem Freund erkundete ich die Insel, wir wechselten das Quartier und empfanden diese Zeit beide als absolut wertvoll. Der Rhythmus war immer gleich – Aufstehen, arbeiten, den Tag genießen, arbeiten, Abendessen & Tag ausklingen lassen.
Ich arbeitete für meine beiden Kunden am Laptop, erledigte meine Aufgaben und widmete mich dann meinen Ideen und meinem Buch. Regelmäßig unregelmäßig begann ich, zu schreiben. Mal ganz viele Seiten, mal ganz wenige. Mal nur Recherche. Aber ich brachte mein Buch voran mit einem Wunsch: Ich möchte es – ich wusste noch nicht einmal wie – zum Ausbildungsbeginn veröffentlichen.
Die gesamte Zeit auf Bali, welche sich bis Anfang April zog, war ein Genuss. Eine interessante Kultur, eine komplett andere Wahrnehmung der Dinge, tolle Menschen vor Ort mit – nicht selten – einem gleichen Lebensstil oder ebenfalls auf dem Weg dahin. So oder so, eine inspirierende Zeit.
Story-Modus 3/4: Berg- und Talfahrt
Der April begann mit einer Geschäftsreise nach Vietnam. Für einen Kunden war ich eine Woche lang in verschiedensten Fabriken unterwegs und besuchte eine kleine Messe in Ho Chi Minh (Vietnam). Auch für einen anderen Kunden besuchte ich die Messe, so dass ich innerhalb kürzester Zeit viel unterwegs war, viel arbeitete aber natürlich auch entsprechend glücklich über die Monatsendabrechnung war.
Nach meinem insgesamt zweiwöchigen Aufenthalt in Vietnam ging es weiter zur Messe nach Guangzhou (China), um mir an einem Tag dort zumindest einmal einen groben Überblick zu verschaffen. Davon abgesehen, dass ich diese Messe als wenig lohnend empfand (ich war aber auch ohne konkretes Ziel angereist), war meine AirBnB Erfahrung selbst schon eine Geschichte wert. Dazu eventuell ein andermal.
Abschließend reiste ich noch weiter nach Hongkong, um auch die dortige Messe zu besuchen und mich mit Geschäftspartnern zu treffen. Nach drei weiteren Tagen und einer abermals sehr interessanten, aber günstigen, AirBnB Erfahrung reiste ich weiter nach Chiang Mai (Thailand).
Bis dato lief alles wie geschmiert. Ich schrieb eine schöne Rechnung, ich war an einem neuen, schönen Ort und traf großartige Menschen aus aller Welt. Doch die Freude hielt nicht lange, denn der Mai selbst entpuppte sich als ganz schweres Stück Arbeit – besser gesagt, ich hatte keinen konkreten Auftrag und somit nur eine mickrige Endabrechnung, die mit meinen Ausgaben (auch wenn es Asien war) nicht mithalten konnte. Ich versuchte vieles, hatte viele weitere Ideen, aber Geld brachte mir das erst einmal nicht.
So ging es in den Juni, und es ging zurück nach Bali. Thailand war schön, aber in Chiang Mai fehlt mir zu dem Zeitpunkt einfach der Strand. Bali selbst hat natürlich eine Menge zu bieten, ist aber preislich auch eine andere Liga, wenn man wie in Thailand leben möchte. In Zahlen ausgedrückt: ein angenehmer Monat in Bali in einem tollen Coliving-Space, regelmäßig gutem Essen, einem Roller und dem ein oder anderen Ausflug lag gut und gerne bei 1.200€ im Monat. Chiang Mai ist dagegen ein Paradies für all jene, die anfangen – mit 700€ kam ich sehr gut zurecht.
Die Auftragslage war weiterhin wenig berauschend, und so kamen erste Zweifel auf. Das Leben ist zwar toll, und im Vergleich zu Deutschland nicht so kostspielig, aber mit zu wenig Einkommen kann man selbst Geoarbitrage nicht nutzen.
Story-Modus 4/4: Wie ein Rückschlag mich nach vorne brachte
Auch der Juli auf Bali verging vergleichsweise ruhig. Doch das konnte natürlich nicht weitergehen, denn was habe ich schon geschafft, wenn ich jetzt aufgebe? Richtig, nichts. Und es liegt nicht in meiner Natur, einfach aufzugeben.
Irgendwann am Abend schnappte ich mir Block & Stift, fuhr mit dem Roller in ein abgelegenes Restaurant und schmiedete Pläne, wie es weiter gehen kann. Ich musste mich neu ausrichten. Mein Buch sollte bald fertig werden, doch unter dem Namen „Zeitfreischaufler“ macht das wenig Sinn. Und der „Zeitfreischaufler“ selbst schaufelte relativ wenig in den letzten Wochen, so dass auch hier eine Neuorientierung notwendig schien. Und klar, einen Podcast kann man doch auch machen?!
Es dauerte noch etwa zwei Abende, ehe meine neue Ausrichtung stand. Meine neue Domain (www.promolook.de) registriert und die verfügbare Zeit genutzt, die Website zu erstellen. Dank meiner Designer, welche ich in Thailand kennengelernt habe, wurde das auch optisch (aus meiner Sicht) ein Highlight in meiner bisherigen Zeit. Zusätzlich baute ich das Setup für meinen Podcast und machte mich schlau, wie ich das nun alles anstelle. Glücklicherweise hatte ich für Mitte August einen Flug nach Deutschland zurück, um vor Ort ein paar Gespräche zu führen.
Auch hatte ich für diese Zeit eine Vielzahl an Kundenterminen vereinbart, welche ich mit einem Leihwagen auch alle umsetzen wollte. Schließlich wollte ich damit ja Kunden gewinnen.
Mitten in dieser neuen Aufbruchsstimmung, in der neuen Idee mit dem Podcast und der Vorfreude auf die Heimat, musste ich einen Rückschlag hinnehmen. Beim abendlichen Tennis mit ein paar Freunden brach ich mir den Mittelfuß. Reisen? Ende. Es dauerte wenige Tage, ehe mich meine Auslands-Krankenversicherung aus Bali rausgeflogen hat und ich in Deutschland operiert wurde.
Tja, dann hockt man in Deutschland. Die letzten beiden Monate kein gutes Einkommen, gebrochener Fuß, Kundentermine musste ich absagen. So stark wie in diesem Moment habe ich noch nie gezweifelt. Das waren schwierige Wochen.
Doch im Gegenzug war ich ja nun dazu gezwungen, zu arbeiten. Also setzte ich mich hin, stellte in Kooperation mit dem Lektorat mein Buch fertig und setzte das Podcast-Konzept Stück für Stück um. Ich nutzte jede freie Minute, um meine Website fertig zu stellen und arbeitete auf den Launch zu Anfang September hin, inklusive Buch & Podcast. Und während ich diesen vollen Fokus aufrecht halten konnte öffneten sich – wie so häufig in meinem Leben – neue Türen.
Beim "nach vorne blicken" muss man sich wenigstens nicht den Kopf verdrehen.
Stay up 2 date!
Noch kuriere ich mich aus, doch ich bin im Hintergrund sehr aktiv und arbeite fleißig an meinem Podcast, strebe ein weiteres Buch an und generiere Einkommen. Sobald ich wieder "raus in die Welt" gehe, halte ich all diese Sachen auch auf LinkedIn fest. Ich freue mich auf spannenden Austausch rund um die Themen "ortsunabhängiges Arbeiten", "digitales Nomadentum" und mehr.
I help you to get more clients and traffic over your online channels
5 JahreGreat story! More of that