Aus Menschlichkeit wird Wirtschaftlichkeit, Teil 2
Im letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass man Wunder bewirkt, wenn man sich als Chef in der Kaffeepause einfach dazustellt und zuhört. Wenn man noch mehr Wunder bewirken will, hilft es, die, die es angeht, auch zu fragen oder gar mitentscheiden zu lassen. Partizipation heißt das Zauberwort.
Vor einigen Jahren saß ich bei einem Personalchef eines mittelständischen Industriebetriebes. Mir wurde ein Hochglanzflyer auf den Tisch gelegt, in dem groß und breit die neue Unternehmenskultur dargestellt wurde, die an alle 3.000 Mitarbeitende versendet wurde. Ich habe dann etwas frech gesagt: „Ich wette, dass die 12 Anzugträger in der Mitte des Flyers die Kultur für alle Mitarbeitenden festgelegt haben, und jetzt soll ich dafür sorgen, dass diese auch gelebt wird.“ Mein Gegenüberschaute etwas grimmig und bejahte. Ich habe dann noch gefragt, ob irgendjemand außerhalb der Geschäftsleitung befragt oder gar involviert wurde und die Antwort war natürlich „nein“, ein entrüstetes „nein“. Dass ich den Auftrag nicht bekam, ist so klar wie ich den Auftrag auch abgelehnt hätte. Ich kann schließlich nicht zaubern und wer so eine Haltung der Belegschaft gegenüber an den Tag legt, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Einige Jahre später erfuhr ich dann von jemand aus diesem Unternehmen, dass man sich einen renommierten, teuren Trainer eingekauft hatte, der dann scheitern durfte.
Eigentlich logisch: lasse ich jemand mitentscheiden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das Ergebnis mitträgt auch viel höher, als wenn ich ihm etwas überstülpe. Ein anderes Beispiel für Partizipation ist, dass ich bei Neueinstellungen dem Team ein Vetorecht einräume. Schließlich arbeiten die enger miteinander als mit mir. Wenn ich jemand super finde, das Team lehnt ihn/sie ab, dann ist die Person raus. Damit fahre ich schon lange sehr gut. Ich involviere das Team und übertrage ihm auch ein Stück weit Verantwortung. Das kann ich, weil ich meinen Leuten vertraue. Meine Art, meine Wertschätzung auszudrücken.