Digitalisierung begreifen via Teamübung
Die Beherrschung der Supply Chain im Kontext von Industrie 4.0 und Digitalisierung fordert uns auf, den Faktor Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.
Dem Menschen wird in Zukunft vermehrt die Aufgabe obliegen, Entscheidungen zu hoch dynamischen und komplexen Problemstellungen sowie unvorhersehbaren Entwicklungen zu fällen, Risiken und Chancen zu durchdenken und abzuwägen, Wissen systematisch untereinander zu teilen, um daraus erfolgsversprechende Schlüsse zu ziehen.
Doch können wir in der immer komplexer werdenden Welt überhaupt noch alleine treffsichere Strategien entwickeln? Und teilen wir in der Zusammenarbeit mit unseren Schnittstellenpartnern heute problemlos Informationen, die uns wertvoll erscheinen? Wo "menschelt" es in Prozessen und beim Umgang mit der Macht der Informationen?
Die Journalistin und Kommunikationsberaterin Sabine Ursel, Teilnehmerin der Fachkonferenz EXCHAiNGE, schrieb einen interessanten Blogbeitrag zum Dauerbrenner Digitalisierung, wo es darum geht, die Macht der Informationen beherrschbar zu machen. Lesen Sie selbst!
Geht das? Ein Blogbeitrag zum Dauerbrenner „Digitalisierung“ ohne IT-Sprechblasen und bange machende Prophezeiungen zu scheinbar hyperintelligenten Maschinen, die ohne den Umweg Mensch miteinander „kommunizieren“? Ja, geht! Lassen wir uns also auf ein Spiel ein, das deutlich macht, wo es in Prozessen „menschelt“ und deshalb oft gehörig hakt. Schließlich geht es ja darum, Digitalisierung – und damit die Macht der Informationen – beherrschbar zu machen.
Gruppenübung: Aufgabe der aus jeweils 5 Mitstreitern bestehenden Gruppen ist es, innerhalb von 15 Minuten aus jeweils drei vorliegenden unterschiedlich geformten Teilen fünf gleiche geometrische Figuren von genau gleicher Größe bzw. Form zu bilden. Jedes Mitglied darf seine Teilstücke – wenn es will – in die Mitte des Tisches legen oder andere Teilstücke aus der Mitte nehmen. Niemand darf Teile in der Mitte des Tisches montieren. Erschwerende Faktoren: Jeder arbeitet hinter einem Sichtschutz. Jede Form der Kommunikation ist untersagt … nicht sprechen, nicht gestikulieren, keine Laute von sich geben. Kein Mitglied darf verbal um ein Teilstück bitten oder mit Blicken signalisieren, dass ein bestimmtes Teilstück gebraucht wird. Nochmal: Die Aufgabe ist dann gelöst, wenn jedes Mitglied eine vollständige geometrische Figur von genau gleicher Form und Größe wie alle anderen vor sich liegen hat. Kein Teil darf übrig bleiben. Klappt nie?
Auf dem Supply-Chain-Gipfel EXCHAiNGE am 6./7. Oktober 2016 im Frankfurter House of Mobility and Logistics (HOLM) haben sich rund 180 Teilnehmer auf diese Gruppenübung eingelassen. 15 Minuten lang war gut zu beobachten: Einige sammeln und horten, Andere brüten über Teilen oder schieben die nicht passenden Stücke ziellos im Kreis umher, in der Hoffnung, dass sich angesichts der herunter tickenden Uhr eine Eingebung zur Problemlösung einstellt. Ich gebe zu: Auch ich habe die Übung nicht bewältigt. Das Rätsel ist auf jeden Fall lösbar, wie zumindest eine der Gruppen im HOLM demonstriert hat … unter lautem Jubelschrei.
