Elektrosmog: Reist der Kluge wirklich im Zuge?
Neulich wurde ich gefragt, ob man in der S-Bahn eigentlich oben oder unten sitzen sollte, um möglichst wenig elektromagnetische Felder einzufangen.
Ehrlich gesagt: Obwohl mich der Elektromagnetismus schon viele Jahre beschäftigt, habe ich mir in der Bahn noch nie gross Gedanken darüber gemacht. Eine interessante Frage ist es aber natürlich schon, deshalb habe ich neulich auf einer Fahrt von Dietikon nach Zürich mein Messequipment mitgeschleppt.
Wenn Blicke strahlen würden, dann hätte ich neben den merkwürdigen Blicken der Mitreisenden wohl nichts Schlaues mehr messen können.
Auch die Infotafeln in der Bahn braucht man nicht mehr, denn am Verlauf des Magnetfeldes sieht man sofort, wenn der Bahnhof näher kommt:
Als Studie ist dieser Artikel natürlich nicht zu betrachten, dazu müssten sehr viel mehr Randbedingungen bekannt sein und berücksichtigt werden.
Einmal mehr müssen wir uns auch mit den Grenzwerten beschäftigen.
Die zulässige Belastung vor einem zertifizierten Bildschirm und im Cockpit der Lok unterscheiden sich also tatsächlich um den Faktor 7’500. Das darf zumindest mal nachdenklich stimmen…
Welche Strahlen gibt es in der Bahn?
Die meisten Strahlungsquellen in der Bahn kommen von den Reisenden. Wenn ein Eisenbahnwagen das elektrische Feld der Fahrleitung abschirmen soll, dann lässt er auch die Mobilfunkstrahlung schlecht durch. Dies führt dazu, dass all die Mobiltelefone mit ziemlich hoher Leistung strahlen müssen. Diese hochfrequenten Felder werden hier nicht betrachtet, sondern nur der Bahnstrom.
Traditionell fährt die Bahn mit einer Frequenz von 16 2/3 Hz. Bei dieser Frequenz durchdringt das magnetische Feld fast alles und führt durch die Induktion dazu, dass in allen elektrisch leitenden Stoffen Ströme fliessen.
Also auch in unserem Körper
Wenn diese Ströme genügend gross sind, stören sie unser Nervensystem und unsere Sinnesorgane, was zu Beeinträchtigungen des Wohlbefindens führen kann. Sind die Felder weg, dann verschwinden in der Regel auch die Symptome. Für bleibende Schäden müsste man stärkeren Feldern ausgesetzt sein (oder einfach längere Zeit?).
Der Faraday’sche Käfig
In der Bahn herrschen zwei Felder vor: Das magnetische und das elektrische. Letzteres wird durch das Wagengehäuse gut abgeschirmt und betrug direkt am Fenster unter der Fahrleitung nur 16 V/m. In der Baubiologie gilt dies bereits als hoher Wert, in einer durchschnittlichen Wohnumgebung wird er aber regelmässig überschritten.
Das magnetische Feld hingegen könnte bei dieser tiefen Frequenz nur mit einer dicken Stahlhülle abgeschirmt werden und wir sind ihm somit schutzlos ausgeliefert.
Wo ist nun also dieses Feld in der S-Bahn am grössten?
Auf der Hinfahrt suchte ich mir also zuerst einen Platz in einem normalen Wagen. Zuerst in der oberen Etage, dann zügelte ich nach unten:
Natürlich sind das deutlich höhere Werte als in einer normalen Umgebung, aber dennoch bescheiden.
Auf dem Rückweg wechselte ich also vom normalen Wagen in die Nähe der elektrischen Leistungskomponenten:
Empfohlen von LinkedIn
Das sind nun doch Felder, denen man sonst nicht ausgesetzt ist. Sie liegen zwar weit unter dem gesetzlichen Grenzwert, aber auch weit über jeder Empfehlung von Elektrobiologen.
Wer also einen strahlungsarmen Platz sucht, der kann sich an den Lüftungsgittern orientieren. Wo gelüftet werden muss, wird Wärme erzeugt. Wo Wärme erzeugt wird, fliessen hohe Ströme, wo hohe Ströme fliessen, ist das Magnetfeld stark. So einfach.
