am Montag war mal wieder "Autogipfel". Bundeskanzler Olaf Scholz (64) rief die Spitzen der hiesigen Leitindustrie zusammen. Die Chefs von Volkswagen, Mercedes, Bosch und ZF kamen, BMW-CEO Oliver Zipse (59) nicht. Der hat gerade auch die wenigsten Probleme, verkauft mehr Elektroautos als Mercedes oder Audi.
Insgesamt lässt sich eine E-Auto-Müdigkeit konstatieren. Die Early Adopters sind versorgt, die breite Masse zögert. Trotzdem hält Scholz an seinem Ziel fest, 15 Millionen Stromer bis 2030 auf Deutschlands Straßen zu haben. Wie das gehen soll? Nur mit satter Staatshilfe, fordern sie in der Branche das Geld, dass der Kanzler aktuell nicht hat.
Unsere Themen der Woche:
Welche Pläne Continental seinen Investoren präsentieren dürfte
Wo Sabine Jaskula ein überraschend schnelles Comeback gibt
Wie KKR dem Fahrradriesen Accell den Neustart verordnet
Topthema: Contis Tage der Wahrheit
Aufspaltung, Stellenabbau, Zukunftsangst: Bei Continental rumort es seit Monaten. Am kommenden Montag muss der Vorstand um Nikolai Setzer (52) Farbe bekennen. Dann lädt Conti Investoren zum Capital Markets Day. Gerade in der chronisch defizitären Autosparte dürfte sich einiges verändern. Es wird unbequem in Hannover, das Ringen mit Betriebsrat und Gewerkschaften hat begonnen. Meine Kollegen Claas Tatje und Michael Freitag berichten über Continentals Tage der Wahrheit.
Köpfe: Sabine Jaskula ++ Bodo Uebber ++ Jens Fabrowsky ++ Marie Nilsson ++ Heinz Dürr
Im Sommer schied Sabine Jaskula (56) vorzeitig als Personalvorständin bei ZF Friedrichshafen aus – manches Nebengeräusch inklusive. Nun tritt sie überraschend schnell einen neuen Job in der Zuliefererszene an. Jaskula wird Aufsichtsrätin bei Mahle. Meine Kollegin Margret Hucko schreibt, was dort von ihr erwartet wird.
Einen neuen Aufsichtsratsposten übernimmt auch Bodo Uebber (64). Für den einstigen Daimler-Finanzchef heißt es nun Reisebus statt Nobelkarosse: Uebber wird Chefkontrolleur der Flixbus-Mutter Flix SE.
Neuer Job, die Dritte, Abschied vom Auto, die Zweite: Jens Fabrowsky hält Haushhaltsroboter offenbar für zukunftssicherer. Boschs bisheriger Bereichsvorstand "Automotive Electronics" wechselt zum Start-up Neura Robotics.
In Schweden tobt ein Streit zwischen der Gewerkschaft IF Metall mit Marie Nilsson (59) an der Spitze und dem Autobauer Tesla. Die Metaller haben inzwischen auch die Post auf ihre Seite gezogen, Tesla-Modellen gehen dadurch die Nummernschilder aus. Bei Elon Musk (52) und seiner Truppe steigt der Puls: Tesla hat wegen der Fehde über die Verkehrsbehörde den schwedischen Staat wegen eines "diskriminierenden Angriffs" verklagt.
Einst als Dachrinnenhersteller begonnen, wurde das Stuttgarter Familienunternehmen Dürr unter Heinz Dürr zum Weltmarktführer für Lackiertechnik. Selbst zog Dürr 1980 zu AEG weiter, nach der Übernahme durch Daimler-Benz 1985 war er dort Teil des Vorstands. Der Höhepunkt in Dürrs Karriere sollte aber noch folgen: 1991 übernahm er die Führung der Deutschen Bahn und trieb dort sechs Jahre lang die Bahnreform voran. Am Montag ist Heinz Dürr im Alter von 90 Jahren verstorben. Unser Beileid gilt den Hinterbliebenen.
