Das Leck im Talent-Pool
Millennials/Digital Natives: Viel Aufwand und Geld gehen verloren
Ob die Studien, mit der Aussage, dass im Jahr 2025 die Generation der Millennials 75 % der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen, wird sich zeigen. Was aber klar ist, dass dies eher früher als später passieren wird.
Viele Organisationen stecken einen enormen Aufwand in den sogenannten «War for Talents» und am Ende verlieren sie dennoch viele der Talente wieder. Untersuchungen dazu gibt es viele, wie die von CareerAddict, welche ergab, dass Aufstiegsmöglichkeiten für 82 % der Millennials ein entscheidender Faktor ist und ein Mangel an Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sie dazu veranlassen würde, sich anderweitig umzusehen.
Wir alle kennen das Klischee: Die Leute kündigen nicht ihren Job, sondern sie verlassen ihre Vorgesetzten. Schlechtes Management wie z. B. Mikromanagement und unzureichende Führung führt zu Frustration und dass sich die Leute nicht mehr engagieren. Es hat sich in einer Studie von McKinsey aus dem Jahr 2022 gezeigt, dass wenig inspirierende Führungskräfte, welche sich nicht für die Entwicklung der Leute einsetzen, ein Hauptgrund dafür sind, dass Menschen ihren Job aufgeben, zusammen mit einem Mangel an Karriereentwicklung.
Eine andere Untersuchung von McKinsey im Jahr 2022 ergab, dass 58 % der befragten Personen es bevorzugen, in ihrem eigenen Tempo und «on demand» zu lernen, was ihre individuellen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigt. Moderne Mitarbeitende wünschen sich kontextbezogenes und personalisiertes Lernen, das in konsumierbaren Formaten leicht zugänglich ist, in den täglichen Arbeitsablauf integriert und durch geplante Impulse unterstützt wird.
Wenn Lernformate demotivieren
Als Digital Natives sind Millennials mit digitalen, interaktiven und sozialen Tools mehr als vertraut. Sie sind Experten im Multitasking – die Dynamiken und Parallelitäten der digitalen Welten und Technologien sind Teil des Lebens und der Arbeit für diese Generation. Häufig können sie mehrere Aufgaben parallel auf unterschiedlichen Systemen und über mehrere Medien erledigen. 1
Alles im Leben einen Preis, auch diese Talente und Stärken. Der Preis ist eine kürzere Konzentrationsspanne und damit einhergehend eine erhöhte Ablenkung/Zerstreuung. In Präsenzschulungen ist die Aufmerksamkeit der Millennials/Digital Natives häufig geringer. 2
Im Bereich Weiterbildung hat sich gezeigt, dass Millennials/Digital Natives mit dem Konzept digitaler Lernstrategien am besten erreicht werden. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Online-Tools physischen Präsenzschulungen vorzuziehen. 3
Die Millennials sind in eine Welt der Möglichkeiten hineingewachsen, in welcher sie bestimmen können. Es gibt für sie nicht für alles ein absolut richtig oder falsch, sondern eine Vielfalt von Chancen unterschiedliches zu erreichen.
Es ist für Millennials wichtig, dass sie nicht nur das wann und wo selbst bestimmen können, sondern auch ihre Lernreise. Dies bedeutet, sie wollen merken, dass ihr Denken und Handeln einen Einfluss auf das Lerngeschehen haben. Sie sind keine Konsumenten, sondern Mitgestalter (Co-Creator). Lernen ist für sie Interaktion, in der sie unmittelbar Neues anwenden wollen und nicht unbedingt vollkommene Konzepte benötigen. Ihnen reicht ein Teil davon, ein grobes Verständnis, das sie unmittelbar testen und ausprobieren wollen, und sie verstehen Fehler als Teil des Lernens. Daher ist unmittelbares, sachliches Feedback essenziell für sie. Millennials wollen vor realistische Szenarien gestellt werden, mit relevanten «on the job» Informationen und problemzentrierten Lösungswegen.
