Ein Berliner Amtsgericht hat einen 23-Jährigen nach dem Angriff auf einen Polizisten in der Silvesternacht zu einem Jahr und sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte sei wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte schuldig gesprochen worden, sagte eine Gerichtssprecherin. Zudem müsse er 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Der Anklage zufolge soll sich der Mann in der Silvesternacht in Berlin-Neukölln an gewaltsamen Ausschreitungen gegenüber der Polizei beteiligt haben.

Polizist erleidet kurzzeitig Gehörverlust

Demnach sei der Mann Teil einer Gruppe mit etwa 20 Mitgliedern gewesen, die mit Schreckschusspistolen und Platzpatronen auf Beamte geschossen haben soll. Er selbst soll dabei mindestens drei Schüsse abgegeben haben. Bei seiner Festnahme waren neben der Schreckschusspistole auch zwei Abschussbecher für pyrotechnische Munition und rund 160 Platz- und Pfeifpatronen sowie Schreckschussmunition sichergestellt worden.

Bei dem Angriff wurde ein Polizist von einem Projektil im Nacken getroffen und erlitt einen kurzzeitigen Gehörverlust im rechten Ohr sowie anhaltende Kopfschmerzen. Der Angriff sei in der Gruppe "regelrecht zelebriert" worden, schilderte ein anderer Beamter.

Der 23-jährige Student bat vor Gericht um Entschuldigung: "Ich habe Mist gebaut", sagte er. Er sei zufällig in die Gruppe geraten und habe spontan mitgemacht, als diese anfing, Raketen zu zünden. Er habe aber nicht auf Menschen gezielt.

Über 200 Festnahmen an Silvester in Berlin

Aufgrund der Tatsache, dass der Student ungeplant in die Situation hineingeraten war, sah der Vorsitzende Richter von einer höheren Strafe ab. Die Bewährungsstrafe sei für den Angeklagten ein ausreichendes Warnsignal, sagte er. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des "willkürlichen Angriffs" eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und neun Monaten gefordert.

Die Nacht zum 1. Januar 2024 war zwar ruhiger verlaufen als zunächst befürchtet. Dennoch meldete die Polizei allein in Berlin mehr als 200 Festnahmen. In Neukölln wurde unter anderem ein Einsatzwagen mit einer Kugelbombe beschossen und beschädigt. Am Alexanderplatz in Berlin bewarfen sich etwa 500 Menschen mit Pyrotechnik. Als die Polizei einschritt, wurde sie eigenen Angaben zufolge von einer Gruppe aus etwa 200 Menschen heraus mit Feuerwerkskörpern beschossen.