Warum Innovation Labs heute wichtig sind
Viele Unternehmen schmücken sich mit Digital oder Innovation Labs: mal in Zusammenarbeit mit Start-ups außerhalb des eigenen Firmengeländes und damit auch fernab von eingrenzenden Organisationsstrukturen, mal integriert in den laufenden Betrieb – mit modernsten Möbelstücken ausgestattet, aber oft auch hier mehr oder weniger separiert.
Innovation Lab – für manche ist dies sicher nur ein Buzzword. Denn häufig geht es Unternehmen bei der Einrichtung eines solchen Labs, Inkubators oder Hubs vor allem um ein „Bühnenbild“ und einen temporären Image-Gewinn. Setzt man sie jedoch richtig ein, spielen Innovation Labs aus meiner Sicht im Zuge der Digitalisierung eine zentrale Rolle.
In meiner Arbeit als Innovation Lead von Accenture sehe ich jeden Tag, wie sich die Bedeutung von Innovationen verändert. Nicht R+D hat heute den alleinigen Anspruch – und die Aufgabe – innovative Produkte auf die Straße zu bringen. Mit immer mehr disruptiven Wettbewerbern und der Erkenntnis von Unternehmen, die Kunden in den Mittelpunkt zu rücken, ist innovatives Denken und Handeln überall in der Organisation nötig. Dafür braucht es die richtigen Leute an den richtigen Stellen. Es geht nicht darum, Prozesse und Strukturen nur zu digitalisieren, sondern es müssen zunehmend neue datenbasierte Geschäftsmodelle, Dienste und digitale Produkte entwickelt werden.
Dafür nötig ist eine Innovationskultur, die erst einmal etabliert werden muss und nur funktioniert, wenn sie auch von „oben“ vorgelebt wird. Innovationen können nur dann Wert generieren, wenn sie Probleme lösen. Das zeigt auch unser aktueller Trendreport.
Innovation Labs liefern im besten Fall die Blaupause für den digitalen Wandel im gesamten Unternehmen. Aus meiner Erfahrung und mit dem Blick auf laufende Projekte ist es mir deshalb wichtig zu zeigen, wozu ein Lab heute dient – und wozu eben nicht.
1. Ein Innovation Lab ist kein Demo-Raum, sondern ein Enablement Lab
Besucher*innen kommen ins Haus, und das Management präsentiert den neuen, offen gestalteten Raum mit den schicken Design-Möbeln und den Whiteboards. Mit einer VR-Brille lässt sich eine brandneue digitale Anwendung ausprobieren. Doch auf die Nachfrage, wie oft und von wem das vermeintliche „Lab“ genutzt wird, und ob auch die Führungs-Crew hier regelmäßig mitarbeitet, fällt die Antwort oft mager aus.
Als Image-Gewinn mag dies funktionieren. Doch für mich spielen Unternehmen hier nur „Innovationstheater“. Denn eigentlich geht es darum, mit Methoden wie Storytelling, Visualisierung, Design Thinking oder kreativen Trainings die eigenen Mitarbeiter*innen oder Kunden zu befähigen, aus verschiedenen Richtungen heraus Neues zu denken und zu tun. Technologien wie Augmented Reality oder Virtual Reality können hier als Instrumente unterstützen, stellen aber für sich allein keine Innovation dar.
2. Ein Innovation Lab ist kein Spielplatz, sondern ein Ort für Problemlösungen
Auch wenn es Freiräume für Experimente geben sollte und der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommt: Ein Innovation Lab verfolgt das vorrangige Ziel, Lösungen für Probleme zu entwickeln. Wände voller bunter Post-its mit guten Ideen allein bringen noch keinen Wert.
Häufig geht es in unserer Arbeit deshalb zunächst darum, ein Problem genau zu benennen, um gemeinsam an einer einheitlichen Fragestellung zu arbeiten. Ein funktionierendes Core-Team ist dabei immens wichtig: Es sollte divers zusammengesetzt sein, etwa in Bezug auf Alter und fachlichen Hintergrund, und die entsprechenden Methoden-Sets beherrschen. Dieses Team holt dann Expert*innen hinzu, die für das definierte Problem gebraucht werden. Als sinnvoll hat es sich auch erwiesen, z. B. bei den Kunden zunächst „Champions“ zu identifizieren und zu trainieren, die ihre erworbenen Skills an ihre Teams weitergeben.
3. Ein Innovation Lab steht nicht am Rand, sondern im Zentrum
Die Sonderrolle, die Innovation Labs in vielen Unternehmen einnehmen, birgt Gefahren. Denn Leuchtturmprojekte allein tragen nicht nachhaltig zur Innovationskultur bei. Ein „Leuchtturm“ skaliert nicht. Innovation Labs sollten vielmehr ein offener Ort sein, an dem ein Austausch verschiedener Disziplinen möglich ist und wo aus Ideen Prototypen werden. Nach diesem Prinzip funktionieren beispielsweise unsere Future Camps, die wir in der DACH-Region und in Russland eröffnet haben. Hier entstehen mit Hilfe unserer Software-Entwickler oder Gamification-Expert*innen schnelle Prototypen, die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können.
Prototypen sind meist dann erfolgreich, wenn sie Altes und Neues verbinden und sie immer weiter getestet und verbessert werden können. Das kostet Geld und Engagement. Es sollten also im Unternehmen Prozesse definiert werden, um mit neuen Entwicklungen im Business anzudocken.
4. Ein Innovation Lab ist kein R+D-Feld, sondern entwickelt neues Business
Unternehmen wandeln sich von produktgetriebenen zu kunden- und datengetriebenen Organisationen. Reine Engineering-orientierte Produkte funktionieren nicht mehr. In erfolgreichen Innovation Labs wird also weder Grundlagenforschung noch reine Technologie-Entwicklung betrieben. Vielmehr geht es darum, in gemischten Teams nutzerzentrierte Ideen, Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln. Darüber hinaus werden hier Methoden erlernt, mit deren Hilfe Unternehmen in ihrem Business besser und schneller auf die veränderten Anforderungen der Digitalisierung reagieren können.
Fazit
Mithilfe von Innovation Labs können Organisationen einen Grundstein für mehr innovatives Denken und Handeln im digitalen Wandel legen. Hier werden sowohl im eigenen Unternehmen als auch gemeinsam mit Kunden neue Arbeitsweisen erlernt. Dafür braucht es ein engagiertes Core-Team, das nah am Business verankert ist und auch weiß, wie die Prozesse beim Kunden funktionieren. Labs, die nur als „Leuchttürme“ fungieren, ermöglichen keinen echten Wandel. Menschen sind die wichtigste Ressource in der Digitalisierung. Dazu mehr in meinem nächsten LinkedIn-Blog.
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5 JahreGratuliere zu diesem Beitrag 👍 ... ein gut genutzter unabhängiger Innovation Lab (aus meiner Sicht soll dieser keineswegs im Unternehmenskonstrukt verankert sein!) wirkt wie ein Turbo 🚀 für die Unternehmen ...