Alles kann, nichts muss
Saß ich dieser Tage mal wieder in einer Präsentation und wurde mit Powerpoint-Folien konfrontiert, die da auf einem hochauflösenden Bildschirm gezeigt wurden. Ich war hin- und hergerissen, weniger wegen der Inhalte, als vielmehr wegen der Faszination für den Bildschirm und die Präsentation. Begeisterung erfasste mich angesichts der beeindruckenden Schärfe des Bildes und der eindrucksvollen Anzahl der Bildpunkte.
Aber aus einiger Entfernung, also von meinem Sitzplatz aus, konnte ich nur noch die Überschrift lesen, ein paar Kästchen erkennen und vermuten, dass die darin sichtbaren Striche bei näherer Betrachtung wohl Texte sein sollten. Warum nur, so fragte ich mich, warum müssen die Ersteller solcher Folien das volle Auflösungsvermögen ausschöpfen? Können sie nicht einfach die Regeln, die noch vor wenigen Jahren gültig waren befolgen, und auf Folien nicht mehr als sieben Zeilen Text (in der entsprechenden Größe) unterbringen?
Der Trend der Verkleinerung scheint sich fortzusetzen, endlich kann man alle Gedanken zu einem Thema auf einer Seite unterbringen. Die Informationen zu gliedern, aufzuteilen und so den Zuschauer auf eine Gedankenreise mitzunehmen, scheint keine Rolle zu spielen. „Hier ist mein Bild, es ist dein Problem, wenn du es nicht erkennen kannst“, scheint der Antritt der Folienmaler zu sein.
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Selten lässt sich herausfinden, ob es die Verliebtheit in Details, die Begeisterung für ein Thema oder schlicht die Unfähigkeit ist, auf den Punkt zu kommen. Aber unabhängig davon wird der Betrachter (nennen wir ihn mal Kunde dieser Präsentation) so gar nicht in den Mittelpunkt gestellt, eigentlich sogar außer Acht gelassen.
So wie man einen Porsche auch mit 80 Stundenkilometern über die Landstraße fahren kann, gilt auch hier: nicht alles, was möglich ist, sollte man auch bis zum Limit ausschöpfen. Auch wenn der Bildschirm oder Beamer Schriftgröße 8 Punkt noch fehlerfrei darstellt, ist für das entspannte Betrachten eine gut lesbare Schriftart in Größe 20 Punkt wünschenswert. Für die Darstellung der (Kern-)Botschaft ist das allemal adäquat.
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