Biofeedback in der Paarberatung - Biofeedback und Neurofeedback abseits der Pfade #1

Biofeedback und Neurofeedback abseits der Pfade wird eine Art Serie, wo ich mich mit Themen beschäftige, die im breiten Kontext der Methode vielleicht eher keinen großen Platz einnehmen, sondern eher in Nischen fallen. Es wird also weniger um EMG-Biofeedback am Trapezius bei Spannungskopfschmerz gehen, sondern eher um Dinge, an die man im ersten Moment kaum denkt.

Eventuell werden die Beiträge auch für viele Leser nicht anwendbar sein, aber diejenigen die in diesen Nischen arbeiten könnten stark profitieren und vielleicht inspiriert es ja auch andere zu spannenden neuen Ideen.

Das heutige Thema:

Biofeedback in der Paarberatung/Paartherapie

"Weißt du eigentlich wie es mir dabei geht?"

Dieser Satz ist sicher nicht erst einmal in einer Paarberatung gefallen. Das hat dann manchmal gar nicht unbedingt mehr etwas mit der Sache (dem "dabei") selbst zu tun, sondern eher damit, dass man nicht spürt, dass der Partner nachempfinden kann was dieses Thema in einem auslöst.

Oft ist es ja gerade das Schwierigste, Empfindungen und Reaktionen auf bestimmte Themen oder Ereignisse zu vermitteln. Es kann dann vorkommen, dass ein Partner die Reaktionen des anderen nicht vollständig nachvollziehen kann.

Biofeedback

Die Idee hinter dem Einsatz von Biofeedback in der Paarberatung die ich da hatte ist Folgende: Mit dem Hautleitwert können Klienten beim Biofeedback Aufschluss darüber erhalten, wie stark das Stressniveau in einer bestimmten Situation ansteigt oder abfällt. Der Hautleitwert selbst ist nichts anderes als die elektrische Leitfähigkeit der Haut, welche bei Stress ansteigt und bei Entspannung sinkt (schwitzende Hände, das kriegt man aber nicht unbedingt mit, die Werte bewegen sich in extrem niedrigen Bereichen).

Dieses physiologische Maß kann genutzt werden, um tieferes Verständnis für die emotionalen Reaktionen auf bestimmte Themen zu erlangen, die in einer Partnerschaft auftreten können.

Und wie?

Durch die Anzeige des Hautleitwerts kann der Partner visuell darstellen, wie stark seine physiologische Reaktion auf ein bestimmtes Gesprächsthema ist. Dies kann für den anderen Partner ein sehr aufschlussreiches Erlebnis sein, da er nun eine sichtbare und greifbare Darstellung der emotionalen Belastung sieht, die das Thema verursacht.

Die Verwendung von Biofeedback in der Arbeit mit Paaren kann somit dazu beitragen, die Kommunikation zu verbessern und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Indem die Partner in der Lage sind, die physiologischen Reaktionen des anderen zu erkennen, wird eine Grundlage für tiefergehende Gespräche mit mehr Potential für Verständnis geschaffen. Dies kann wiederum dazu beitragen, Konflikte zu minimieren und die Beziehung insgesamt zu stärken.

Einfache Anwendung

Das tolle daran: diese Anwendung ist extrem einfach und kann (diese Fähigkeit hat der Hautleitwert schon öfter gezeigt) massiv augenöffnende Effekte haben.

Natürlich kann nicht nur der Hautleitwert genutzt werden, auch ein Steigen der Muskelspannung oder eine Verflachung der Atmung etc. können tolle Hinweise sein. Der große Vorteil des Hautleitwerts ist es aber, dass die Reaktionen sofort erfolgen. Dieses bahnbrechende AHA-Erlebnis, welches die Klienten da oft für sich selbst mitnehmen kann dann auch der Partner wahrnehmen.

Insgesamt bietet der Einsatz von Biofeedback und insbesondere von Hautleitwertmessungen in der Paartherapie eine innovative Möglichkeit, die emotionale Verbindung zwischen Partnern zu vertiefen. Es ermöglicht, auf einer tieferen und vor Allem nachvollziehbareren Ebene zu verstehen, wie bestimmte Themen das Stressniveau beeinflussen, und schafft Raum für eine offenere Kommunikation und ein besseres Verständnis der individuellen Empfindungen in der Beziehung.

Was halten Sie von dieser Idee?

Zusatzanmerkung:

Eventuell kann dieses Vorgehen auch als Indikator für den Fortschritt der Beratung genutzt werden. Bereit zu sein dem Partner diese Reaktionen zu zeigen, hat ja auch etwas von "sich öffnen".

#biofeedback #neurofeedback

Der übliche Disclaimer: bin kein Therapeut, kein Arzt, nutzen Sie diesen Artikel nicht als Ersatz für die Arbeit dieser Gruppen, Sie kennen das alles :)