Wie schaffen wir es, in 20 Jahren dank KI klüger, statt dümmer zu sein.
Kongressvortrag Learntec 2024

Wie schaffen wir es, in 20 Jahren dank KI klüger, statt dümmer zu sein.

Kritisches Denken ist das Herzstück demokratischer Bildung. Nur mit kritischem Denken können wir Sachverhalte und provisorische Wahrheiten hinterfragen, Erkenntnisse frisch kombinieren und sowohl als Bürger aktiv und als intellektuelle und wirtschaftlich schaffende Menschen effektiv sein. Kritisch Denken heisst auch immer kollaboratives und kreatives Denken: Nur im ehrlichen Austausch mit anderen können wir Ideen ausprobieren und verfeinern, und nur mit kreativem Mut zu Neuem entdecken wir auch Neues.

Künstliche Intelligenz wird oft als Gefahr für das kritische Denken identifiziert. Sie bietet Abkürzungen für schulische und hochschulische Aufgaben. Sie recherchiert und schreibt für uns, bietet Lösungswege an, erspart uns gefestigtes empirisches Wissen, ersetzt den dynamisch-kritischen Austausch mit anderen Menschen durch sekundenschnell generierte Antworten, deren Banalität und Fehlerhaftigkeit sich hinter einer grossen Selbstsicherheit verbergen.

Doch das ist nur wahr, wenn wir KI in der Bildung auf diese Anwendungen reduzieren. KI ist ein Werkzeug und es steht uns frei zu definieren, wie wir es benutzen. In anderen Worten: Wenn Bildung kritisches Denken befähigen will, dann stellt sich die Frage, wie KI genutzt werden kann, um dies zu unterstützen.

Die Antwort ist gar nicht so komplex. KI in der Bildung hat das Potenzial, viel individualisierter mit Lernenden zu arbeiten. Dazu braucht sie gesicherte Lerninhalte und Zugang zu lernanalytischen Daten; und pädagogisch wirksame Anweisungen, die ihr Verhalten reguliert.

KI kann uns helfen, Schülerinnen und Schülern Lehrmaterial in einer Form anzubieten, die ihr kritisches Denken aktiviert und sich auf ihren jetzigen Wissensstand anpasst. KI kann uns auch helfen, Lernende mit ähnlichen Fragen miteinander zu vernetzen, Übungen zu erschaffen, die genau die Fertigkeiten fördern, die der einzelne braucht, um auf dem persönlichen Lernweg den nächsten Bildungsschritt zu machen.

Die ideale Lehrsituation ist eine, bei der das Verhältnis von Lernenden zu Lehrpersonen extrem klein ist; bei der viel mit dem Stift gedacht und diskutiert wird; bei der «dumme» Fragen offen gefragt und schnell gelöst werden, sodass klügere Fragen folgen können. So geben die Universitäten Oxford und Cambridge zum Beispiel jedes Jahr Millionen von Pfund für die Lehre aus, da sie auf dem teuren «Tutorial System» bestehen, bei dem Professor*innen und Studierende oft eins zu eins zusammensitzen, um eine speziell für dieses wöchentliche Treffen geschriebene Hausarbeit zu diskutieren. Das ist pädagogisch effektiv, aber auch aufwendig und kann sozial einschüchternd auf die Lernenden wirken.

Eine KI, trainiert auf den Büchern und Beiträgen derselben Professor*in, könnte ein solches Treffen vorbereiten und im Vorfeld zumindest das Niveau des folgenden Tutorials massiv erhöhen - und zwar für Lernende auf allen Bildungsstufen und mit minimalen Kosten. Übersetzt man das Szenario auf die Schullehre, wo Inhalte gesicherter und weniger komplex sind, dann fängt man an, das Potenzial von KI für die Lehre zu verstehen.

Wenn wir die KI als superschnelle Suchmaschine, als Plagiatsautomat und Denkersatz verstehen, verpassen wir die wahre Implikation der neuen Technologie. Die Bildung hat sich in ihren Zielen und Inhalten durch KI nicht fundamental verändert; aber die Möglichkeiten, wie wir Bildung vermitteln, durchlaufen gerade einen Paradigmenwechsel.

Wir bei Brian verstehen uns als Teil dieses Prozesses und nutzen KI, um kritisch-kollaboratives, kreatives Denken zu fördern. Wenn Sie unsere Ideen teilen, kontaktieren Sie uns und lernen Sie uns kennen.

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