Bei einer europaweiten Aktion gegen eine Gruppe mutmaßlicher Schleuser sind nach Angaben der Ermittler mehr als 20 Menschen festgenommen worden. In Deutschland seien demnach vier Menschen festgenommen worden. Diese seien für 120 Schleusungen mit mindestens 748 Geschleusten verantwortlich, teilten die Bundespolizeiinspektion München und die Staatsanwaltschaft Traunstein mit. Zuvor hatte es aufwendige Ermittlungen gegen die Gruppe gegeben, die seit mehr als zwei Jahren Schleusungen vorwiegend syrischer Staatsangehöriger, unter anderem über die sogenannte Balkanroute, organisiert und durchgeführt haben soll. Beteiligt waren auch Beamte von Europol und der EU-Agentur zur Koordinierung von grenzüberschreitenden Strafverfahren, Eurojust. Zwei Menschen sollen bei einer der Schleusungen gestorben sein.

Ein Traunsteiner Oberstaatsanwalt koordinierte bei Eurojust in Den Haag die parallel in mehreren europäischen Ländern durchgeführten ähnlichen Maßnahmen. Spezialeinheiten der Bundespolizei durchsuchten laut den Angaben zusammen mit Traunsteiner Staatsanwälten acht Wohnungen sowie Geschäftsräume in Hannover, Leipzig und Duisburg. PCs, Notebooks und 30.000 Euro Bargeld seien beschlagnahmt und vier Haftbefehle vollzogen worden.   

3,4 Millionen Euro Einnahmen durch Schleusungen

Die vier in Deutschland Festgenommenen sollen pro Schleusung im Schnitt 4.500 Euro kassiert und so insgesamt rund 3,4 Millionen Euro eingenommen haben. Zu den beiden Todesfällen sei es bei einer Schleusung von Belarus nach Lettland gekommen.

Bei der Ermittlung haben dreizehn Länder zusammengearbeitet. Die verfolgten Spuren führten auch nach Serbien, Bosnien-Herzegowina, Österreich und die Niederlande. Das sogenannte "Traunsteiner Modell" zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität wurde inzwischen bei allen grenznahen bayerischen Staatsanwaltschaften eingeführt. Die jeweiligen Spezialabteilungen arbeiten bei der Verfolgung von international agierenden Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändlern nicht nur eng mit den ausländischen Polizei- und Justizbehörden zusammen, sondern auch mit Eurojust und Europol.