Von Indien und Ahaus
Indien ist auf dem Weg die erste bargeldlose Volkswirtschaft zu werden. Jeder hat das Recht auf ein Konto, über das ganz einfach per Smartphone Geldtransfers stattfinden können. Basis dafür ist eine zentrale ID, die durch Fingerprint und Iris-Scan verifiziert wird. Käufe sind dann überall möglich, ohne Kartenleser oder Terminal, ohne Scanner und auch ohne Geldautomaten. Lediglich ein QR-Code wird benötigt, der die Verbindung zwischen Käufer und Verkäufer herstellt. Etwa 100 Milliarden solcher Transaktionen sind 2023 in Indien abgewickelt worden, für 2026 rechnet die indische Regierung mit einer Milliarde am Tag. Was in Indien nach staatlicher Vorgabe umgesetzt wird, ist auch in China in ähnlicher Form geregelt. Wer dort im Geschäft, oder in der Suppenküche kauft, scannt einen QR-Code und zahlt über WeChat Pay oder Alipay.
In Deutschland werden diese Entwicklungen auf der einen Seite mit Skepsis, auf der anderen Seite mit Verwunderung beobachtet. Bargeld ist des Deutschen liebstes Kind, sorgt es doch für Freiheit und schützt vor staatlicher Kontrolle. Aber auch in Deutschland sind die Tage des Bargeldes gezählt: Die ersten Banken schließen sämtliche Filialen oder wollen keine Scheine und Münzen mehr nehmen. Die bundesweit rund 55.000 Geldautomaten kosten die Banken jedes Jahr gut zwei Milliarden Euro. Da wünscht man sich doch einen QR-Code auf dem Tisch und eine Online-Zahlung.
Und davon sind auch einige Städte in Deutschland gar nicht so weit weg. Gemeint ist damit nicht Kartenzahlung, sondern ein eigenes Zahlsystem, das zum Teil so funktioniert wie wir es jetzt in Indien sehen. Es nennt sich Stadtgutschein und kann, wenn es richtig genutzt wird, zur eigenen Währung für die Stadt werden. Eine zentrale digitale Identität hilft dabei Zahlungsprozesse vollständig digital abzuwickeln. Wer sie nicht will, nutzt weiter ein Stück Papier für die Zahlung. Wird der digitale Gutschein aber direkt auf dem Smartphone einsetzt, dann reicht der QR-Code, um das Angebot aufzurufen und den Kauf Online abzuschließen.
In der #Digitalstadt Ahaus wird dieses bargeldlose Gutschein-Bezahlsystem schon lange gelebt. Über 180 Akzeptanzstellen nehmen die Gutschein entgegen. Sie kommen aus allen Branchen ein großer Teil auch aus der Gastronomie. Die Bars und Restaurants, selbst der Club haben eine digitale Speisekarte, um direkt per QR-Code online zu bestellen und zu bezahlen
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Die Vorteile sind klar: Händler und Gastronomen müssen nicht in zusätzliche Hardware investieren, sie verringern die Handling Kosten für den Umgang mit Bargeld und die Transaktionskosten für Kartenzahlungen werden gesenkt. Für den Herausgeber, üblicherweise das Stadtmarketing oder die Wirtschaftsförderung, ist der Gutscheine eine echte lokale Währung die Unternehmen fördert und Kaufkraft bindet. Große Flexibilität und zeitlich begrenzte Aktionen helfen darüber hinaus auch konsumschwache Zeiten anzukurbeln.
Bargeld verliert zunehmend an Bedeutung. Andere Volkswirtschaften stellen sich bereits drauf ein, setzten vollständig auf digitale Lösungen. Immer mehr deutsche Städte folgen dem Beispiel Ahaus und begeben sich auf ihren digitalen Weg. Sie schaffen eine eigene, lokale, digitale Stadtwährung, die nur auf dem Smartphone und ohne sonstige Hardware funktioniert.
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