Lehrpersonen beherrschen das ABC - warum nicht auch das ICT?
Buchrezension: Werner Hartmann, Alis Hundertpfund «Digitale Kompetenz – Was die Schule dazu beitragen kann», Sachbuch, hep, 2015, 171 Seiten
Als ICT-Lehrerin an der Berufsfachschule habe ich dieses Buch etwa 2017 erstmals zur Hand genommen und Teile daraus gelesen. Heute, wenige Wochen vor meiner Weiterbildung CAS PICTS BFS[1], nehme ich dieses kleine Büchlein wieder hervor, als Einstimmung auf den Kurs.
Ich bin absolut davon überzeugt, dass jede Lehrperson digital fit sein muss – genauso, wie sie das ABC beherrscht. Es ist Aufgabe der Schule, Lebenssituationen in einer anregenden Lernsituation zu analysieren, reflektieren, vertiefen. Und wie das rund um ICT möglich sein könnte, zeigt diese 171 Seiten leichte Lektüre in anregenden, praxisbezogenen Häppchen rund um folgende Themen:
1. Information und Wissen: Verwesentlichung
Die Fähigkeit, eine sinnvolle Auswahl von Informationen zu treffen und die tiefere Bedeutung oder die Stichhaltigkeit von Informationen zu erfassen.
2. Soziale Intelligenz und Verständigung
Die Fähigkeit, sich mit anderen auf direkte und vertiefte Weise zu verständigen, Stimmungen und Reaktionen zu erfassen und zu fördern sowie Bedürfnisse zu erkennen.
3. Kritisches und flexibles Denken
Die Fähigkeit, durch selbstständige Denkleistung Lösungen und Antworten zu finden, die über das hinausgehen, was herkömmlich oder regelbestimmt ist.
4. Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität
Die Fähigkeit, sich in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Situationen zu bewegen und die Sichtweisen und Denkmuster anderer zu akzeptieren.
5. Abstraktion und Modellbildung
Die Fähgikeit, komplexe Sachverhalte und grosse Datenmengen in abstrakte Konzepte zu übersetzen sowie Modelle zu bilden und auszuwerten.
6. Nutzung digitaler Werkzeuge
Die Fähigkeit, digitale Werkzeuge und mediale Formen sowohl zu nutzen und sie für eine überzeugende Kommunikation einzusetzen als auch ihre Anwendung kritisch zu hinterfragen.
7. Rollenbilder privat, beruflich und öffentlich
Die Fähigkeit, seine eigene Person mit digitalen Medien angemessen darzustellen und die Darstellung anderer Personen kritisch zu hinterfragen.
8. Kreatives, produktives Denken
Die Fähigkeit, Ungewöhnliches zu denken und den eigenen Einfällen eine Chance zu geben.
9. Informelles und selbstbestimmtes Lernen
Die Fähigkeit, in schulischen und ausserschulischen Kontexten eigenverantwortlich zu lernen.
10. Virtuelle Zusammenarbeit
Die Fähigkeit, ortsunabhängig in einem Team zusammenzuarbeiten.
Mit obigem Überblick wird schnell deutlich, dass es um die Grundprinzipien des Zusammenlebens geht. Themen also, die im Fokus einer guten Bildung stehen. Und ja, um digitale Medien, die dies möglich machen resp. eine Welt, die sich ständig verändert und heute andere Kompetenzen fordert, als zu der Zeit, als Lehrpersonen Schüler waren.
Knapp und klar die Fakten rund um die Veränderungen in der heutigen Lebenswelt, die vor der Schule und dem Lernen nicht Halt machen. Ebenso deutlich die Appelle an Lehrpersonen, sich weder hinter Vorurteilen und Verboten zu verstecken noch mit einer grundsätzlichen Abneigung der Thematik zu verschliessen. Sondern eine fröhliche Botschaft, Lernen und Lehren sinnstiftend zu gestalten. Wohl aus diesem Grund sind viele hilfreiche Praxisbeispiele für Unterrichtsanwendungen notiert. Ausserdem: Ganz der «sharing» Philosophie entsprechend, findet man Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch unter www.digitalekompetenz.ch.
[1] Pädagogischer ICT-Support für Berufsfachschullehrpersonen – eine Weiterbildung der pädagogischen Hochschule Zürich, mit 15 CAS-Punkten bewertet, Dauer 18 Monate, erstmals ab 2019 durchgeführt (davor im Hinblick auf den Lehrplan 21 mehrere Lehrgänge für Volksschullehrpersonen). Detaillierte Informationen zu diesen Lehrgängen https://phzh.ch/de/Weiterbildung/Schwerpunkte/Medienbildung-und-Informatik/cas-picts/
Dipl. Betriebswirtschafterin NDS HF
5 JahreDas Weiterbildungangebot klingt vielversprechend, Anita Schuler. 😊 Wenn ich Ihre 10-Punkte-Liste anschaue, sehe ich den Grossteil davon in Richtung Bereitschaft für neues Lernen und Lehren, für Kulturwandel im Bildungssystem. Das Wissen von neuen Technologien zu erwerben, ist eher sekundär bzw. wird automatisch erworben, wenn besagte Bereitschaft gegeben ist - davon gehe ich aus.
Lernorte sind da, um Lernen zu ermöglichen. #lernenermöglichen
5 JahreWas sollen die Lehrpersonen denn beherrschen? Das ABC ist klar definiert. ICT nicht. Müssen Sie Word können? Wenn ja, auch VBA? Muss eine Lehrperson wissen wie das WLAN am Computer eingestellt und Konfiguriert wird? Wenn ja, bei welchen Betriebssystemen? Muss eine LehrerIn über die Gefahren im Internet bescheid wissen, muss sie als Gegenmassnahme DuckDuckGo kennen? Fragen über Fragen die wohl gar nicht beantwortet werden können, weil die Anforderungen an den verschiedenen Schulen zu unterschiedlich sind. Was aber verlangt werden kann, ist eine Einstellung der Lehrpersonen die zukunftsgerichtet ist. Auch Kompetenzen wie ‚ich weiss wie lernen und ich will mich weiterbilden‘ oder schlicht einen offenen Geist. Wer solche Dinge mitbringt hat auch schnell im Petto was es ICT mässig momentan an der Schule braucht. Also nicht das ICT sondern vielmehr ich will ICT und ich bleibe am Ball.
Wie wäre die Schule, wenn wir sie neu erfinden würden? Wie würde sie aussehen und funktionieren?
5 JahreSchön, bist du bei der Premiere des CAS PICTS BFS dabei, Anita Schuler!