Ich kann nicht nicht kommunizieren.

Ich kann nicht nicht kommunizieren.

Das leicht abgewandelte Zitat am Anfang dieses Artikels mutet auf den ersten Blick wie ein Schreibfehler an. Es basiert auf der Aussage Paul Watzlawicks «Man kann nicht nicht kommunizieren», welche dieser bereits 1996 in seinem Buch «Menschliche Kommunikation» machte. Sie bringt auf prägnante Art und Weise auf den Punkt, dass Kommunikation ständig und immer stattfindet, wenn wir uns in Gesellschaft anderer Menschen befinden.*

Wir senden ständig nonverbale Signale aus, also auch wenn wir nicht reden, reden wir, und zwar viel klarer und deutlicher, als wir meinen. Nun könnte man einwenden, dass diese nonverbalen Signale nur von extra geschulten Leuten entschlüsselt werden können, welche sich hinlänglich mit Körpersprache beschäftigt haben. Doch so ist es nicht. Alle Menschen besitzen ein intuitives Gespür für diese nonverbalen Signale und wissen diese auch entsprechend zu deuten. Sowohl das «Entschlüsseln» dieser Signale als auch unsere Reaktionen darauf erfolgen jedoch zumeist unbewusst. Intuitiv spüren wir, ob uns jemand ablehnend, misstrauisch, zugewandt, interessiert oder liebevoll begegnet. Und genauso intuitiv stimmen wir unser Verhalten darauf ab. 

Körpersprache als Erfolgsfaktor Wenn wir uns bewusst machen, dass wir ständig und immer kommunizieren, sobald andere Menschen um uns herum sind, wird ebenfalls deutlich, wie wichtig Körpersprache im Zusammenhang mit Führungskompetenz ist. Für Menschen in Führungspositionen sind Souveränität im Auftreten, Überzeugung und Begeisterung hilfreiche, ja geradezu notwendige Begleiter bei ihren täglichen Aufgaben. Sehr häufig versuchen Menschen mit Führungsverantwortung dies mit ihren Worten an ihre Mitarbeiter weiterzugeben und streben Motivation mittels entsprechender Begrifflichkeit an. Doch da kommen wir an einen entscheidenden Punkt: Nur wenn unsere 

Körpersprache kongruent zu unseren Worten ist, kommt die Botschaft bei dem anderen auch so an, wie ich sie verstanden haben will. Das bedeutet, dass ich mit meiner Körpersprache quasi bekräftige, was ich mit dem Mund sage. 

In zahlreichen Studien wurde immer wieder untersucht, wie gross der Anteil des gesprochenen Wortes in einer Kommunikation tatsächlich zählt und in allen Studien liegen diese Zahlen unter 10 Prozent, das heisst, es kommt vor allem darauf an, welche Botschaft ich mit meiner Körpersprache aussende, die Worte sind nur Garnitur. Ebenfalls erwiesen ist aber, dass es ungeheuer schwierig bis unmöglich ist, mit der eigenen Körpersprache dauerhaft und überzeugend zu lügen. Mit einer kleinen Geste oder einer nicht passenden Haltung verrate ich mich immer. 

Wahrhaftigkeit statt Kommunikationstraining Wenn es nicht möglich ist, in den eigenen kommunikativen Verhaltensweisen etwas vorzugeben was nicht ist, folgt daraus, dass man «sein» muss, was man anderen weitergeben will. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass an der eigenen Persönlichkeitseinwicklung zu arbeiten, um kongruent und überzeugend zu sein, unabdingbar ist für die moderne Führungskraft. Nur wenn meine Persönlichkeit und innere Einstellung «stimmen», stimmt auch das Bild, welches ich als Führungskraft nach aussen abstrahle. Dann bin ich mit mir im reinen und kann andere Menschen von mir und meinen Absichten überzeugen.

*Sigrid Goffin ist Kommunikationstrainerin und Mediatorin bei CLOVER COACHING, Basel. www.cloverweb.ch


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