Digitalisierung: Wieso hybride Messen der falsche Weg sind
Aus Messen werden im Moment hybride Messen. Dadurch sollen Besuchende wählen können, ob sie Online oder Offline teilnehmen. Ich glaube, dass dies der falsche Weg ist und die meisten Messeveranstalter genau das Gegenteil anbieten sollten. Denn die Zukunft ist nicht «Online-oder-Offline», sondern «Online-Offline-Online».
(Artikel erschienen am 26.10.2021 auf smartville.digital)
Die Pandemie und das Veranstaltungsverbot haben Messeveranstalter hart getroffen. Der Schock hat allerdings zu einem Digitalisierungsschub geführt und innert kürzester Zeit wurden virtuelle Messelösungen entwickelt. Dies war sicher der richtige Schritt, denn so konnten die Veranstalter während der Pandemie etwas anbieten. Doch die Resultate der virtuellen Messen waren häufig fragwürdig und alle hofften, dass bald wieder physische Veranstaltungen zurückkehren.
Die Herausforderungen hybrider Messen
Auch wenn Corona noch nicht ausgestanden ist, wurde im Herbst 2021 der Neustart des Messegeschäfts erfolgreich lanciert. Jetzt stellt sich die Frage, was aus den Digitalisierungsinitiativen wird, die während des Veranstaltungsverbots gestartet wurden.
Fast unisono ist von Veranstaltern zu hören, dass virtuelle Messen nach dem Ende des Veranstaltungsverbots keinen Sinn mehr machen. Stattdessen scheint man fast ebenso geschlossen der Meinung zu sein, dass die Zukunft hybrid ist. Unter einer hybriden Messe wird in den meisten Fällen, auch in diesem Artikel, die Kombination einer physischen und virtuellen Messe verstanden. Dies soll Besuchenden und teilweise auch Ausstellenden ermöglichen zu entscheiden, ob sie Online oder Offline teilnehmen möchten.
Dieses Vorhaben führt zu verschiedenen Problemen. Das Konzept der hybriden Messe schafft zwei Gruppen von Besuchenden, die grundlegend andere Bedürfnisse haben: die Physischen und die Digitalen. Für die zweite Gruppe ist die Teilnahme an der hybriden Messe nichts anderes als eine virtuelle Messe. Doch wir haben in den letzten 18 Monaten gelernt, dass virtuelle Messen nicht funktionieren. Im Kontext von hybrid ist die Ausgangslage für Veranstalter und Ausstellende noch anspruchsvoller, denn die virtuelle Messe muss parallel zu einer richtigen Messe durchgeführt werden.
Das größere Problem liegt allerdings bei der anderen Gruppe. Hybrid nimmt den Fokus von den physischen Besuchenden weg, welche die wichtigeren Kunden der Messe darstellen. Dies führte im Herbst 2021 zu eigenartigen Situationen. Beispielweise wurden den physischen Besuchenden bei gewissen hybriden Messen nur reduzierte Ausstellerverzeichnisse geboten, welche eine seriöse Vorbereitung nicht ermöglichten. Die ganze Energie wurde stattdessen in eine virtuelle Messeplattform gesteckt, die erst während der Messe «öffnete» und auf Livestreams und Videocalls ausgerichtet war. Den physischen Besuchern wurde die schlechtere Nutzererfahrung geboten als vor der Pandemie – trotz allen Digitalisierungsbestrebungen.
Der Gegenentwurf zu Hybrid: Online-Offline-Online
Ich kann mir vorstellen, dass Hybrid für gewisse globale Weltleitmessen, welche über die nötigen Ressourcen verfügen, funktionieren kann. Die allermeisten Messeveranstalter sollten meiner Meinung nach aber genau das Gegenteil tun.
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Die Pandemie hat die Frage, ob Messen eine Zukunft haben, mit einem klaren JA beantwortet. Wir alle haben zu viel Zeit vor Bildschirmen verbracht und haben gelernt, dass Online die persönlichen Begegnungen nicht ersetzen wird. Die Besuchenden wollen gar nicht zwischen «Online-oder-Offline» entscheiden. Daher sollten Veranstalter dies auch nicht anbieten. Sie sollten stattdessen die physischen Events zelebrieren. Wer nicht dabei war, verpasst etwas. Das ist die Natur von Messen und muss es bleiben. Keine virtuelle Teilnahme wird an den physischen Besuch herankommen.
Dies bedeutet nicht, dass Messen Online nichts anbieten sollten. Dies sollten sie unbedingt. Das Angebot sollte aber nicht «Online-oder-Offline» sein, sondern dem heutigen Besucherverhalten entsprechen. Und dieses ist «Online-Offline-Online» (angelehnt an das empfehlenswerte Buch «Reinventing Live: The Always On Future of Events» von Denzil Rankine und Marco Giberti).
Online: Vor dem Besuch möchten sich Besuchende detailliert online informieren und vorbereiten. Die wenigsten Menschen wollen heute auf gut Glück durch Messehallen laufen in der Hoffnung, dass sie etwas Relevantes entdecken. Und falls sie es tun, dann haben sie ihr Smartphone in der Hand und informieren sich gleichzeitig Online.
Offline: Gute Vorbereitungsmöglichkeiten motivieren zum Besuch – nicht nur der Messe, sondern der richtigen Aussteller. So entstehen relevante Kontakte, also das, was Besuchende und Ausstellende von der Messe erwarten.
Online: Heute verlassen Besuchende die Messe nicht mehr mit einem Stapel Broschüren, um sich auch im Nachgang zu informieren. Sie erwarten, dass sie dies 365 Tage im Jahr Online tun können. Diese Anforderung haben Messeveranstalter bisher zu wenig befriedigt.
