Es ist ein großes Missverständnis, das weit verbreitet ist!

Es ist ein großes Missverständnis, das weit verbreitet ist!

Mein gestriges Gespräch mit einem Bekannten offenbart ein typisches Muster:

Er sagt, er müsse durchhalten bis zum Ende des Projekts in 14 Tagen, dann noch schnell einen neuen Mitarbeitenden einstellen und den Abschlussbericht schreiben. Danach werde es ihm besser gehen, schließlich stünde der Urlaub vor der Türe. Um das schaffen zu können, müsse er sich über Symptome, die sein Körper zeige, hinwegsetzen. So wäre das halt in der Führungsetage. Er wisse schon, dass es nicht gut sei. Doch jetzt müsse er „funktionieren“. Seine Gesundheit müsse warten.

Wir wissen, was sehr wahrscheinlich passieren wird, denn sein Muster ist uns beiden bekannt:

!      Er wird bis zum Urlaub auf dem Zahnfleisch gehen.

!      Wahrscheinlich wird er bis dahin fahrlässige Fehler machen und sich später darüber ärgern. (Im konstanten Stressmodus verengt sich der Blick und weniger weise Entscheidungen werden getroffen.)

!      Er wird im Urlaub krank werden und sein Abenteuerprogramm, auf das er sich seit Monaten freut, an sich vorbei segeln sehen, weil er zu schwach sein wird für jegliche Form von Aktivität.

!      Seine Symptome, die sich schon seit Wochen zeigen und er mit Schmerz- und Schlafmitteln unterdrückt, werden aufblühen.

!      Sein Frust wird steigen.

!      Der Körper wird in der nächsten Stressschleife hängen, denn mein Klient möchte Urlaub machen statt krank zu sein.


Worst case? Nein – es sind biologische Prozesse, die ablaufen. Es ist unsere Natur. Ob es uns gefällt oder nicht.

Wenn wir lange genug wegschauen, dürfen wir irgendwann um so genauer hinsehen. Der Körper holt sich, was er braucht. Wenn wir unseren Körper und seine Bedürfnisse nicht verstehen, ist die Gefahr groß, dass wir die Regenerations-Zeit zu knapp bemessen. Ein kranker Körper braucht Zeit für die Genesung. Das physiologische Gleichgewicht muss gesichert werden. Das ist die Phase, in der wir nichts machen, Löcher in die Luft starren und schöne Musik hören. Erst danach kommt die aktive Regenerations-Phase: leichte Bewegung, leckeres Essen, in der Natur sein, aktives Entspannen (= Urlaub?).

Damit deute ich an, dass ein Urlaub je nach Bedarf länger dauern sollte als 7-14 Tage. Es ist fatal, wenn wir aus der passiven Regenerationsphase zurück an den Arbeitsplatz fallen. Dann haben wir keine Kraftreserven aufgebaut! Doch: Wer geht heute schon drei oder vier Worten lang in Urlaub? Mein Bekannter wird sich 10 Tage gönnen. Mehr gehe nicht.

Wo ist das Missverständnis? Das liegt in der Idee „Durchhalten zu müssen“ und durch blumige Ideen im Kopf „den Körper ausschalten zu können“. Wir können viel besser mit unserem (Körper-)System arbeiten als dagegen oder sogar ohne ihn. Das machen wir am besten im Arbeitsalltag und nicht erst am Wochenende oder im Urlaub. Das schont unsere Ressourcen und unsere Nerven.

Wie sieht das bei Dir aus?

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