Die Tendenz zum handlungsorientierten Lernen verlagert den Schwerpunkt auf das situative Lernen mit und von anderen. Gelernt wird im Handeln; sozial wie kognitiv. Es ist eher konkret als abstrakt und wird mit Urteilsvermögen und Erkundung verknüpft. Millennials waren die Initianten, welche auf YouTube praktische Videoanleitungen produzierten und konsumierten, was einer bevorzugten Lernform entspricht. Die visuelle Inhaltsvermittlung ist für sie sehr ansprechend. 4, 5, 6
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Für all diese Aspekte kann ein leistungsfähiges und zukunftsweisendes E-Learning eine zentrale Basis für erfolgreiches Lernen bilden. Millennials haben früh gelernt, dass Lernen für sie in interaktiver und spielerischer Art und Weise geschieht und sie mit ein paar Klicks ihr Wissen erweitern können. Es gibt eine Vielzahl an multimedialen E-Learning-Formaten, wie Simulationen, Social Learning oder Gamification etc., welche gezielt für die Interessen und Nutzungsvorlieben der Digital Natives/Millennials für erfolgreiches Lernen eingesetzt werden können.
Wie keine andere Generation zuvor fühlen sich Millennials zu visuellen und multimedialen Lernmaterialien hingezogen, wie interaktive Simulationen, Videos, Animationen und spielerische Lernplattformen. Sie schätzen Inhalte, die visuell ansprechend und leicht verdaulich sind und Informationen in einem dynamischen und interaktiven Format präsentieren.
Millennials/Digital Natives wollen auch konkretes, wie Fakten, auf denen sie aufbauen können. Sie bevorzugen Tools und Plattformen, die sofortiges Leistungsfeedback und eine Fortschrittskontrolle bieten, um ihren Lernfortschritt in Echtzeit zu verfolgen. Dabei wollen sie mehr über sich und ihre Skills erfahren und wie sie diese weiterentwickeln können. Als meist sehr gut ausgebildete Personen vertrauen sie auf wissenschaftlich überprüfte Assessments.
Millennials/Digital Natives bevorzugen Lernerfahrungen, die relevant und auf reale Kontexte und Herausforderungen anwendbar sind. Dabei suchen sie nach Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in praktischen Szenarien, Simulationen, Fallstudien und praktischen Projekten anzuwenden, die reale Situationen imitieren.
Gemäss Michael Polanyi kann Wissen in zwei Dimensionen unterteilt werden: explizites und implizites, also stilles Wissen. Explizites Wissen ist in Form von Konzepten und Fakten in Büchern gespeichert und bezieht sich auf das «Wissen, was». Stilles oder implizites Wissen ist «Wissen, wie», das sich am besten in Arbeitspraktiken und Fähigkeiten wie Soft Skills manifestiert. Implizites Wissen findet sich in der Praxis, am häufigsten in der Zusammenarbeit mit anderen. Lernen durch Handeln im Kontext ermöglicht es den Lernenden, in eine spezifische Praxis einzutauchen, in der man lernt, ein Physiker, Sozialwissenschaftler oder eine Führungskraft usw. zu sein, im Gegensatz zum blossen inhaltlichen Lernen, was in solchen Tätigkeiten oder Berufen gemacht wird. Die Enkulturation ist für das Erlernen von Fähigkeiten/Soft Skills von entscheidender Bedeutung, da wenig von dem komplexen Geflecht der Praxis tatsächlich zum Gegenstand expliziter Instruktionen gemacht werden kann. Ein Grossteil des Wissens bleibt in der Praxis zwangsläufig implizit und muss durch Handeln, also dem «Learning by Doing» erworben werden. Soft Skills, die einen grossen Teil der Führungskompetenzen ausmachen, sind stilles/implizites Wissen. 6
Aufgrund dieser Erkenntnis und des Wissens, wie Millennials am besten lernen, sind Simulationen die ideale Form für eine erfolgreiche Führungskräfteentwicklung im Rahmen eines Blended Learning. In einem solchen Blended-Learning-Programm haben die Lernenden die Möglichkeit, mit anderen zu interagieren, sich auszutauschen und zu reflektieren. Ein Programm, das persönliche Anleitung und Unterstützung durch 1:1-Coaching gewährleistet und bei dem die Lernenden regelmässig Impulse erhalten, um Wissen, Know-how und bewährte Praktiken zu wiederholen und zu vertiefen sowie neue Erkenntnisse zu gewinnen, die ein kontinuierliches Lernen ermöglichen.
1 Millennials’ way of e-learning and communicate in the digital era, Tatjana Mamula Nikolić, 2015
2 Meet the Modern Learner, Bersin by Deloitte, 2014/15
3 5 Killer Examples Of Learning Strategies To Design Corporate Training For Millennials, Asha Pandey, 2017
4 The Digital Mindset as an Approach to Education for the Millenial Generation, Sonny Eli Zaluchu, 2023
5 Learner and Learning in digital era: Some issues and challenges, Rajvir Singh, 2016
6 Learning in the Digital Age, John Seely Brown, 2002