Zeitarbeit – What´s next?
Die Zeitarbeitsbranche hat, dass kann man ohne Übertreibung sagen, eine besonders herausfordernde und von Unsicherheiten geprägte Phase hinter sich gebracht.
Auch wenn nicht alles in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, waren die letzten gut 12 Monate für Unternehmen wie Ehren- und Hauptamtliche Mitarbeitende der Verbände BAP und iGZ arbeitsintensiv und von grundlegenden Umwälzungen gekennzeichnet.
Inhaltlich standen sehr grundlegende Themen auf der Tagesordnung und, was erschwerend hinzukam, gleichzeitig sah und sieht sich die Branche verschiedenen Herausforderungen auf rechtlicher wie politischer Ebene ausgesetzt.
Diese Phase hat unter dem Strich aber einige doch sehr erfreuliche Ergebnisse produziert und vor allem gezeigt, dass die Branche die Zeichen der Zeit erkannt hat.
Man ist in der Lage und Willens, die gemeinsame Sache voranzutreiben, trotz vielleicht manchmal unterschiedlicher Ansätze oder Ansichten im Detail.
So ist es meiner Meinung nach besonders erfreulich, wie im Rahmen der Verbandsneugründung die beteiligten Personen aufeinander zugegangen sind und auch unter Zurücknahme eigener Positionen das große Ganze im Blick behalten haben.
Kurz gesagt, die Basis für eine Neujustierung und Stärkung der Verbandsarbeit ist gemacht.
Und, da sind sich alle Beteiligten wohl einig, sie ist auch bitter nötig. Denn wie angedeutet werden die Herausforderungen nicht kleiner, sondern im Gegenteil, die Angriffe auf die Branche der Personaldienstleistungen in ihrer ganzen Bandbreite nehmen eher zu.
Gleichzeitig beschleunigt vor allem die Digitalisierung den Umbruch am Arbeitsmarkt und bringt sämtlichen Akteure neue Probleme aber sicher auch neue Chancen.
Daher bedarf es der geballten Ressourcen eines gemeinsamen Arbeitgeberverbandes, um hier bestmöglich die Herausforderungen der Zukunft anzugehen und uns gegenüber den verschiedenen Stakeholdern richtig zu positionieren. Wie ist hier der Stand?
Einige Meilensteine der letzten Wochen:
✅ Neugründung des gemeinsamen, neuen Arbeitgeberverbands für die Personaldienstleistungsbranche GVP beschlossen
✅ BAG-Urteil im Sinne der Zeitarbeitsbranche entschieden
✅ Tarifverhandlungen M+E mit einer Einigung abgeschlossen
✅ Aus- und Weiterbildungsstrategie der Verbände wurde ausgebaut
✅ Veranstaltungen der Verbände zu den Themen Digitalisierung, Marketing, Zukunft der Branche
Einige der bestehenden Herausforderungen:
❗️ Zeitarbeit für sog. „Drittstaatler“ öffnen
❗️ Regulierung der Zeitarbeit in der Pflege verhindern
❗️ Immer noch vorhandene Vorurteile in der Politik abbauen
❗️ Digitalisierung und Abbau von Bürokratie vorantreiben
Empfohlen von LinkedIn
❗️ Generationenwechsel in der Branche meistern
❗️ Europäisierung der Rechtsfindung begleiten
❗️ Internationale Vernetzung der Branche forcieren
❗️ Unternehmen stärker Branchenbotschafter gewinnen
❗️ Aus- und Weiterbildung ausbauen
❗️ Fachkräftemangel begegnen
Diese Aufstellung ist nicht vollständig, zeigt aber, wie die Situation in der Branche aktuell ist.
Gefühlt haben wir einige der wichtigsten Themen der neueren Zeit abgearbeitet und die Weichen auf eine Neuausrichtung der Personaldienstleistungsbranche aber auch der Arbeitswelt insgesamt gestellt. Trotzdem kämpfen wir mit alten Dämonen, die trotz oder vielleicht gerade wegen der aktuellen Erfolge wieder auftauchen.
Dabei sollten alle Beteiligten längst erkannt haben, dass die Arbeitswelt im Wandel ist. Dieser läßt sich nicht aufhalten, nur mitgestalten. Hierfür muss es am Arbeitsmarkt gerade heute verschiedene rechtliche und vertragliche Instrumente geben, um die Flexibilisierung zu managen und die echten Probleme anzugehen.
Denn der demographische Wandel, die Dekarbonisierung und die weiter fortschreitende Digitalisierung, werden zu Herausforderungen und Verwerfungen führen.
Wäre es da nicht an der Zeit, die alten Vorurteile hinter sich zu lassen und die Personaldienstleistungsbranche und hier insbesondere die Zeitarbeit, als gleichberechtigen Partner zu akzeptieren?
