Das Geheimnis erfolgreicher Rhetorik
Das Geheimnis erfolgreicher Rhetorik
Immer wieder werde ich in meiner Eigenschaft als Rhetoriktrainer gefragt, welches Element das Wichtigste ist, um erfolgreich zu reden. Ist es absolute Präsenz auf der Bühne? Ist es fachliche Kompetenz? Ist es Authentizität? Was ist wichtiger: Inhalt oder Präsentation.
Das Geheimnis erfolgreicher Redner ist keine einzelne Eigenschaft oder das Beherrschen einer einzelnen Fähigkeit, sondern eine Gesamthei t, die ich rhetorische Konsistenz nenne.
Rhetorik ist die Lehre von der wirkungsvollen Gestaltung der Rede. Diese seit der Antike gepflegte Disziplin besteht aus vielen einzelnen Elementen, Methoden und Werkzeugen, die der erfahrene Redner nutzt, um bei seinem Publikum einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Nicht umsonst spielte und spielt die Rhetorik eine große Rolle bei der politischen Willensbildung und überall dort, wo Menschen überzeugt und bestimmte Botschaften transportiert werden sollen. Die Kunst der großen Rhetorik ist es, die verschiedenen Elemente so einzusetzen, dass sie ein konsistentes Gesamtbild vermitteln. Jedes einzelne rhetorische Element muss deshalb den gleichen Eindruck vermitteln wie das angestrebte Gesamtbild.
Um eine Botschaft zu transportieren, stehen dem Redner verbale (sprachliche), nonverbale (körpersprachliche) und paraverbale (stimmliche) Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Jedes einzelne Element umfasst wiederum eine Vielzahl von eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Um eine Botschaft wirkungsvoll und überzeugen zu transportieren, müssen wir als Redner einen überzeugenden Einklang von Inhalt, Gestik, Mimik und Tonfall orchestrieren.
Jede Inkonsistenz wird von unseren Zuhörern mindestens unbewusst kritisch bemerkt. Wenn Sie Führungskraft sind, wird übrigens auch eine Inkonsistenz zwischen Ihren Worten und Ihren Taten als Inkonsistenz vermerkt. Wenn Sie die Motivation und Produktivität Ihres Teams ganz sicher senken wollen, dann ist die Methode zu empfehlen. Sonst nicht. Gleiches gilt auch für das Umsichwerfen mit inhaltslosen Schlagwörtern. Diese Insights können Sie gerne in den Loop nehmen. Ich bin da fine mit.
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Menschen haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis
Aber was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Ihre Körpersprache vielleicht nicht zu 100 Prozent mit Ihren Aussagen übereinstimmt? Stellen Sie sich einen Manager vor, der den Entwurf einer Unternehmens-Neuausrichtung vorstellt. Es ist das Ergebnis des „Arbeitskreises Zukunft“. Unabhängig von der eigentlich gut ausgearbeiteten Strategie macht er sich klein, die Schultern hängen, die Gestik bleibt zaghaft. Der Vortrag wird in einer einzigen Tonlage runtergeleiert, wenn er doch einmal moduliert, betont er die falschen Worte und Silben. Am schlimmsten: Er weicht jedem Blickkontakt aus. Lust auf die Zukunft macht so ein Vortrag nicht. Die einzige Überzeugung, die sich herausbildet ist diese: Der kann es nicht.
Natürlich ist dieses Beispiel überzeichnet. Wir Menschen nehmen viel feinere unbewusste Signale in der Mimik, in der Gestik und im Tonfall wahr. Schließlich wurden wir in einem evolutionären Prozess darauf geschult, diese Signale wahrzunehmen. Immer geht es dabei um die entscheidende Frage, ob wir unserem Gegenüber vertrauen können.
Jede Inkonsistenz verletzt ein wichtiges Grundbedürfnis unserer Zuhörer. Wenn wir uns menschliche Grundbedürfnisse nach Maslow als Pyramide vorstellen, bilden die physiologischen Grundbedürfnisse die Basis: Nahrung, Obdach und all die Dinge, die wir benötigen, um unseren Organismus zu erhalten. Auf der zweiten Stufe streben wir nach Sicherheit, nämlich danach, die Dinge der ersten Stufe auch morgen und übermorgen noch zur Verfügung zu haben. Auf der dritten Stufe steht bereits das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Diese Bedürfnisse sind nicht zwar streng getrennt, sondern überlappen sich vor allem in den oberen Stufen der Pyramide. Grundsätzlich sind es jedoch die sogenannten Mangelbedürfnisse (physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung), auf deren Nichterfüllung Menschen besonders empfindlich reagieren. Und zwar im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn.
Die Währung des Redners ist Vertrauen
Wenn wir den Eindruck bekommen, dass es jemand nicht ehrlich mit uns meint, triggert diese Erkenntnis unser Sicherheitsbedürfnis. Unser Gehirn warnt uns: Diesem Menschen ist nicht zu trauen. Tatsächlich laufen diese Prozesse oft unbewusst ab. Ohne genau benennen zu können, was dieses Gefühl überhaupt ausgelöst hat, bleibt bei uns der Eindruck, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Wir beginnen dem Redner zu misstrauen. Natürlich misstrauen wir im nächsten Schritt auch den Inhalten seiner Rede. Und zwar unabhängig davon, ob die Inhalte faktisch richtig sind oder nicht.
Als Redner ist unsere wichtigste Währung das Vertrauen unserer Zuhörer. Wir können nur Menschen überzeugen, die uns vertrauen. Menschen vertrauen uns dann, wenn wir weder sie noch ihr Sicherheitsbedürfnis durch Inkonsistenzen verletzen. Nur dann strahlen wir Sicherheit aus und haben ein Fundament geschaffen, auf dem alle übrigen Elemente ihre volle Wirkung entfalten können. Das Geheimnis erfolgreicher Redner ist die rhetorische Konsistenz!
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2 JahreToller Beitrag 👍 ! Vertrauen ist die Grundlage aller Beziehungen.
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2 JahreInspirierend Michael! Doch manchmal habe ich auch bei Vollprofis, ein Gefühl von Misstrauen. Nach dem Motto "Der will doch nur was verkaufen!" Bin ich zu misstrauisch?
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2 JahreDer Beitrag gefällt mir sehr. Sehr wichtige Grundlagen