Wenn Du als Arzt die Digitalisierung selbst in der Hand hast

Wenn Du als Arzt die Digitalisierung selbst in der Hand hast

Da ist sie vorbei. die kurze Sommerpause dieses Newsletters. Nach Auswertung des Feedbacks, das mich erreichte, kehren wir zurück zu kurzen Impulsen und die Zuschrift eines Arztes aus den letzten Tagen schreit förmlich danach, Sie Ihnen hier zu präsentieren.

Ein Zitat, über das man zweimal nachdenken sollte und das ich gestern erst wiederfand, lautet: »Was Du nicht in den Händen hältst, das musst Du nicht im Kopf haben!« Mich hat das noch einmal ganz neu nachdenklich gemacht. Der griffige Appell hilft eigentlich denen, die unter Fremdsteuerung leiden oder ins Grübeln geraten über Dinge, die sie oft gar nicht betreffen oder die schlicht nicht geändert werden können. Als ich gestern jedoch die Zuschrift eines Arztes bekam, habe ich erkannt, dass das Zitat ganz anders verstanden werden kann und womöglich als Ausrede dienlich ist. Zum Beispiel, wenn ich mich als Arzt vor der Digitalisierung wegducke. Eine Einordnung von mir entlang der bemerkenswerten Zeilen, die mich in jüngster Vergangenheit erreichten.

Zunächst einmal darf man in diesen Tagen das Gefühl entwickeln, dass es vielen Akteuren reicht, mit dem ständigen Erneuern einer seit Jahren waghalsigen Wehrhaftigkeit, die sich gegen die Fortschritte rund um Bemühungen zur Digitalisierung richtet. Man muss das so kompliziert ausdrücken, denn die Situation ist zu diffus. Sind es gezielte Aktionen oder verbergen sich hinter den Bremsmanövern systemische Probleme, die ein Gesundheitssystem als Problemsystem nicht mehr selbstständig überwinden wird?

Was ein Arzt mir schreibt

Der mir schreibende Arzt zählt sich selbst zur neuen Generation von Ärztinnen und Ärzten. Er unterstellt den eigenen Fachverbänden ein überaltertes Selbstbild und einen ausgeprägten Konservatismus, was letztlich auch ein Abbild der niedergelassenen Ärzteschaft sei. Seiner Meinung nach seien die viele Argumente, die auf eine fehlerhafte Funktionalität bei Telematikinfrastruktur und eRezept verweisen, absurd. Seit mehr als drei Jahren habe bei ihm kein Techniker mehr die Praxis betreten müssen. Seit Monaten laufen alle bis heute bereitgestellten Anwendungen. Auch über die Telematikinfrastruktur. In seiner Praxis sei alles digital, was geht und das liefe zudem stabil. Das habe er mit seinem Team ganz allein geschafft.

Klingt zu schön, um wahr zu sein. Stellt dieser niedergelassene Arzt eine der ganz wenigen Ausnahmen dar? Ich fühle mich bei den Worten, die mich hier auf Linkedin erreichten, an ein weiteres Zitat erinnert.

Alle sagten: Das geht nicht! Dann kam einer, der das nicht wusste und es einfach machte.

Möglicherweise steckt da ja mehr dahinter, als wir ahnen dürfen. Seit Jahren vermuten diejenigen, die sich aktiv mit der Digitalisierung des Gesundheitsgeschehens auseinandersetzen, dass es eine Wissenslücke unter Ärztinnen und Ärzten gibt. Ich gehöre dazu. Fortbildungsangebote mit dem Ziel, die digitale Kompetenz in der Ärzteschaft zu stärken, gibt es reichlich. Nur werden diese kaum in Anspruch genommen und verschwinden dann auch wieder vom Markt. Bei medizinischen Fachgesellschaften fällt die Schlüsselaktivität Digitalisierung häufig noch nicht in das Sinnfeld der eigenen Arbeit, was einerseits verständlich ist und andererseits die Frage aufwirft, wer eigentlich zuständig wäre und wem es gelingen könnte, die Ärzteschaft mit digitalen Fortbildungsangeboten zu erreichen.

So komme ich zurück auf das erste Zitat:

Was Du nicht in den Händen hältst, musst Du nicht im Kopf haben!

