Bürgernahe Mobilitätsplanung leicht gemacht
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Bürgernahe Mobilitätsplanung leicht gemacht

Mobilität und Zukunft – zwei Schlagworte, die in den Medien derzeit permanent zu finden sind. Doch es gibt Nuancen in der Formulierung der Zusammenhänge beider Begriffe. Einig sind sich die Experten zumindest darüber, dass die Mobilität der Zukunft einem kollaborativen Ansatz folgen muss: Städte, Energieversorger, Stadtwerke, Automobilhersteller und -zulieferer, Bahn und Luftfahrt, aber auch Branchenneulinge werden sich lückenlos vernetzen müssen. Dies führt zu einem weiteren Schlagwort: Digitalisierung. Selbst wenn man das Thema so klein wie möglich eingrenzt – niemand wird es alleine stemmen können. Das ist nichts Neues.

Gleichzeitig sehen wir, dass Investitionen in Infrastrukturen (z. B. Stuttgart21, Berliner Flughafen, regionale Ausweichflughäfen), Mammutprojekte und Bürgerbeteiligungen in den Entscheidungsprozessen opportun sind. Das Risiko der Investoren ist hoch, das mediale Interesse noch größer und Probleme schaukeln sich schnell zum Desaster auf. Die Kernfrage hierbei ist im Regelfall zunächst betriebswirtschaftlicher Natur. Sie wird gleichermaßen gestellt von Städten, die sich aufmachen, neue Mobilitätskonzepte anzubieten, wie auch von der Privatwirtschaft: „Wie und wann lohnt sich eine derartige Investition?“ Berater und Lösungsanbieter, die sich an dem neuen Kuchen bereichern wollen, sind schnell identifiziert. Aber wer übernimmt das Risiko? Wer investiert? Was sind die richtigen Planungsgrundlagen? Erfahrungen aus der Vergangenheit, Expertenwissen oder einfach nur Annahmen und Erwartungen? Geht man so voran, ist eines klar: Die Gefahr von Fehlinvestitionen oder der Generierung von Mobilitätsangeboten am Bedarf der Bürger vorbei ist groß. Wie sieht also die Lösung aus? Warten kann definitiv nicht die richtige Strategie sein!

Die Antwort ist einfach: Man fragt den Kunden! Er ist das zentrale Element der sogenannten customer journey, also der Schlüssel für einen kundenzentrierten Ansatz. Dies erscheint plausibel – aber wie lässt sich das nachhaltig umsetzen? 

Stellen wir uns vor, die Stadt Neuland möchte einen hochflexiblen ÖPNV einrichten, der das gesamte regionale Umland einbezieht: zunächst hochautomatisiert und mittelfristig vollautomatisiert, d. h. autonom. Stellen wir uns weiter vor, die Bürger von Neuland besitzen eine App auf ihrem Smartphone als Teil einer lokalen Bürger-App, die alle Bedarfe eines Bürgers in seinem lokalen Umfeld unterstützt. Per Spracheingabe kann der Bürger, in der Stadt oder auf dem Land wohnend, seinen Mobilitätsbedarf eingeben, wie z. B. die Fahrten in dieser Woche zum Arbeitsplatz, eine Fahrt zu einem Arzttermin und eine Ausflugsfahrt am Wochenende zum Freizeitpark Neuland mit der gesamten Familie. Aktuell führt er diese Fahrten noch mit seinem Privat-Pkw durch, doch künftig wünscht sich der Bürger ein alternatives Mobilitätskonzept. Nach jeder dieser real durchgeführten Fahrten erkennt nun die App das tatsächliche Mobilitätsverhalten und befragt die betreffende Person kurz und knapp nach ihren Erfahrungen, Verbesserungsmöglichkeiten, aber auch nach dem Preis, den die Person für diese Fahrt gerechtfertigt hält. Alle Daten verbleiben auf dem Smartphone des Bürgers und werden nur für individuelle Auswertungen genutzt. In größeren Zeitabständen fragt die Stadt Neuland alle teilnehmenden Bürger, inwieweit sie ihren aufgezeichneten Mobilitätsbedarf anonymisiert mit der Stadt teilen möchten, damit eine Gesamterhebung erfolgen kann. Auf dieser Datenbasis kann die Stadt Neuland eine Wirtschaftlichkeitsanalyse belastbar durchführen, Privatinvestoren einbinden und ein abgesichertes Gesamtkonzept einer zukunftsfähigen Mobilitätslösung erstellen. Aber auch marginale Verbesserungen, validiert über dieses Panel, können sofort identifiziert und umgesetzt werden. Das Gute daran: Schon bei kleinen Verbesserungen gewinnt der Kunde Vertrauen. Zudem steigt seine Bereitschaft mitzumachen weiter an, ohne dass weitere Anreizsysteme zur Nutzung der App nötig sind.

Das beschriebene Lösungsszenario ist ohne Einschränkungen datenschutzkonform. Es involviert den Bürger in die Entscheidungsprozesse und schafft Vertrauen sowie eine völlig neue Bindung zu seiner Stadt. Umgekehrt erhalten Stadt und Unternehmen eine verlässliche Datenbasis zur maximalen Investitionssicherung bei minimalem Aufwand. Alles sehr einfach.

Ist das nur eine Vision? Nein, es ist Realität und es ist neu! Mit myData der minnosphere und dieser App kann es sofort losgehen. Der Smart City Server der Stadt Neuland steht in den Startlöchern. Wohnen Sie auch in Neuland? Glückwunsch!

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