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Die Restrukturierungsbemühungen der Adler Group S.A. gestalten sich schwieriger als gedacht. Das luxemburgische Immobilienunternehmen versucht sich derzeit im Rahmen eines Scheme of Arrangement nach dem Companies Act 2006 des Vereinigten Königreichs zu restrukturieren. Aber warum ist ein solches Verfahren für ein luxemburgisches Unternehmen interessanter als zum Beispiel ein Insolvenzplan nach §§ 217 ff. InsO? Insolvenzplan und Scheme of Arrangement ist gemein, dass beide auf eine Regelung abzielen, die Verbindlichkeiten eines Schuldners zu restrukturieren. Den Gläubigern wird eine Zahlung auf ihre Forderungen angeboten, die geringer ausfällt als die eigentliche Forderungshöhe. Im Gegenzug erhalten sie einen Betrag, der über dem liegt, den sie im Rahmen eines Insolvenzverfahrens erhalten würden. Die Stärke dieses Ansatzes liegt nun darin begründet, dass beide, Insolvenzplan und Scheme of Arrangement, es erlauben, Gläubiger, die ein wirtschaftlich vernünftiges Angebot ablehnen, zu überstimmen. Somit soll verhindert werden, dass einzelne, obstruktive Gläubiger eine Lösung torpedieren, die objektiv für alle Gläubiger das beste Ergebnis liefern. Damit stellt sich die Frage, warum wird ein Verfahren nach dem Recht des Vereinigten Königreichs bemüht? Der entscheidende Grund, der im Fall Adler den Ausschlag für das Scheme of Arrangement gegeben haben könnte, wird die Gibbs Rule (oder Rule in Gibbs) gewesen sein. Diese Regel beruht auf einer Entscheidung des englischen Court of Appeal aus dem Jahr 1890 (Antony Gibbs Sons v. La Société Industrielle et Commerciale des Métaux). Dieses Common Law Prinzip, welches auch heutzutage immer wieder zur Anwendung kommt (z.B. der Court of Appeal in 2018 im Fall Gunel Bakhshiyeva v Sberbank of Russia & Ors), besagt, dass ein Unternehmen nur dann unfreiwillig von einer Verbindlichkeiten, die nach englischem Recht begründet wurde, befreit werden kann, wenn dies im Rahmen eines Verfahrens nach englischem Recht erfolgt. Hat ein Unternehmen also zum Beispiel Anleihen am Finanzplatz London nach englischem Recht ausgegeben, dann bietet sich ein Verfahren nach deutschem Recht nicht dafür an, die daraus folgenden Verbindlichkeiten zu restrukturieren. Dass die Rule in Gibbs damit einer Vereinheitlichung des internationalen Insolvenzrechts entgegensteht, liegt auf der Hand. Aber Unternehmen, welche an einem ausländischen Finanzplatz Gelder aufnehmen, bleibt damit nichts anderes übrig, sich auch solche Folgen vor Augen zu führen. #insolvenzplan #schemeofarrangement #internationalesinsolvenzrecht

Nach Urteilsspruch: Steht Adlers Restrukturierung auf der Kippe?  - FINANCE

Nach Urteilsspruch: Steht Adlers Restrukturierung auf der Kippe?  - FINANCE

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Ivica Dalić

Strategische Rechtsberatung für Unternehmen in Krisenzeiten | Expertise in Insolvenz, Restrukturierung, M&A, Organhaftung und Insolvenzanfechtung

9 Monate

Die Restrukturierungsbemühungen der Adler Group S.A. verdeutlichen, warum sich Unternehmen für ein Scheme of Arrangement in Großbritannien entscheiden könnten, anstatt einen Insolvenzplan nach deutschem Recht zu verfolgen. Ein Verfahren nach englischem Recht bietet eine Lösung, die international anerkannt ist. Die Wahl des Scheme of Arrangement zeigt, wie wichtig es für Unternehmen mit grenzüberschreitenden Tätigkeiten ist, die rechtlichen Rahmenbedingungen der Länder, in denen sie agieren, zu berücksichtigen. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer strategischen Planung, um die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Restrukturierung zu schaffen. Vielen Dank, Thorben, für Deine Hinweise.

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