Mit Marken wie Ghost, Winora und Sparta gehört die Accell Group zu Europas größten Fahrradherstellern. Aber trotz stattlicher 1,4 Milliarden Euro Umsatz ist die Firma ein Krisenfall. Bei Finanzinvestor KKR, der Accell 2022 für 1,56 Milliarden Euro von der Börse nahm, schrillen die Alarmglocken. Der Vorstand wurde komplett getauscht, der Verwaltungsrat mit Businesspromis wie Ex-Adidas-Chef Kasper Rørsted (61) besetzt. Reicht das für den Turnaround? Meine Kollegin Anna Driftschröer schildert, wie KKR Accell den Restart verordnet.
Neue Heimat des Antriebsspezialisten Vitesco soll Schaeffler werden. Nachdem sich Investoren und Vitesco-Spitze mit dem ersten Übernahmeangebot unzufrieden gezeigt hatten, erhöhte Schaeffler von 91 auf 94 Euro pro Aktie. Bis zum 15. Dezember haben Vitesco-Aktionäre Zeit, ihre Anteile anzudienen. Währenddessen wird klarer, wie die künftige Schaeffler AG aussehen soll. CEO Klaus Rosenfeld plant mit einem neunköpfigen Vorstand – Vitesco-Chef Andreas Wolf (62) zählt nicht dazu.
Hinter ein anderes Projekt kann Rosenfeld einen Haken machen: Kremlchef Wladimir Putin (71) genehmigt Schaeffler, sein Werk im russischen Uljanowsk an Aufsichtsratsmitglied Siegfried Wolf (66) zu verkaufen.
Mehr Mobilität: Tier Mobility ++ Sono Motors ++ Nio ++ Mercedes
Der Hype um Tier Mobility, dem einst mit mehr als zwei Milliarden Euro bewerteten Roller-Verleiher aus Berlin, ist längst verflogen. Inzwischen rollert Tier von einer Sparrunde in die nächste. Gerade musste CEO Lawrence Leuschner (41) erneut rund 140 Beschäftigte entlassen.
Bei Sono Motors folgte auf den Hype ein noch tieferer Fall. Das Solarauto Sion wurde zum Millionengrab, Sono rutschte in die Insolvenz. Jetzt geht es mit Geld des New Yorker Hedgefonds Yorkville zumindest als Solarzellenlieferant für Busse und Lkw weiter. Die Gründer Laurin Hahn (29) und Jona Christians (30) müssen allerdings weichen.
Vergangene Woche hatten wir darüber berichtet, dass Nio mit Changan einen anderen chinesischen Autobauer als Partner für seine Batteriewechseltechnik gefunden hat. Am Mittwoch präsentierte Nio-Chef William Li (49) direkt den nächsten: Auch Geely "swapt" mit. Gerüchte halten sich auch, dass sich eine Partnerschaft zwischen Nio und Mercedes anbahnt. Als Großinvestor der Schwaben könnte Geely-Boss Li Shufu (60) sicher vermitteln.
Erst einmal kümmert sich Mercedes aber um eigene Ladeaktivitäten. In Mannheim hat der erste "Charging Hub" der Schwaben geöffnet. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (53) lobt den "wichtigen Schritt zur Verdichtung des Ladenetzes". Sollte es Mercedes wie Audi und Co. auch bei vereinzelten Hubs belassen, ist es aber vor allem: Marketing.
Mehr zu Mercedes gibt es bei uns ganz frisch auf die Ohren: Im Podcast "Das Thema" widmen sich die Kollegen Sven Oliver Claussen und Margret Hucko der "Luxus-Falle" des Ola Källenius (54). Reinhören schwer empfohlen!
Zahl der Woche: 1471
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat Elon Musk (51) in Texas zur Party geladen. Tesla liefert die ersten Cybertrucks aus - exakt 1471 Tage nach einer irren Präsentation im November 2019, bei der Chefdesigner Franz von Holzhausen (55) den Pick-up mit Vorschlaghammer und Metallkugel malträtierte. Mancher hält das Gefährt mit seiner Edelstahlkarosse und den scharfen Kanten für das unnötigste Auto aller Zeiten. Droht Tesla deshalb der Cyberflop? Mein Kollege Lutz Reiche hat sich angesehen, was für und was gegen den Cybertruck spricht.
