Beitrag von Robert Erlinghagen

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Vorstand der DGSv / Inhaber von mindshaker

Zwei Ereignisse, die schwer zusammen passen: Zum einen fand am Wochenende die Joint Conference von ISI - Institut für soziale Interaktion und DFP - Deutscher Fachverband für Psychodrama e.V. in Hamburg statt. Rund 150 Beraterkolleg*innen, darunter auch viele Mitglieder der DGSv - Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V., machten sich Gedanken über die Zukunft angesichts von Erschütterungen und Begrenzungen. Erschütterungen und Begrenzen aufgrund von Klimawandel, Extremismus, Krieg usw. Trotz des schwierigen Themas war die Atmosphäre lebendig, zuversichtlich und - wie man es von Kolleg*innen auch erwarten kann - vor allem nachdenklich. In dieser "Bubble" gibt es geradezu eine Sehnsucht nach Nachdenklichkeit. Der Kern der Profession von Supervisor*innen, Coaches und Organisationsberater*innen ist es ja schließlich, Reflexion zu ermöglichen. Zweifel ist Programm, mit Ambiguitäten und Spannungen umgehen können eine Kernkompetenz. Zeitgleich demonstrierten am Samstag in Hamburg mehrere Zehntausend Menschen für Demokratie gegen Rechtsextremismus. Wir waren also nicht allein mit unserer Verteidigung der Reflexivität, des Kompromisses, des Prinzips des besseren Arguments. Zum anderen dann am Sonntag die Ergebnisse der Europawahl. Schockierend. Denn gewonnen haben diejenigen, die einfache Lösungen anbieten, sich der Nachdenklichkeit verweigern und ihre Positionen nicht selten sogar mit hemmungslosen Lügen gegen jeglichen Zweifel abschotten. Zuletzt Markus Söder mit seiner schamlosen Behauptung, man hätte die Hochwasser in Süddeutschland nicht kommen sehen können. Von der #noafd gar nicht erst zu reden. Während der Joint Conference gab es einen Moment, indem deutlich wurde, wie anstrengend es für Berater*innen derzeit ist, die aktuellen Spannungen in Teams, in Organisationen zu halten, ihnen einen Raum zu geben, sie für die Menschen aushaltbar und bearbeitbar zu machen. Die Erschöpfung in der Gesellschaft schlägt sich natürlich in der beraterischen Arbeit nieder. Es gab den verbreiteten Wunsch, mal weniger Verantwortung übernehmen zu müssen; ich habe dazu neulich bereits etwas gepostet. Tja. Schöner wär's, wenn's schöner wär. Das erfreulichste bei alle dem war, dass die Kolleg*innen alles andere als bereit waren, diesem Impuls nachzugeben, sich aus der Veranwortung zu stehlen. Im Gegenteil. Sie suchen nach Ideen, Möglichkeiten, Wegen, um weiterhin ihre Profession wirksam auszuüben. Die Sehnsucht nach Nachdenklichkeit, nach Verteidigung der Reflexivität ist stärker. #Supervision #Coaching #Organisationsberatung #DGSv

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Christiane JACOBS

Business Coaching für Frauen – Selbstverwirklichung und Lebensqualität

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Robert Erlinghagen Danke für den Beitrag. Ich fühle mich verstanden und reihe mich ein. Einfache Antworten in einer extrem verflochtenen Welt werden keine Lösungen bringen.

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