Er war der Mann, der mit Sockendiplomatie das sonst so nüchterne Tagesgeschäft von Gipfeltreffen belebte: Kanadas Premier Justin Trudeau trug bei G7- oder G20-Treffen gern bunte Socken zu den üblichen dezenten Anzügen und wählte gern Motive, die zu den jeweiligen Anlässen passten. Auch deshalb galt Trudeau auf der internationalen Bühne als einer der charismatischsten Staatschefs. 

Während Donald Trumps erster Amtszeit galt er vielen in Europa als der Vertreter des "guten" Amerikas. Optimismus war sein Programm, zusammengefasst in der Wendung sunny ways, einer sonnigen Art, Politik zu machen. Das versprach Trudeau den Kanadiern gern. Und so kommt sein Rücktritt als Parteichef und Premierminister, den er an diesem Montag angekündigt hat, für viele im Ausland überraschend. In seiner Heimat ist allerdings von der Strahlkraft des 53-Jährigen schon lange nicht mehr viel übrig.