Mit diesen Worten könnte gespiegelt werden, was wir im versorgenden Gesundheitsmarkt gerade erleben und ich möchte helfen, das einzuordnen. Das Wegschieben von Verantwortung, weil man die Entwicklung der Telematikinfrastruktur oder die Einführung des eRezepts nicht selbst in der Hand hält, erscheint vielen als die einzige vernünftige Lösung. Als könne man negieren, sich damit zu beschäftigen. Ich halte das für einen Trugschluss. Der Brief an mich durch einen Arzt, der von sich behauptet, alles im Griff zu haben, deutet darauf hin, dass die niedergelassene Ärzteschaft die Dinge sehr wohl in der Hand halten kann. Auch wenn ich Ihnen hier einen Arzt präsentiere, der für uns wie ein Sonderfall klingen muss. Er berichtet nicht von schweren Verwerfungen, sondern von seiner Überzeugung und einer Evidenz, dass sich die Maßnahmen zur Digitalisierung lohnen und im Prinzip lediglich zu erwartende Schwierigkeiten eingetreten seien. Er spricht nicht einmal von besonderem Mut und ich erkenne darin, dass hier ein Arzt aktiv wurde, weil er verstanden hat, dass die Digitalisierung nicht dadurch weg geht, weil man sie ignoriert. Der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass der Arzt im Juni 2019 seine Praxis eröffnete und den Tatsachen ganz offensichtlich ins Auge schaut. Das macht er auch an der Erkenntnis fest, dass die Medizin sich verändern wird, zukünftig eher datengestützt agieren muss, um die an ein Ende gelangte virchowsche Organmedizin zu überwinden.

Letzteres mag weitere, auch ethische Fragen implizieren, auf die ich jetzt nicht eingehen werde. Mir ist nur eines wichtig. Hier berichtet ein Arzt, dass er selbstständig einen mittleren Weg gefunden hat zwischen Verweigerung und Überzeichnung der digitalen Möglichkeiten zum heutigen Zeitpunkt. Der Arzt hat das Zitat richtig verstanden. Er hat sich um die Dinge gekümmert, die er in der Hand hält und dazu gehört eben, die unter Mitwirkung der Selbstverwaltung arrangierten Lösungen zu nutzen. Offenbar gelingt ihm das aktuell erfolgreich und sicher freut er sich über künftige Weiterentwicklungen, die er gut vorbereitet und mit digitaler Intelligenz erwarten darf. Für mich ein klares Indiz, dass Digitalisierung bei vielen ein eher mit Angst besetzter Ausblick ist, anstatt dem Wandel des ärztlichen Berufs veränderungskompetent zu begegnen.

Wir mögen mittlerweile einen Hang entwickelt haben, Zukunftsmedizin im Rahmen von Festivals zu feiern. Dabei muss jede Arztpraxis heute im Jahre 2022 erst einmal einen gangbaren Weg finden, mit dem Einzug der Digitalisierung allgemein umzugehen. Ich unterstütze Sie dabei. Wie das funktioniert, erfahren Sie in einem Zeitgeschenk mit mir, das Sie hier buchen können. Ich freue mich auf Sie.

Franziska Benthin

Shhh HashBaby | Feuerlöscher des Gesundheitswesens | Gewinnerin Blauer Bär 2023-2024 | #myDNAisFEMALEhealth

2 Jahre

Wichtiger Beitrag!

Dipl.-Med. Bernd Oehlschlägel

Allgemeinmedizin mit Leidenschaft - Hilfe in allen Lebenslagen

2 Jahre

Ich bin ein Freund der Digitalisierung, benutze für meine Patienten zur Kommunikation z.B. “PatMED” und auch das “IDANA” System zur Erleichterung der Arbeit. Auch Teleclinic funktioniert reibungslos. Alles was Politik und Kassen beschließen und die KV umsetzt bringt große Probleme !!

Dipl.-Med. Bernd Oehlschlägel

Allgemeinmedizin mit Leidenschaft - Hilfe in allen Lebenslagen

2 Jahre

Meine Praxis wird seit 2000 “Papierfrei” geführt, seitdem alles “ein gescannt”, damals “Blankoformulardruck” soweit möglich war mit Tintenstrahldrucker; Später Laserdrucker. Das Problem liegt nur zum Teil in den Praxen. Früher war ich bei CGM— jedes Update brachte Problem, dauerte lange und oft Probleme danach !! Es war SCHRECKLICH !! Nach Wechsel des Softwareanbieters sind die Probleme deutlich geringer, aber immer wieder passt etwas nicht. Anfang des Jahres nach Umstellung auf E-AU zum 1.1.2022 war das Chaos perfekt, mehrer Tage konnten wir nur eingeschränkt Arbeiten. Teilweise mußte ich zurück in das Zimmer mit HBA und einen 6 Stelligen Pin für die Au eingeben. Jetzt klappt es besser., ich kann morgens per Pin die AU für den Tag freischalten. Die ständigen Politisch bedingten Änderungen (besonders währen Covid) werden teilweise zu schnell beschlossen (Freitag beschlossen, gültig ab Montag)—- wie soll ein Softwarehaus und die Praxis so etwas umsetzen? Wenn das Update dann kommt muss alles nachgetragen werden. Ständig neue Abrechnungszittern, ständige Änderungen— es wird immer schlimmer !!

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