Digitalisiert, agil, patientenzentriert – Was das Gesundheitswesen von der IT-Branche lernen kann
Es herrscht Tatendrang im deutschen Gesundheitssystem.
Deutlich und schmerzlich wurden unserer medizinischen Versorgung in den vergangenen 18 Monaten die derzeitigen Grenzen und Schwachstellen aufgezeigt. Daraus entstanden ist jedoch der Anspruch und der Wille, sich in Anbetracht einer ungewissen Zukunft noch besser, vernetzter und widerstandsfähiger aufzustellen. Schlüssel hierfür ist die Digitalisierung und der frische Wind durch die Chancen moderner IT-Technologien, welche Einzug in das Gesundheitswesen halten. Diese Aufbruchsstimmung spiegelt auch meine persönliche Einstellung und Situation wider. Seit Juni bin ich als Geschäftsführer und Market Leader von Philips in Deutschland, Österreich und der Schweiz Teil eines der größten Gesundheitskonzerne weltweit und an eben diesem wichtigen Wandel beteiligt – und bringe aktiv meine bisherige IT-Erfahrungen ein.
Inzwischen hatte ich nun mehr als 100 Tage die Gelegenheit, um mich einerseits im Unternehmen, anderseits aber auch in der Gesundheitsbranche einzuleben und in hunderten von Gesprächen mit Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Techniker*innen, medizinischen Fachkräften, Entscheidungstragenden und Politiker*innen viel zu lernen und zahlreiche Erkenntnisse, Einblicke und Perspektiven zu sammeln. Zukünftig möchte ich nun auch an dieser Stelle vermehrt meine Einschätzungen hinsichtlich aktueller Entwicklungen, Möglichkeiten und Herausforderungen aus der Sicht eines Anbieters für Gesundheitslösungen teilen – und damit Impulse geben, wie der digitale Fortschritt unserer gesundheitlichen Versorgung gestaltet werden kann. Dabei ist mein Blick selbstverständlich auch durch meinen eigenen Hintergrund innerhalb der IT-Branche geprägt – ich bin fest davon überzeugt dass das Gesundheitswesen in Deutschland bei anstehenden Veränderungen einiges aus diesem Bereich lernen kann.
Elementar ist es, Patient*innen innerhalb einer zukunftsgerichteten Versorgung deutlich mehr als mündige Kund*innen zu begreifen – und die Versorgung wie in anderen Industrien üblich von ihnen ausgehend auszurichten. Alle Beteiligten müssen entsprechend patientenzentriert mit dem Menschen im Mittelpunkt agieren, statt aus einer Anbieterperspektive zu denken. Zugrunde liegt diesem veränderten Ansatz ein großer Wandel innerhalb der Rolle und des Selbstverständnisses der zu behandelnden Personen, sicherlich auch maßgeblich geprägt durch digitale Technologien und ihre Möglichkeiten. Die Menschen setzen sich viel intensiver mit ihrer eigenen Gesundheit auseinander, nutzen Fitness-Tracker und Apps zur Überprüfung ihrer Vitalparameter, informieren sich zudem online proaktiv über Präventions-, Diagnose- und Therapieoptionen und werden dadurch souveräner – aber eben auch anspruchsvoller. Unsere Dienstleistung, vor allem als Anbieter von Gesundheitstechnologie, muss diesem veränderten Bild Rechnung tragen und eine Partizipation an der eigenen medizinischen Versorgung gewährleisten.
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Darauf aufbauend muss auch die Verwendung der etwa durch die beschriebenen elektronischen Tools generierten Daten zeitgemäß möglich sein. Gerade der IT-Sektor beweist immer wieder, dass sich die Verwendung großer Datenmassen, etwa für den Einsatz von KI-basierten Lösungen, nicht automatisch mit Datenschutz und -sicherheit ausschließen muss. Ohne Frage kommt dem Schutz sensibler Gesundheitsinformationen größtmögliche Bedeutung zu, gleichzeitig stellen sie aber auch ein echtes Asset für eine Verbesserung von Forschung und Behandlung und damit letztendlich des Versorgungsergebnisses dar. Und dieses Ziel tritt bei Diskussionen rund um den Datenschutz manchmal in den Hintergrund, statt im Zentrum zu stehen.
An dieser Stelle müssen Veränderungen und Reformen, nicht nur auf Seiten der Anbieter, sondern auch in den politischen Rahmenbedingungen umgesetzt werden. Und das bedeutet vor allem, dass mehr Geschwindigkeit benötigt wird. Im Vergleich mit anderen Branchen ist die Gesundheitsindustrie deutlich langsamer unterwegs. Bedächtigkeit ist bei einem so entscheidenden Bereich wie der Gesundheit ohne Frage eine Tugend, aber an der einen oder anderen Stelle würde man sich etwas mehr Mut und Entschlossenheit wünschen, wie es in anderen technologischen Zukunftsbereichen vorgelebt wird.
Zuletzt möchte ich noch darauf verweisen, dass sich Industrien wie die IT stets an integrativen Ansätzen orientieren und gemeinsame Standards entwickeln. Dieser integrative Ansatz würde auch dem Gesundheitswesen, bei dem viel zu häufig auf Silolösungen und -systeme gesetzt wird, definitiv guttun. Interoperabilität ist hier ein wichtiges Stichwort – bei modernen Informationstechnologien muss sie gelebt werden, und sie ist entsprechend auch im Bereich der Healthcare-IT ein unabdingbarer Faktor für eine bereichs-, sektoren- und herstellerübergreifende Versorgungskette.
Was beide Branchen eint und mich an ihnen begeistert ist in jedem Fall der Purpose, der den Unternehmen und Einrichtungen heutzutage als Motivation und Antrieb neben der eigenen Wirtschaftlichkeit zugrunde liegt. Für die Gesundheitsindustrie geht es darum, Menschen ein längeres und besseres Leben zu ermöglichen und mit den Mitteln medizinischer Prävention, Diagnostik und Therapie bei gesundheitlichen Problemen zur Seite zu stehen. Auch bei IT-Unternehmen steht eine solche Mission immer mehr im Vordergrund, meist basiert die Entwicklung ihrer Kerntechnologien auf einer Vision, wie die Welt auf digitalem Wege enger miteinander verbunden und komplexe Abläufe einfacher gestaltet werden können. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit wird sich diese Branche ihrer Verantwortung bewusst – ein Bereich, der auch in der Medizintechnologie verstärkt an Bedeutung gewinnt und bei der Entwicklung von Geräten, Systemen und Lösungen einen wesentlichen Gedanken darstellt. Philips fasst diese Gedanken mit seinem Gesundheitsportfolio aber auch seinem Engagement, etwa für weltweit flächendeckenden Zugang zur Gesundheitsversorgung, und ökologischeren Arbeitsweisen mit dem Claim „Together, we make life better“ zusammen. Ich bin stolz, nun ein Teil davon zu sein und überzeugt, dass wir diesem Anspruch gemeinsam auch und gerade als Akteure im Gesundheitswesen gerecht werden.
Die Zukunft des Gesundheitswesens beginnt WIR! 🚀 WEEtell the future!
3 JahreIst doch super, dass es nun voller Tatkraft und Kreativität vorangeht! 🚀