Dass das funktioniert, hat die Tarifpartnerschaft in der Branche doch eindrucksvoll bewiesen. Gestärkt durch das BAG ist erneut festgestellt worden, dass die Tarifpartner am besten dazu geeignet sind, den Gegebenheit einer Branche Rechnung zu tragen und die Rahmenbedingungen zu definieren.
Das gelingt aber nur, wenn man diese Gestaltung mit Blick auf die Gesamtwirtschaft und den Arbeitsmarkt in Gänze vornimmt und nicht darauf zurückfällt, alte Rollen- oder Feindbilder zu mobilisieren. Denn diese Sichtweise verkennt, dass wir mittendrin sind in einem Kultur- und Wertewandel, den wir nicht aufhalten können.
Wir können aber gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Art Marktwirtschaft zu definieren gestärkt wird und sich daher auch an den Vorstellungen und Notwendigkeiten der Unternehmen orientieren muss. Denn wenn man zu einseitig Rechte schafft, ohne auch Pflichten einzufordern, gerät das System langsam in ein Ungleichgewicht.
In diesem Sinne kann die Zukunft des Arbeitsmarktes sicher nicht darin liegen, selbigen weiter zu regulieren oder abzuschotten. Wir müssen Flexibilität ermöglichen und zulassen, ohne unsere gegenseitigen Fürsorgepflichten zu vernachlässigen. Denn ohne Flexibilität am Arbeitsmarkt werden wir auf Dauer nicht zukunftsfähig sein.
Zudem haben die letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen, dass die Mitarbeitenden heute noch stärker als ohnehin schon im Mittelpunkt stehen. Wer für Talente nicht die richtigen Rahmenbedingungen anbietet, wird als Arbeitgeber auf Dauer keine Mitarbeitenden mehr finden.
Und Flexibilität wird am Arbeitsmarkt mittlerweile vor allem von denjenigen gefordert, die man eigentlich genau davor angab schützen zu wollen – Den Mitarbeitenden. Der Arbeitsmarkt hat sich aber komplett gedreht, so dass nunmehr die Talente tatsächlich alleine entscheiden können und wollen, wie sie arbeiten möchten.
Also lassen wir Ihnen doch die freie Wahl, sich für eine Vertragsform zu entscheiden, die der jeweiligen Lebenssituation entspricht.
Das muss nicht immer die Zeitarbeit sein aber häufig ist sie einfach eine gute Wahl!
Zeitarbeit ist und bleibt ein sehr spannendes Thema. Wir haben uns die Digitalisierung groß auf die Fahne geschrieben und können hier große Entlastungen wahrnehmen :)
CEO at hanfried. From student recruiting to temporary work. HR and recruiting specialist, founder, entrepreneur for 20+ years. From job advertisements to talent recruiting - from CVs to applications - we support you!
1 JahrDanke fürs Teilen Gerriet Cornelius !
CEO at hanfried. From student recruiting to temporary work. HR and recruiting specialist, founder, entrepreneur for 20+ years. From job advertisements to talent recruiting - from CVs to applications - we support you!
1 JahrDanke fürs Teilen Antje Beier !
Geschäftsführerin bei JENPERSONAL GmbH & Senior Consultant bei TECHNOLOGY RECRUITING EXPERTS GmbH
1 JahrVielen Dank für diese Zusammenfassung!
HR MEDICAL GROUP Geschäftsführerin bei Ruhr Personalmanagement GmbH und About Work GmbH | HR-Spezialistin im Gesundheitswesen / Active Sourcing / Senior Personalberater / Personalvermittlung v. Fach- und Führungskräften
1 JahrLieber Timm, sehr gut formuliert und nichts ausgelassen!👌Danke für diesen ausführlichen Beitrag! Ich finde es sehr schade, dass diese Branche in der Gesellschaft immer noch oft negativ angesehen wird😕 Da hilft meiner Meinung nach, nur noch ein offener Austausch und Aufklärung. Oft erlebe ich, dass Menschen mit Vorurteilen überhaupt nicht richtig informiert sind. Es gibt aber sicherlich auch leider Unternehmen, die nicht gerade dazu beitragen, dass der Ruf in der Branche besser wird🙄 Da sind die Verbände und die Agentur für Arbeit gefragt, genauer hinzuschauen! AÜ ist nun mal nicht „mal eben“ und die Branche hat einen sehr hohen & ständigen Weiterbildungsbedarf!!!! Am Ende des Tages rächt sich ein schlechtes Image von selbst…😬 Dazu kommt noch, dass die Zeitarbeitsunternehmen immer nur so gut sind, wie das interne Personal (unabhängig v. Namen oder der Positionierung auf der Lünedonk-Liste) Da gibt es im Bereich der Weiterbildung mit Sicherheit einen Nachbesserungsbedarf! Das gilt nicht nur für die Quereinsteiger, sondern auch für „eingefahrene, langjährige und leider oft betriebsblinde, unmotivierte“ Mitarbeiter. Die HR-Branche verändert sich, wer sich nicht mitverändert, bleibt auf der Strecke!🤷🏼♀️