Wenn ich nun also plötzlich auch während der Stosszeiten freie Sitzplätze an diesen Orten finde, dann weiss ich, dass dieser Artikel gelesen wird 🙂
Wohnen neben den Geleisen
Ein heikles Thema. Weil die Grenzwerte mit 300 uT sehr hoch sind, werden diese auch nirgends überschritten. Das Magnetfeld nimmt mit dem Abstand zur Bahn sehr rasch ab und ist somit schnell auf einem kleinen Niveau. Ab und zu wird aber von einem heimtückischen Phänomen berichtet…
Wenn der Bahnstrom durch die Wohnung fliesst
Es kann vorkommen, dass ein Teil der Bahnströme durch die Erde fliessen und nicht durch die Schiene. Wenn nun ein Haus nahe an der Bahn steht und mehrere Erdverbingungen aufweist, dann kann ein Teil des Erdstromes den attraktiveren Weg durch Kabel, Heizungsrohre, Armierungseisen usw. nehmen und zu starken Magnetfeldern in den Wohnräumen führen.
Wer also neben der Bahn wohnt und unter Elektrosmog-Symptomen leidet, der sollte dies einmal messen lassen.
Das Thema bietet viel Potenzial, um uns Sorgen zu machen und vor Angst nicht mehr die Bahn zu nehmen. Wer allerdings lieber im Stau steht, der tut weder Lunge, Nerven noch Umwelt etwas Gutes.
Schock im Shop Ville?
Als ich im Hauptbahnhof unter den Geleisen durchging, fragte ich mich plötzlich, wo denn da wohl überall die Ströme durchfliessen. Ist so etwas beispielsweise beim Planen der Armierung ein Thema oder fliessen Ausgleichsströme wild zwischen den Etagen?
Vielleicht könnte der Brezelkönig mit 2 Nägeln in der Wand seine Energiekosten massiv senken…
Vor einem bekannten Elektronik-Discounter im Shop Ville nahm ich also nochmals das Messgerät hervor und staunte nicht schlecht: 1 uT. Das ist 2 bis 3 Mal mehr als direkt unter einer Hochspannungsleitung! Die amtlichen Grenzwerte werden zwar nicht annähernd erreicht, aber ob dieser Arbeitsplatz für elektrosensible Personen geeignet ist, bleibt fraglich.
Alles mit Mass
Wie bei anderen Belastungen ist auch beim Elektrosmog vieles eine Sache des Masses. Es ist verständlich, wenn das Bahnpersonal Fragen aufwirft, wohingegen wir als Passagiere nicht annähernd so lange den Expositionen ausgesetzt sind.
Die Forschung muss weitergehen und bis dahin lassen wir uns nicht von solchen Artikeln die Laune verderben. Bahnfahren bietet nämlich die besondere Möglichkeit, unseren Mitmenschen ein Lachen auf das Gesicht zu zaubern – und dass dies gesund ist, das wissen die Menschen seit Urzeiten.
Nehmen Sie deshalb bei Ihrer nächsten Zugfahrt möglichst viele Messgeräte mit, verkabeln Sie diese gehörig und freuen Sie sich ab den Gesichtern Ihrer Mitreisenden.
Und wenn Sie wissen möchten, wie die Elektrosmog-Belastung bei Ihnen im Unternehmen oder zu Hause aussieht, buchen Sie einen unverbindlichen Onlinetermin und wir besprechen die sinnvollen Schritte für Ihre Situation!
Qualitätsprüfer bei Soudronic AG
1 JahrSehr interessanter Bericht vielleicht sollte man das gleiche bei den E Autos durchführen lassen bevor man es kauft weil schliesslich sitzt man auf der Batterie🤔
Schlagkraft durch Cleverness 🦊 (Automation 💛 KI 💛 Content)
1 JahrSehr cooler Artikel, der alle betrifft - danke!
🤩 Als Denkpartner & Mentor begleite ich ambitionierte Experten & Leader-Persönlichkeiten, ihr Lebensgefühl und ihre Wirkung zu stärken | Master Coach (DBCA) 💎 chrisbossert.com
1 JahrInteressanter Artikel. Macht trotz dem Inhalt Spass zum Lesen. Danke, Patrick.