Deep Drive: Chinesische Automarken punkten – nur nicht in Deutschland
Immer mehr chinesische Autobauer drängen nach Europa. Und immer mehr Kundinnen und Kunden können sich laut einer Studie der Beratung Horváth vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen. Die Offenheit wächst europaweit – mit einer Ausnahme: Deutschland. Hier ist die Kaufbereitschaft im Laufe des Jahres von 35 auf 27 Prozent gesunken. In Norwegen sind es fast 50 Prozent. Studienleiter Georg Mrusek führt das unter anderem auf Diskussionen um die Abhängigkeit von China zurück. Abschreiben will er BYD, MG und Co. deshalb freilich nicht. "Es benötigt Zeit, eine Marke neu aufzubauen und Kundenvertrauen zu gewinnen", sagt Mrusek.
Geisterfahrer der Woche
Wo wir schon dabei sind: BYD beschleunigt seine Europa-Expansion, hat gerade neue Läden in Stuttgart und Bielefeld eröffnet. In Österreich setzen die Chinesen auf extravagante Werbemaßnahmen. Das neue Modell Dolphin steuerte neulich mit Insassen mit Delfinmasken durch die Straßen Wiens. Dazu komponierte BYD einen eigenen Song für den "waschechten Dreambuilder", in dem sich BYD unter anderem als "die Nummer eins" feiert. Bis dahin muss (zumindest in Österreich) noch viel passieren. BYDs Bilanz per Oktober: 722 Neuzulassungen, 0,36 Prozent Marktanteil.
Kommen Sie gut durch die Woche.
Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter manage.mobility@manager-magazin.de.
Ist es tatsaechlich nur eine Elektroauto Muedigkeit welche festzustellen ist oder liegt es nicht eher daran das zuviele Wechsel bei der Bedienung eines Autos auf einmal auf den KFZ - Nutzer einstroemen. Meines Erachtens ist es fuer die Masse einfach zu viel auf einmal - neue Antriebsenergie und neue Assistenten. Da die Assistenten, aus eigener Erfahrung, nicht zuverlaessig funktionieren sind diese keine Entlastung sondern genau das Gegenteil (ich vergleiche diese gerne mit dem besserwissenden Beifahrer). Der Autofahrer ist davon bereits so genervt, dass eine weitere Anpassung an eine neue Antriebsenergie einfach das Fass zum Ueberlaufen bringt.
Wir versuchen derzeit einfach den Elefanten in zu grossen Stuecken zu verspeisen. Guten Appetit. Da hege und pflege ich lieber mein Auto ohne Assistenzsysteme damit ich es lange geniessen kann.
Expert Climate Change Advocacy, Geopolitics and Artificial Intelligence at Freelance Inc.
1 JahrWie schon an anderer Stelle gesagt. Es müssen ca. 7000 #bev pro Tag verkauft werden, ab sofort, um das Ziel zu erreichen. Das sind ca. 4-5 mal so viele wie im bisherigen Jahresmittel 2023. Stretching Targets. 💪😜 Wolf Warncke German Association of the Automotive Industry (VDA) Arno A. Evers Manfred Josef Hampel Christian Elvers Prof. Dr.-Ing. Uwe Gärtner Volkswagen Group Stefan Bratzel, Prof. Dr.
Manager Business Partner Management
1 JahrIst es tatsaechlich nur eine Elektroauto Muedigkeit welche festzustellen ist oder liegt es nicht eher daran das zuviele Wechsel bei der Bedienung eines Autos auf einmal auf den KFZ - Nutzer einstroemen. Meines Erachtens ist es fuer die Masse einfach zu viel auf einmal - neue Antriebsenergie und neue Assistenten. Da die Assistenten, aus eigener Erfahrung, nicht zuverlaessig funktionieren sind diese keine Entlastung sondern genau das Gegenteil (ich vergleiche diese gerne mit dem besserwissenden Beifahrer). Der Autofahrer ist davon bereits so genervt, dass eine weitere Anpassung an eine neue Antriebsenergie einfach das Fass zum Ueberlaufen bringt. Wir versuchen derzeit einfach den Elefanten in zu grossen Stuecken zu verspeisen. Guten Appetit. Da hege und pflege ich lieber mein Auto ohne Assistenzsysteme damit ich es lange geniessen kann.