Der Sekretär vom Weihnachtsmann
Es müssen die Gene sein. Jedenfalls wäre das eine Erklärung für meine Lust auf Veränderung und neue Horizonte – beruflich wie privat. Und wie das manchmal so ist mit den Groschen, die langsam fallen: Ich brauchte viele Jahre für diese Erkenntnis. Gerade in der Adventszeit ist mir der Weg meines Vaters wieder eingefallen, denn er war auch mal der Sekretär vom Weihnachtsmann.
Heinz Blank hat eigentlich immer gearbeitet. In seinem regulären Job steuerte er die Barkasse "Altona" durch den Hamburger Hafen. Um trotz des geringen Gehalts die große Familie durchzubringen, malochte er nebenbei noch als Sicherheitsmann. Als Kind wusste ich nur: Entweder arbeitete er – oder er schlief in seinem Lieblingssessel vorm Fernseher ein. Ich fand ihn langweilig. Dabei war sein Leben alles andere als das.
Es ist 1933, als er in einem niedersächsischen Dorf als Sohn eines Tischlers geboren wird. Sein älterer Bruder soll die Tischlerei erben und macht eine entsprechende Ausbildung. Für meinen Vater heißt das, er kann sehen, wo er bleibt. Es ist kurz nach dem Krieg, die Möglichkeiten sind begrenzt. Seine Eltern interessiert es nicht, was er werden will. Er soll etwas Vernünftiges lernen, also macht er nach dem Hauptschulabschluss eine Lehre bei der Post in Himmelpforten. Während der Adventszeit sortiert und beantwortet er dort Briefe aus ganz Deutschland, die vor allem Kinder an den Weihnachtsmann schreiben. Der Rest der Ausbildung ist eintönig. Er will einfach nur weg. Fort aus dem Mief und dem dörflichen Leben. Er will Seemann werden und die Welt entdecken – und nicht als Sekretär vom Weihnachtsmann enden.
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Seine deutliche ältere Schwester lebt in Hamburg. Obwohl er erst 16 ist, darf er nach der Ausbildung zu ihr ziehen. Ihre einzige Bedingung: Er soll auf die Handelsschule am Berliner Tor gehen und dort wenigstens das theoretische Rüstzeug für seinen Traum erlangen. Gerade einmal zwei Wochen hält er es in der Schule aus. Statt in die Schulbücher schaut er aus dem Fenster, fasziniert vom Treiben in der Stadt. Jeden Tag geht er nach der Schule zu Fuß zum Hafen. Er schaut sich dort ab, wie die Seeleute sprechen und gehen, auf dem Heimweg übt er sich darin.
Irgendwann traut er sich, fragt an einem Stückgutfrachter einen Seemann, wo man denn anheuern könne. Wie alt er denn sei, fragt dieser zurück. "Na, 18, sieht man doch", lügt mein Vater. Im Büro der Reederei schwindelt er erneut und zeigt statt seinem Ausweis eine selbstausgestellte Erlaubnis seiner Eltern – schließlich ist er noch nicht volljährig. Sein Gegenüber glaubt ihm kein Wort. Aber man braucht dringend Arbeiter, im Hafen und auf den Schiffen. Zur der Zeit arbeiten dort viele Menschen ohne Ausbildung und Papiere. Und so heuert er mit 16 Jahren auf einem Frachter einer schwedischen Reederei an und begibt sich auf große Fahrt.
Und das ist erst der Anfang seiner Reise. Im nächsten "Mobilist" geht es um wahre Seefahrer-Klischees, eine Messer-Jagd in Südamerika, eine Fußball-WM im philippinischen Krankenhaus und um Liebe in der Washington-Bar.
Abteilungsleiter SPS Smart Production Solutions bei Bertrandt Group mit Fokus auf Prozessoptimierung #gerneauchperdu
23 Std.Moin Gerd. Es bleibt spannend. Danke und ein schönes 2025 wünsche ich Dir.
Sozialraummanagement
1 WocheUnd jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ... Danke Gerd!
Cloud shifter, daddy, hubby and Chief Business Development Officer bei CANUSA TOURISTIK GmbH & Co. KG
2 WochenWow... ich würde am liebsten sofort weiterlesen. Was für eine Lebensgeschichte, die schon so beginnt. Danke fürs Teilen, Gerd!