Ein Beitrag zu starken und erfolgreichen Messen
Die digitalen Initiativen von Veranstaltern sollten sich nicht auf eine virtuelle Teilnahme richten, sondern auf die Zeit vor und nach der Messe. So kann das heutige Online-Offline-Online-Besucherverhalten adressiert werden. Indem Veranstalter dies tun, entsteht nicht nur ein interessanter Business Case, sondern es wird ein Beitrag zu starken und erfolgreichen Messen geleistet.
Um dies zu realisieren, braucht es nicht die in der Pandemie entwickelten virtuellen Messeplattformen, sondern andere Systeme. Conteo entwickelt seit fünf Jahren ein solches System, welches bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Messen erfolgreich im Einsatz ist: von B2B-Fachmessen wie z.B. ILMAC (Basel), EUROPEAN ROTORS (Düsseldorf), IFAS (Zürich) oder KUTENO (Rheda-Wiedenbrück) über Special Interest Messen wie z.B. Zebi (Luzern) oder Fruchtwelt Bodensee (Friedrichshafen) bis hin zu reinen B2C-Messen wie der LUGA (Luzern).
Klingt interessant? Möchten auch Sie Ihre Ausstellenden und Besuchenden vor und nach der Messe Online vernetzen? Dann melden Sie sich bei mir unter matthias@conteo.io oder erfahren Sie mehr auf www.conteo.io.
🎥 Experte in Virtual/Mixed/Augmented Reality Unternehmenskommunikation, die begeistert | Geschäftsführer
3 JahreAus meiner Sicht her vollkommen falsch, gerade die Hybride Messe ist die Antwort auf viele ökonomische und ökologische Fragen. Mit welcher Begründung sollen Stakeholder 10.000km Reisen, wenn Sie in einem sehr guten digitalen Showroom sowohl Interagieren als auch Kommunikation untereinander pflegen können? - Aus meiner Sicht kann die analoge Messe aussterben, bzw. kleiner werden dafür das digitale noch deutlich zunehmen. Wir schonen die Unwelt, reduzieren Dienstreisen auf ein Mindestmaß und schon haben wir mit kleinen Änderungen viel erreicht. Es ist klar, das dabei Dienstleister auf der Strecke bleiben, aber so findet Evolution statt. Nur diejenigen die sich wandeln und anpassen werden überleben und dann auch wieder leben!
Lehrer. Unternehmer. Speaker. Autor. Berater. Mensch.
3 JahreWieso sollen hybride Angebote den Fokus vom physischen Besucher wegnehmen? Wenn der Event richtig inszeniert ist, dann passiert genau das Gegenteil. Beide Besuchergruppen sollen ja gemeinsam und miteinander teilnehmen. Übrigens gäbe es die zweite Besuchergruppe (online) ja ohne hybridem Angebot gar nicht. Blieben also wieder ein paar dutzend Kontakte, für die viele tausend Euro ausgegeben werden. Die Live Messe ist ja der Höhepunkt des Content Marketings. Ist ja schlimm, wenn man da die Möglichkeiten nicht nutzt, das auch breit zu erzählen. Übrigens: Das Hinterfragen der hohen Messeinvestitionen und des ROI war ja schon lange vor COVID in vielen Branchen ein Thema und die Ausstellerzahlen gingen ja bei reinen Präsenzmessen schon vorher zurück. Zurück ist oft nicht der beste Weg. Eher schon das Beste aus beiden Welten nutzen. Der Ansatz vor und nach dem Event die Zielgruppe besser zu erfassen und online zu betreuen ist jedenfalls goldrichtig. Hier wird wirklich viel Marketingpower entlang der Customer Journey liegen gelassen.
Consultant & Experte für Live-Marketing (B2B / B2C), Sales-Executive, Sport-, Event- & Gastronomie Management
3 JahreBravo Matthias Baldinger. Das sehe ich genau so. Die Kernkompetenz der Messeveranstalter liegt ganz klar bei physischen Plattformen und das muss auch ihr Kerninteresse sein. Man denke an die "teuren Hallen". Für "Online" sind sie in einem "ruinösen" Preiskampf mit tausenden von Anbietern!!!
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3 JahreDen Ansatz Online - Offline - Online unterstütze ich. Allerdings wird bei den mir bekannten Modellen einfach der Offline-Teil digitalisiert. Anstatt das online effektiv zu nutzen. Als _Ergänzung_ nicht als Zusatz. Eine aktive Lösung, wie sie die #T4M erfolgreich gezeigt hat dieses Jahr und auch in der Fortsetzung an der #MedtecLIVE wieder bringt - das sind für mich als Aussteller die spannenden Ansätze. Früher noch zu Zeiten als aktiver #Jaycee nannten wir das BusinessCard Exchange. . Heute läuft das eher unter BusinessTinder oder SpeedDating. Die Teilnahme von Aussteller:inen und Besucher:innen am digitalen 1:1 SpeedDating ist extrem effektiv. Die nachträgliche Option des Video-Austausches und somit Austausch von Kontaktdaten führt zu mehr Besucher:innen am Messestand und vor allem zu mehr Leads. Deshalb setze ich aufs digitale Speed-Dating. Wo sich alle registrieren und einen Obulus entrichten. Aussteller:innen und Besucher:innen. Und basierend auf einem Interessenraster wird man 3 ' zusammengewürfelt. Wenn's passt, sagt man dem Kontaktdatenaustausch zu. Sonst eben nicht. Wenn beide ja sagen, bekommt man die Kontaktdaten tabellarisch. Supertool gewesen Christoph Utz Mir hat das total Spass gemacht, konnte daraus Leads generieren.
Future is now | CEO cueconcept GmbH
3 JahreSo einen Unfug schreibt nur, wer keine Antwort auf die Fragen und Herausforderungen seiner Kunden hat Matthias Baldinger