Bettina Bohlmann, Moderatorin der Session „Digitalisierung“ und Dirigentin des Spiels, übertrug nach Ablauf des 15-Minuten-Ultimatums das hier zu beobachtende (durchaus nicht ungewöhnliche) Verhalten auf Unternehmensprozesse: Nichtweitergabe von Teilen – bewusst oder unbewusst – führt zu Konflikten. Der Blick dringt nicht über den eigenen Sichtschutz hinaus, das große Ganze wird nicht gesehen. Ein „Ich bin fertig, der Rest muss das auch schaffen“ ist ebenfalls nicht hilfreich. Wird Information als taktisches Mittel unter dem Motto „Wissen ist Macht“ eingesetzt, kommt es zu Staus und Blockaden. Und was lernen wir daraus? „Nur wenn alle Informationen auf dem Tisch liegen, lässt sich eine Lösung finden, die zum Ziel führt“, gab Bohlmann, Geschäftsführerin der 3p Procurement Branding GmbH (Köln), den Teilnehmern mit auf den Weg. In Zeiten der Digitalisierung werde die Fähigkeit, das eigene Wissen schnell und in Gänze systematisch verfügbar zu machen, zur wichtigsten Handlungsmaxime. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Unternehmen“, befand die Expertin für digitale Transformationsprogramme.
Am Ende dieser Selbsterfahrung im HOLM wurde deutlich: Digitalisierung hilft, alle relevanten Informationen in einem komplexen Zusammenspiel zusammenzuführen. Erfolg stellt sich allerdings erst dann ein, „wenn Menschen Veränderungsprozessen positiv gegenüberstehen, wenn sie neugierig und lernbereit sind, wenn sie Dinge verbessern bzw. anders gestalten wollen und wenn sie überdies in der Lage sind, unternehmerisch zu denken – ganz gleich in welchem Alter“, betonte Dr. Rembert Horstmann, Marketing-Chef bei Imperial Logistics International. Wissensteilung unter Nutzung von Technologien sei der erste Schritt auf dem langen Weg zu neuen (disruptiven) Geschäftsmodellen. Imperial-Führungskräften sei klar, dass sie mehrdimensionale Transformationsprozesse mit Hinführung und Befähigung der Mitarbeiter auf allen Ebenen des Unternehmens zu bewältigen hätten. Für Hans Pieper, Geschäftsführer Terminalbetrieb Nord, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene – Straße, DUSS GmbH, bedeutet Digitalisierung zugleich die Chance, Mitarbeiterzufriedenheit sowie Bindung an das Unternehmen zu stärken und neue Mitarbeiter via IT zu rekrutieren.
„Um in Zukunft die Schnelligkeit und Komplexität der Informationen zu beherrschen, müssen wir in die Unternehmenskultur, Werte und die Persönlichkeitsentwicklung unserer Mitarbeiter investieren, und zwar heute“, mahnte Moderatorin Bettina Bohlmann in ihrem Schlussplädoyer.
Welche Fragen müssen sich Unternehmen u.a. stellen?
- Welche organisatorischen Lösungen und Rahmenbedingungen sind aufzusetzen, damit der Mehrwert der Digitalisierung auch von den Menschen getragen und genutzt werden kann?
- Wie viel und welche Art Führung ist notwendig, um autonome tendenziell divers zusammengesetzte Gruppen zu motivieren, die ansonsten in ihrem Wertschöpfungsfokus autark Informationen tauschen und Entscheidungen treffen?
- Welche Mitarbeiterprofile (Kompetenzen und Mind Sets) haben wir heute und welche brauchen wir zukünftig?
- Woher kommen diese „Typen“?
Die EXCHAiNGE 2017 (26./27.9.2017, Frankfurt am Main) wird den Erfolgsfaktor „Mensch“ besonders beleuchten. In der Planung sind übrigens auch zusätzliche Angebote in Sachen „Personal 4.0“ rund um die EXCHAiNGE. Infos folgen … bleiben Sie am Ball.
Save the Date:
Die EXCHAiNGE – The Supply Chainers‘ Conference 2017 findet am 26. und 27. September 2017 in Frankfurt am Main statt.
Zur Anmeldung bzw. Vorab-Registrierung für die EXCHAiNGE 2017 besuchen Sie gerne heute schon unsere Website unter www.exchainge.de / Rubrik Anmeldung.
Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch mit Ihnen auf der EXCHAiNGE 2017!
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7 JahreVery nice article. Thanks for sharing it, Torben!