Die Homeoffice-Kluft – wenn Socializen nicht mehr social ist
Da sind wir also wieder: Zurück im Homeoffice, zurück im „Kontakte einschränken“ – und zurück in der Winterzeit, in der es um spätestens 17 Uhr anfängt, draußen ziemlich ungemütlich und drinnen ziemlich dunkel zu werden. Für viele ist das Arbeiten zu Hause dieses Jahr Normalität geworden. Gerade im Frühjahr konnten wir viel über berufstätige Eltern lesen, die gestresst von der Doppelbelastung kaum noch einen klaren Gedanken bezüglich ihrer Arbeit oder der Matheaufgaben ihrer Kinder fassen konnten.
In der Phase des Lockdowns im Frühjahr gab es unzählige Instagram-Posts von Teams und Freunden, die sich digital zuprosteten. Es gab digitale Weinproben, digitale Escape Rooms und digitale Afterworks. Während viele von Entschleunigung und leeren Terminkalendern sprachen, häuften sich bei anderen die Einladungen zu virtuellen Get Togethers – vor allem für Singles und Alleinlebende oft mit dem Druck im Hintergrund, nicht absagen zu können, weil „man ja eh nichts besseres vor hat“.
Noch einsam oder schon genervt?
Ich habe das Gefühl, dass jetzt, wo die nächste Phase der Isolation beginnt, ein anderer Vibe in der Luft liegt. Liegt es daran, dass es Winter wird und man sich grundsätzlich gerne zu Hause unter der Decke einmuckelt und ein Buch liest? Liegt es daran, dass wir gelernt haben, mit der Situation umzugehen? Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich in meinem Freundeskreis immer häufiger genervte Berichte von virtuellen Treffen mit Kolleg*innen und Chef*innen höre. Und das wirft für mich auch die Frage für Teamleiter*innen und andere Führungspersonen auf: Wie viele Socials kann man seinen Mitarbeiter*innen in dieser Zeit zumuten? Wie viel ist zu viel – und wo herrscht Gefahr, diejenigen zu übersehen, die wirklich unter der Einsamkeit im Homeoffice leiden?
Die Antwort auf all diese Fragen ist (wie immer): Kommunikation! Mit diesen drei einfachen Kommunikationstipps (nicht nur) für Führungskräfte ist es möglich, alle gleichermaßen abzuholen – und nicht mit zu viel digitaler Nähe zu erdrücken:
1. Persönlicher Austausch – in Routinen
Wer als Führungskraft regelmäßige Updates im one-on-one mit seinen Mitarbeiter*innen macht, sollte – eigentlich immer, aber jetzt ganz besonders – ruhig einmal die Frage stellen, ob alles ok ist. Ein privater Austausch als Teil der Arbeitskultur ist jetzt wirklich wichtig.
2. Digitale Socials – ja, aber nicht zu häufig
Zugegeben: Es macht längst nicht so viel Spaß, das gemeinsame Feierabendbier vor dem Computer am Küchentisch zu trinken, an dem man den ganzen Tag gesessen hat. Alleine das Angebot zu machen und seine Mitarbeiter*innen vielleicht sogar mit einem kleinen Bier-Mailing zu überraschen, ist dennoch eine gute Idee. Solange es nicht jede Woche stattfindet. Und nicht Pflicht ist.
3. Alles kann – nichts muss
In dieser Zeit ist ein Faktor ganz besonders wichtig: Jeder Mensch tickt anders. Nicht alle möchten sich immer und immer wieder über steigende Fallzahlen unterhalten, nicht jeder vermisst seine Kolleg*innen im Büro – und manch einer muss erst einmal alleine mit der Situation klarkommen. Private digitale Zusammenkünfte jeder Art sollten auf jeden Fall freiwillig sein. Wenn wir eines in den letzten Monaten gelernt haben, dann ist es doch: Es gibt nichts schlimmeres als Kamerazwang, oder?
Kommunikationsspezialistin - Mobilität, Nachhaltigkeit, Sport und gesellschaftsrelevante Kommunikation
4 JahreSehr aktuelles Thema – mit dem du vielen glaube ich aus der Seele sprichst. Wo der eine denkt „da geht noch ne Runde", ist es für den anderen vielleicht schon einer zu viel. Kommunikation ist hier super wichtig! 😊