Dynamische Fähigkeiten: Wachstum in einer volatilen Welt

Dynamische Fähigkeiten: Wachstum in einer volatilen Welt

Etablierte Unternehmen stehen heute immer dynamischeren Rahmenbedingungen gegenüber. Um in diesen auch zukünftig erfolgreich zu agieren, müssen sie den ständigen, unvorhersehbaren Veränderungen der Marktchancen und -risiken mit Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit begegnen. 

Nur mit kontinuierlicher Anpassung statt der Konzentration auf optimierte Effizienz können Unternehmen in diesem Umfeld profitabel wachsen. Stabiles Wachstum erfordert also Dynamik. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil der Zukunft: dynamische Stabilität.


Die Unsicherheit im Unternehmensumfeld nimmt zu 

Nicht nur ein Blick in die Zeitung, sondern auch objektive Indikatoren wie der „World Uncertainty Index“ zeigen, dass Krisen und starke Veränderungen im Geschäftsumfeld immer schneller aufeinanderfolgen und sich zunehmend überlagern. Globale Trends wie der rasante technologische Fortschritt, sich wandelnde geopolitische Systeme, zunehmende Klima- und Umweltbedenken und entsprechend veränderte Kundenbedürfnisse bestimmen das Geschäftsumfeld. Jede einzelne Herausforderung wäre vielleicht noch gut handhabbar, aber alle zusammen scheinen schier unlösbar zu sein.

Die neue Realität ist, dass diese Vielzahl an Veränderungen und Umbrüchen hier sind, um zu bleiben. Ein neuer Dauerzustand, auf den Unternehmen nicht nur reagieren müssen, sondern der bestenfalls in der strategischen Weiterentwicklung resultieren sollte.

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Das Ende der nachhaltigen Wettbewerbsvorteile

Für etablierte Unternehmen stellt das zunehmend unsichere, komplexe und dynamische Geschäftsumfeld eine besonders große Herausforderung dar, da sie auf die effiziente Nutzung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile wie langjährig etablierte Technologien, Prozesse, Know-how oder Kundenbeziehungen optimiert sind. 

Doch die rasanten Veränderungen führen dazu, dass einstige Wettbewerbsvorteile immer schneller überholt werden. So konstatiert die Managementvordenkerin Rita McGrath in ihrem Buch „The End of competitive advantage“ treffend: 

"Nachhaltige Wettbewerbsvorteile sind jetzt die Ausnahme, nicht mehr die Regel”

In der Tat müssen sich etablierte Unternehmen heute kontinuierlich neu erfinden, um sich im Kontext der immer schnelleren Trends zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Geopolitik und wechselnden Kundenbedürfnissen immer wieder neue Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Die Fähigkeit, Wettbewerbsvorteile stetig zu überprüfen und durch innovative Lösungen zu erneuern, wird damit selbst zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Statt etablierter Strategien und dauerhafter Wettbewerbsvorteile ist dynamische Stabilität gefragt.

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Dynamische Fähigkeiten als Erfolgsfaktor

Die organisatorische Kompetenz zur strategischen Erneuerung der Wettbewerbsvorteile wird definiert durch fünf dynamische Fähigkeiten. Dabei handelt es sich um bestimmte organisatorische Skills, Aktivitäten und Routinen, die es ermöglichen, interne und externe Ressourcen und Kompetenzen (kontinuierlich neu) zu kombinieren, aufzubauen und neu zu konfigurieren, um neue Wettbewerbsvorteile zu entwickeln:

  • Scoping“: Die Fähigkeit, eine zeitgemäße Unternehmensvision und -strategie zu definieren und daraus spezifische Ziele & Kriterien zur strategischen Steuerung abzuleiten
  • Configuring“: Die Fähigkeit, das Portfolio strategischer Projekte & Opportunitäten anhand strategischer Messgrößen kontinuierlich (neu) zu priorisieren und Ressourcen entsprechend zu verteilen
  • Sensing“: Die Fähigkeit, aus der Kombination von Umweltveränderungen mit internen Stärken & Schwächen neue strategische Opportunitäten abzuleiten
  • Seizing“: Die Fähigkeit, neue Lösungen in ausgewählten Opportunitäten zu entwickeln, zu erproben und kundenzentriert zu iterieren
  • Transforming“: Die Fähigkeit, ausgewählte Lösungen mit den benötigten (angepassten) Prozessen, Ressourcen und Kompetenzen erfolgreich umzusetzen

 Stellhebel zur Etablierung dynamischer Fähigkeiten

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Mithilfe konkreter Stellhebel lassen sich dynamische Fähigkeiten im Unternehmen etablieren und anwenden, um die strategische Erneuerung der Wettbewerbsvorteile zu ermöglichen. Diese beinhalten insbesondere:

  • Strategischer Rahmen: Ziele und Kriterien als Leitplanken setzen, um Richtung und Fokus für die Gesamtorganisation entsprechend der gewünschten Unternehmensentwicklung vorzugeben
  • Strukturen und Schnittstellen: Definieren, wie die Zusammenarbeit mit internen und externen Stakeholdern verläuft
  • Steuerung (Governance): Alle strategischen Projekte in einem Gesamtportfolio erfassen und entsprechend strategischer Ziele und Kriterien bewerten, um Auswahl und Ressourcenverteilung anzupassen
  • Ressourcen & Infrastruktur: Zugriff auf notwendige finanzielle, physische und digitale Ressourcen schaffen, um dynamische Fähigkeiten abbilden zu können
  • Hard- & Softskills: Qualifizierte Mitarbeitende für die Anwendung der Prozesse & Methoden ausbilden, rekrutieren bzw. von extern einsetzen
  • Prozesse & Methoden: Vorgehensweisen zur systematischen Identifizierung, Einschätzung, Spezifizierung und Entwicklung neuer strategischer Möglichkeiten im Zusammenspiel mit bestehenden Stärken des Unternehmens
  • Arbeitsumfeld: Entwicklungsorientierte Arbeitsbedingungen sicherstellen, beispielsweise im Hinblick auf Führungskultur, Selbstorganisation, Kommunikation, Motivation etc. 

Dabei gilt es, die Stellschrauben immer unternehmensspezifisch auszugestalten und miteinander in Bezug zu setzen.


Fazit

In einer sich schnell verändernden Welt ist es für Unternehmen unerlässlich, dynamische Fähigkeiten aufzubauen, um dauerhaften Erfolg zu gewährleisten. 

Die fünf dynamischen Fähigkeiten - Scoping, Configuring, Sensing, Seizing und Transforming - sind der Schlüssel zur strategischen Erneuerung von Wettbewerbsvorteilen und der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

Sie sind universell relevant - entsprechend kann deren Stärke in der Organisation auch einfach gemessen werden, um den aktuellen Status quo der Resilienz des Unternehmens zu bestimmen.

Nutzen Sie dazu gern den von venture.idea entwickelten Capability-Check Fragebogen:

Wenn das Ergebnis noch nicht bei 100% liegt, können die Folgeartikel in den nächsten Wochen helfen. Dort werde ich tiefer in die einzelnen Fähigkeiten eintauchen und möglichen Stellschrauben eintauchen, um diese erfolgreich im Unternehmen zu etablieren.


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