Welche Geschichte erzählst du dir über dich selbst?
In vielen Situationen unseres Lebens rechtfertigen wir uns für das, was wir getan oder auch nicht getan haben. Wir (er)finden Geschichten, warum wir noch keine Karriere gemacht haben oder warum wir immer noch mit diesem Blödmann zusammen sind. Wir erklären uns selbst und anderen, warum wir unsere Pläne nicht in die Tat umsetzen und weiterhin nur davon träumen.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass vielleicht nicht alles, was du über dich erzählst, der Wahrheit entspricht? Dass du womöglich ein falsches Bild von dir (entwickelt) hast?
In unserer Kindheit lernen wir, wie wir sein müssen, damit die Erwachsenen nicht böse werden. Wir lernen, wie wir uns verhalten müssen, was wir sagen können und was nicht. Das hilft uns, uns selbst zu schützen.
Irgendwann haben wir dann vergessen, dass wir das nicht sind. Und dann finden wir uns in einer Sinnkrise wieder. Weil das Außen nicht mit dem Innen übereinstimmt. Weil wir unglücklich sind, aber nicht richtig wissen, warum. Weil wir eine Sehnsucht fühlen nach dem, was da noch sein könnte.
Und dann stehen wir vor einem schier unüberwindbaren Berg aus Gedankenmüll, Schein und Lüge. Und irgendwo tief darunter vergraben liegen all unsere Träume und Wünsche, von denen wir glauben, dass wir sie uns nicht erfüllen dürfen oder können.
Wir erklären uns selbst unsere Fehler und falschen Entscheidungen mit den wildesten Geschichten, damit wir gut dastehen. Vor den anderen und irgendwie auch vor uns selbst.
Vielleicht erzählst du dir, dass du glücklich bist. Nur, um nicht von vorne anfangen zu müssen.
Vielleicht erzählst du dir, dass du keine Freunde brauchst. Nur, um dich niemandem öffnen zu müssen.
Vielleicht postest du darüber, wie toll dein Business läuft. Nur, damit keiner herausfindet, dass du manchmal vor Sorge nicht einschlafen kannst.
Vielleicht sagst du dir, dass Arbeit keinen Spaß machen muss. Es ist schließlich kein Vergnügen. Nur, um dich nicht irgendwo bewerben und neu eingewöhnen zu müssen.
Es ist nicht einfach, sich einzugestehen, dass man nicht das Leben lebt, das man leben möchte. Aber ohne eine schonungslos ehrliche Bestandsaufnahme findet keine Veränderung statt.
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Wir erkennen an unserer wachsenden Unzufriedenheit, dass etwas nicht stimmt. Doch instinktiv schieben wir das zunächst auf die anderen. Die sind schuld. Die müssen sich ändern. Doch ist das wirklich wahr?
Stell dir doch mal folgende Fragen und beantworte sie dir. Ohne Schönfärbemittel, Selbsttäuschung und Verdrängung:
Womit belügst du dich selbst?
Womit hast du einen anderen Menschen angelogen?
Was darf ein anderer auf keinen Fall über dich wissen?
Wovor hast du am meisten Angst?
Welche Aspekte deines Lebens sollen verändert werden?
Was könnte dich davon abhalten, die nötigen Schritte für eine Veränderung zu tun?
Schwierige Fragen. Ich weiß. Löst bei mir auch Vermeidungsverhalten aus. Es lohnt sich dennoch, mal genauer hinzuschauen.
Was denkst du darüber? Ich freue mich über deinen Kommentar.
Innere Stärke entfalten. Frieden gestalten. Bewusst leben.
1 JahrMir fällt dazu noch etwas Anderes auf: Wenn ich dann mal offen meine Schattenseiten anspreche, dann bekomme ich sofort Angebote, wie ich dies oder jenes "ändern" kann und soll. Ich bin der Meinung, zur Ehrlichkeit gehört auch die Akzeptanz, dass etwas nicht immer sofort verbessert werden muss. Vielleicht würde die Erlaubnis, dass Schatten da sein darf, auch mehr Mutige und Geständige erzeugen.
Mentale Stärke im Alltag, Balance im Job ⚖️ | Psychologin M.Sc. ψ | Persönliche Beratung für mentale Gesundheit 🌱 | Workshops & Impulsvorträge
1 JahrSelbstreflexion ist sehr schwer, denn dadurch wird man mit Dingen konfrontiert, die unangenehm und teils schmerzhaft sind. Solange man sich jedoch selbst täuscht, wird sich nichts ändern und wie du sagst, leidet man unter diesen inneren Konflikten und Widersprüchen. Vielen Menschen werden diese Widersprüche erst bewusst, wenn man gezielt Fremd- und Selbstbild gegenüber stellt.