Empathisches Führen
Führungskräfte sind enorm gefordert. Als Krisen- und Change-Manager leiten sie ihre Unternehmen durch eine unübersichtliche wirtschaftliche Situation. Als Mentoren und Mediatoren betreuen sie ihre Mitarbeiter und geben ihnen Hilfestellungen in der Reorganisation der Arbeit. Gleichzeitig benötigen sie ein Gespür für die Gefühlslage ihrer Mitarbeiter, um ihnen bei Problemen zur Seite zu stehen. Doch wie gelingt es Führungskräften, auf die Sorgen, Wünsche, aber auch Ideen ihrer Mitarbeiter einzugehen und ihnen Wertschätzung und Vertrauen entgegenzubringen? Mit anderen Worten: Wie funktioniert erfolgreiche Mitarbeiterführung genau dann, wenn die äußeren Umstände ein positives und produktives Arbeitsklima beeinträchtigen? Die Antwort ist denkbar einfach: durch empathisches Führen.
Was verstehen wir unter Empathie als Führungsqualität?
Empathie und Emotionalität gelten noch nicht allzu lang als wichtige Aspekte von Führung. Zu sehr dominieren nach wie vor “klassische” Eigenschaften wie Sachlichkeit und Nüchternheit unser Bild von Führungskräften. Dabei bringt der Begriff genau das auf den Punkt, was Führung im Kern auszeichnet. Empathie beschreibt nämlich die Fähigkeit und den Willen, sich auf den Gegenüber einzulassen, dessen Motive und Emotionen nachzuvollziehen und dieses Verständnis als Grundlage für die Zusammenarbeit im Team zu nutzen, die für den Unternehmenserfolg grundlegend sind.
Die Synergien des “Wir-Gefühls”
Am Ende dieser Gleichung von authentischem Interesse für den Kollegen und pragmatischem Sinn für Lösungsansätze steht im Optimalfall das “Wir-Gefühl”. Ehrgeiz und Effizienz werden dadurch emotional geerdet. Gerade in herausfordernden Zeiten ist dieser Spirit wichtig, um gute Leistung zu bringen. Denn nichts verleiht mehr Ausdauer und Durchhaltevermögen als die Gewissheit, für die eigenen individuellen Qualitäten geschätzt zu werden und sie im Team in diesen herausfordernden Zeiten gewinnbringend einzusetzen.
Motivation ist keine Einbahnstraße
Wie wichtig diese Form des emotionalen Zusammenhalts ist, haben deutsche Führungskräfte begriffen. Deutschlands Unternehmenslenker, das zeigt das aktuelle Randstad Arbeitsbarometer, machen gegenwärtig einen richtig guten Job, wenn es um die Mitarbeiterführung und -fürsorge geht. Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer (74%) geben an, dass sich ihr Arbeitgeber intensiv um ihr Wohlbefinden während der Corona-Pandemie kümmert. Wer als Vorbild vorangeht, eine klare Haltung entwickelt und Rückgrat beweist, kann Mitarbeiter motivieren und dazu inspirieren, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Empathie fordert Führungspersönlichkeit
Empathie als Führungsqualität zu verstehen bedeutet, eine eigene Führungspersönlichkeit zu entwickeln und sie nach außen hin authentisch zu verkörpern. Mit anderen Worten: Ohne eine eigene Haltung kann ich keine Haltung zu meinen Kollegen und deren Position einnehmen. Deswegen hat Empathie nichts mit “Feel-Good”-Führung zu tun. Das soziale Gespür, das wir unter Empathie verstehen, bildet die Grundlage dafür, in schwierigen Situationen eine “klare Kante” zu zeigen, um das Wohl des Teams und des Unternehmens zu fördern. Häufig bedeutet das auch, dass sich Führungskräfte in ihrer Rolle als Vorgesetzte bewusst hinterfragen. Wie nehmen mich meine Mitarbeiter wahr? Welche Form von Führung, welche Entscheidungen erfordert die aktuelle Situation? Und wie kann ich meinen Kollegen durch mein Handeln und meinen Umgang mit Ihnen eine Orientierung und Perspektive bieten? Empathisches Führen heißt für mich eben genau das: Mein Unternehmen, mein Team, und die Rolle, die ich als ihre Führungskraft spielen kann, besser zu verstehen.
Weitere Tipps und Anregungen zu neuen Führungsstrategien finden Sie in Richard Jagers Beitrag im aktuellen Randstad Whitepaper “Nachhaltige Arbeit.”